Château Pavie
Vom Pfirsichgarten zum Grand Cru Classé A
Die Ursprünge des Châteaus reichen bis in die Spätantike zurück, als auf dem heutigen Rebland in Saint-Émilion zunächst Pfirsichbäume gedeihten. Diese gaben dem Weinberg auch seinen Namen: „Pavie“ leitet sich von der damaligen Pfirsichsorte ab.
Die Kultivierung von Wein begann auf dem Pavie-Hügel bereits im 4. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert war es der visionäre Bordeaux-Négociant Ferdinand Bouffard, der durch den Erwerb und die Konsolidierung mehrerer Parzellen – darunter Pigasse, Chapus, Fayard und Dussaut – die Grundlage für das heutige Château Pavie schuf.
Nach dem Ersten Weltkrieg setzte Albert Porte diesen Aufbau fort, indem er 1919 Pavie-Pigasse veräußerte und die verbleibenden Einzellagen zum heutigen Gut vereinte.
Ein Meilenstein war die Aufnahme in die Premier Grand Cru Classé „B“-Klassifikation im Jahr 1955, kurz nachdem Alexandre Valette das Gut 1943 erworben hatte. Sein Enkel Jean-Paul Valette führte es weiter, bis er es 1998 an Gérard Perse veräußerte.
Unter Perse, einem Unternehmer mit Hang zur architektonischen Ästhetik und kompromisslosem Qualitätsanspruch, erlebte das Gut eine umfassende Renaissance. Mit dem Neubau der Kellerei 2013, gestaltet vom Designer Alberto Pinto, verband sich technische Funktionalität mit gestalterischer Raffinesse – eine Hommage an die geduldige Kunst der Vinifikation.
Architektur der Präzision
Das Château verfolgt einen vinophilen Perfektionismus, der sich durch konsequente Handarbeit, vitikulturelle Disziplin und selektive Leseprozesse auszeichnet. Die Philosophie basiert auf der Annahme, dass großer Wein aus großer Geduld entsteht. Diese Haltung manifestiert sich nicht nur in der Vinifikation, sondern auch in der Gestaltung des Guts selbst – etwa im Bau der Kellerei, deren Bögen an die Bahnhofshalle einer alten Bastide erinnern.
Diese Symbiose aus Geschichte, Technik und Natur bildet die emotionale wie funktionale Bühne für eine Vinifikation, die auf Balance und Präzision setzt.
Die Traubenlese erfolgt manuell in kleinen Kisten, gefolgt von einer zweifachen Selektion. Die Maischegärung geschieht in 20 temperaturgesteuerten Holzbottichen über drei Wochen, gefolgt von der malolaktischen Gärung in Barriques.
Der Ausbau variiert je nach Jahrgang, umfasst jedoch bis zu 100 % neue Eichenfässer für 18 bis 32 Monate. Im Zusammenspiel mit niedrigen Hektarerträgen (rund 30 hl/ha) entsteht ein Wein mit strukturierter Tiefe, der das Terroir präzise widerspiegelt.
Die oenologische Leitung liegt seit 1998 in den Händen von Jean-Baptiste Pion, einem Absolventen der Oenologieschule von Bordeaux, unterstützt von dem beratenden Önologen Bruno Lacoste.
Komplexität aus Kalkstein
Die Rebflächen verteilen sich auf drei klar abgegrenzte geologische Formationen, deren natürliche Komplexität zu den wertvollsten im Bordelais zählt. Die oberste Ebene, das Kalksteinplateau, liegt etwa 85 Meter über der Dordogne.
Es besteht aus weißen lithischen Kalkböden über sogenanntem Asterienkalk – einer fossilen Kalksteinformation mit hoher Wasserspeicherfähigkeit. Hier wurzeln hauptsächlich Merlot-Reben, die von der feinen Balance aus Feuchtigkeit und Drainage profitieren.
Die mittlere Hanglage, in rund 55 Metern Höhe, besteht aus fein strukturierter brauner Erde auf Molasse du Fronsadais. Dieses ton-kalkhaltige Terrain bildet die Grundlage für Cabernet Franc, der dort optimale Bedingungen für frühe Reife und aromatische Tiefe findet.
Die untere Hanglage auf etwa 35 Metern Höhe ist von colluvialem Ton-Kalkstein sowie sandigem Lehm geprägt – ein durchlässiger Boden, der vor allem Cabernet Sauvignon beherbergt.
Die südliche Ausrichtung, die Hangneigung mit natürlicher Entwässerung und die Schutzwirkung durch den Westwind schaffen ein Mikroklima mit minimalem Frostrisiko – ideale Voraussetzungen für ein gesundes, gleichmäßig gereiftes Lesegut.
Spiegel des Bodens
Die stilistische Signatur von Château Pavie ist Ausdruck der jeweiligen Terroirs und Rebsorten. Der Hauptanteil von rund 60 bis 70 % Merlot verleiht den Weinen Volumen, Tiefe und dunkle Fruchtaromen.
Ergänzt wird dieser Charakter durch 20 bis 25 % Cabernet Franc, der mit floralen Noten, feiner Struktur und aromatischer Länge überzeugt. Die verbleibenden 10 bis 15 % Cabernet Sauvignon, vornehmlich aus den wärmeren, sandig-lehmigen Lagen der Unterhänge, liefern Rückgrat, Tanninstruktur und Lagerpotenzial.
Seit dem Jahrgang 2005 firmiert der Zweitwein unter dem Namen Arômes de Pavie. Er entsteht aus jüngeren Rebanlagen sowie Fässern, die bei der strengen Selektion für den Grand Vin nicht berücksichtigt werden.
Trotz dieser Differenzierung wird auch dem Zweitwein dieselbe Sorgfalt zuteil. Mit einer Jahresproduktion von rund 70.000 Flaschen beim Erstwein und etwa 30.000 Flaschen beim Zweitwein gehört das Château zu den präzise geführten, aber keinesfalls großvolumigen Crus von Saint-Émilion.
An der Spitze von Saint-Émilion
Die Entwicklung des Weinguts zu einer Spitzenadresse des Bordelais ist eng mit dem Jahr 2012 verbunden, als das Gut in die höchste Klassifikation Premier Grand Cru Classé A aufgenommen wurde. Diese Einordnung gilt nicht nur als Auszeichnung für kontinuierliche Qualität, sondern auch als Bestätigung der außergewöhnlichen geologischen, klimatischen und vinifikatorischen Rahmenbedingungen.
Auch architektonisch hat sich das Weingut mit dem 2013 eröffneten Neubau als Ikone etabliert. Die Anlage verbindet klassische Bordeaux-Ästhetik mit moderner Zurückhaltung, wobei insbesondere die raumgreifende Glasfassade als Ausdruck des Dialogs zwischen Innen und Außen verstanden werden kann – zwischen Handwerk und Natur, zwischen Geduld und Innovation.
Innerhalb der Saint-Émilion-Appellation gilt der Standort mancherorts als „schönster Punkt der Region“: mit Blick auf das Dorf zur einen Seite und auf das Tal der Dordogne zur anderen. Château Pavie ist damit nicht nur ein Ort der Weinbereitung, sondern auch ein Ort der Reflexion über das Wesen großer Weine.
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Pavie Saint-Êmilion zählt nicht zu den bekanntesten Adressen im Bordeaux, steht aber den Häusern mit einer weitaus größeren Reputation in nichts nach. Die Weine, die hier entstehen, sind eine Bereicherung für jeden Weinkeller und jede Bordeaux-Kollektion. Profitieren Sie von unseren über 6 Jahrzehnten hinweg gewachsenen Beziehungen ins Bordeaux