Château du Tertre
Von den Arsacs bis zu den Helfrichs
Die ersten Spuren des heutigen Château du Tertre lassen sich bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen, als die Seigneurs von Arsac das Gebiet über vier Jahrhunderte hinweg prägten. Im Jahr 1590 heiratete Jacquette d’Arsac den Bruder des Philosophen Michel de Montaigne – ein Detail, das die kulturelle Verflechtung des Gutes bereits in frühen Jahrhunderten dokumentiert. Entscheidende Wendepunkte folgten im 17. Jahrhundert, als das Gut in den Besitz der weitverzweigten Familie de Ségur überging. Diese war maßgeblich an der Entwicklung zahlreicher renommierter Châteaux beteiligt, darunter Latour, Lafite, Mouton sowie Calon-Ségur.
Ein besonderer Meilenstein war das Jahr 1724, in dem Pierre Mitchell – ein aus Irland stammender Glasmacher und Pionier der industriellen Flaschenherstellung in Frankreich – einen Teil des Anwesens erwarb. Zwölf Jahre später ließ er die Grundsteine für das heutige Château legen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts sorgten Besitzer wie Henri de Valade und Baron Henri de Koenigswater für weltweite Bekanntheit. In den 1960er Jahren begann Philippe Capbern Gasqueton mit umfassenden Rebenneupflanzungen nach dem verheerenden Frost von 1956. Der nächste Eigentümerwechsel folgte 1997 mit dem Verkauf an Eric und Marie-Louise Albada Jelgersma. Seit 2021 liegt die Leitung bei der elsässischen Familie Helfrich, die das Erbe mit neuer Energie fortführt.
Biodynamie und Ökobalance
Mit der Übernahme durch die Familie Helfrich begann auf Château du Tertre eine konsequente Hinwendung zu biodynamischen Anbaumethoden. Grundlage dieses Paradigmenwechsels ist das Verständnis von Weinbau als ausgewogenes Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur.
Bereits seit 2008 war eine tiefgreifende Analyse der Böden erfolgt, begleitet von einer parzellenweisen Neuanlage der Reben. Heute werden rund 80 % der Rebflächen biodynamisch bewirtschaftet. Präparate auf pflanzlicher, tierischer und mineralischer Basis kommen im Rhythmus der Mondphasen zum Einsatz, um die Vitalität der Reben und die Mikrobiologie der Böden gezielt zu fördern.
Ein zentrales Element dieser ganzheitlichen Herangehensweise ist die Wiederherstellung eines funktionalen ökologischen Gleichgewichts. Drei Kilometer neu angelegter Hecken bieten inzwischen Lebensraum für Nützlinge wie Insekten und Vögel, die natürliche Gegenspieler potenzieller Rebschädlinge darstellen. Das Weingut wird flankiert von Wiesen, Gehölzen, einem Bachlauf und einer Vielfalt an Vegetationszonen, die als ökologische Korridore fungieren.
Diese steigende Biodiversität trägt zur Stabilisierung des Weinbergs bei – nicht nur aus ökologischer Sicht, sondern auch mit Blick auf die Widerstandsfähigkeit und Qualität der Reben. Die biodynamische Praxis auf Château du Tertre versteht sich somit als stille, aber wirkungsvolle Medizin des Bodens.
Geologie mit Geschichte
Gelegen auf einem der höchsten kiesreichen Kuppen des Médoc, rund 24 Meter über dem Meeresspiegel, bietet das Weingut Château du Tertre ein Terroir von beeindruckender geologischer Tiefe. Die Ursprünge dieser Böden reichen zurück in die Eiszeiten des Quartärs, in denen starke Winde Sedimente aus den Pyrenäen herantrugen. Diese Ablagerungen aus Kies, Sand und Ton bilden heute das Fundament des 80 Hektar umfassenden Guts, von denen 52 Hektar unter AOC Margaux klassifiziert sind.
Die oberen Bodenschichten bestehen aus einer Mischung feiner, tiefgründiger Kiese, durchsetzt mit Sand und Ton – auf diesen nährstoffarmen, aber drainagestarken Böden entfalten die Reben ihr volles Potenzial. Unterhalb liegen tonhaltige Substrate, die Wasser speichern und dem Wurzelwerk Stabilität sowie Frische verleihen.
Die unterschiedliche Zusammensetzung der Böden, mit kiesdominierten Erhebungen und sandigeren, kühleren Lagen in den Niederungen, erlaubt eine präzise Differenzierung der Rebsorten nach Standort. Hier wächst nicht nur Cabernet Sauvignon auf kiesigem Hochplateau, sondern auch Chardonnay, Viognier und Gros Manseng auf kühleren, feinsandigen Parzellen. Das Terroir von Château du Tertre ist ein stiller Zeitzeuge, dessen Ausdruckskraft sich im Glas verdichtet.
Die Weine von Château du Tertre
Das Flaggschiff des Hauses ist Château du Tertre, ein klassischer Margaux mit dominierendem Cabernet Sauvignon (63 %), ergänzt durch Merlot (14 %), Petit Verdot (12 %) und Cabernet Franc (11 %). Diese Rebsortenkombination verleiht dem Wein Struktur, aromatische Komplexität und Eleganz. Während Cabernet Sauvignon für Rückgrat, Frische und seidige Tannine sorgt, bringt Merlot Fülle und Weichheit ein. Cabernet Franc liefert aromatische Frische, während Petit Verdot mit Würze, Farbintensität und Tiefe das Finale abrundet.
Les Hauts du Tertre ist der Zweitwein des Hauses – vinifiziert mit derselben Sorgfalt, jedoch zugänglicher in jungen Jahren. Fruchtbetont, würzig und geschmeidig, repräsentiert er einen zweiten Ausdruck des Terroirs.
Ein besonderes Kapitel stellt Tertre Blanc dar – ein Weißwein, dessen erste Vinifikation 2014 erfolgte. Die Rebsortenzusammensetzung (40 % Chardonnay, 28 % Sauvignon, 20 % Viognier, 12 % Gros Manseng) ist für die Region untypisch, doch auf den kühlen, sandig-kiesigen Böden unter dem Schutz eines Kiefernwaldes entfalten die Sorten eine bemerkenswerte Harmonie. Viognier liefert exotische Frucht und Würze, Chardonnay Eleganz und Struktur, Sauvignon Blanc bringt Frische, und Gros Manseng verleiht dem Wein Säure und Länge.
Zwischen Tradition und technischer Präzision
Mit der Durchführung detaillierter Bodenkartierungen ab 2008 begann auf Château du Tertre ein präzise abgestimmtes vinikulturelles Konzept. Jede Parzelle wird separat gelesen und ausgebaut, wobei moderne Kellereinrichtungen aus Holz, Edelstahl und Beton zum Einsatz kommen. Die Handlese erfolgt selektiv, unterstützt durch optische Sortierung, bevor die Trauben mittels Schwerkraft in die Gärbehälter gelangen.
Die Gärung selbst ist kein starrer Prozess, sondern eine Phase kontinuierlicher Beobachtung und Anpassung. Die Reifezeiten variieren je nach Jahrgang und Traubenzustand, die Extraktion erfolgt behutsam, um die Feinheit des Terroirs zu bewahren. Der Ausbau erfolgt ebenfalls parzellenbezogen. Ziel ist nicht die Erzeugung standardisierter Produkte, sondern die Interpretation eines spezifischen Jahrgangs unter den gegebenen natürlichen Bedingungen.
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Die Weine von Château du Tertre verbinden jahrhundertealte Tradition mit präziser, nachhaltiger Weinbereitung. Das außergewöhnliche Terroir, biodynamische Pflege und eine parzellengetrennte Vinifikation bringen charaktervolle, elegante und vielschichtige Weine hervor – Rot wie Weiß. Wer Authentizität, Tiefe und Herkunft im Glas sucht, findet hier ausdrucksstarke Gewächse mit klarem Profil und langer Geschichte. Kaufen Sie diese großartigen Weine aus dem Bordeaux bei Hawesko als Bereicherung für Ihren persönlichen Weinkeller.