Sella & Mosca
Dreimal Terroir, bitte!
Sella e Mosca sind genau genommen drei Weingüter. Das Stammhaus in Alghero sowie zwei weitere in Sulcis und Gallura. Während in Alghero und Sulcis Rotweine die wichtigste Rolle spielen, liegt in Gallura das Augenmerk auf dem weißen Vermentino di Gallura DOCG. Das roten Steckenpferd von Sella e Mosca ist der Marchese di Villamarina. Ein Cabernet Sauvignon, der überraschend „sardisch“ und so gar nicht „international“ schmeckt. Die Weine von Sella e Mosca sind echte Charakterweine mit lokaler Identität und internationaler Klasse. Und auf dem italienischen Festland lassen sich wohl kaum vergleichbare Weine zu solch schmackhaften Preisen finden.
Sardinien, der Weinbau und Sella e Mosca
Zwar gewannen die Sarden bereits zu Römerzeiten Rebensaft aus lokalen Trauben; doch blickte man vom Festland eher wegen des Fischfangs auf Sardinien als wegen der Weine. Lange kamen von der Insel vor allem Deckweine, die den feineren Norditalienern im Verschnitt Farbe, Alkohol und Körper beisteuern sollten. Doch seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts schreitet der Qualitätsweinbau auf Sardinien voran. Seit 1996 gibt es auf Sardinien mit dem Vermentino di Gallura DOCG eine Appellation der höchsten Klassifikation. Der Platzhirsch unter den roten Reben der Insel ist Cannonau. Sardinien war vom frühen 16. Jahrhundert bis 1714 in spanischer Hand. Die Sarden behaupten noch heute, die Spanier hätten ihnen damals ihren Cannonau aufs Festland entführt und ihn unter dem Namen Garnacha zu vermarkten begonnen (die Spanier sind sich allerdings sicher, sie hätten ihn damals nach Sardinien gebracht…). Im Keller von Sella e Mosca entstehen aus dieser Rebsorte würzige, aber feine Rotweine. Unter den Weißweinen ist neben dem Vermentino besonders der Torbato zu erwähnen, eine autochthone Rebsorte der Insel.
Sella und Mosca, zwei echte piemonteser Sarden
1899 wurde das Weingut von Erminio Sella und Eduardo Mosca gegründet. Erminio war Ingenieur, Eduardo Rechtsanwalt. Beheimatet waren beide im wohlhabenderen italienischen Norden. Auf einem Jagdurlaub auf Sardinien erkannten Sella und Mosca das rohe und unverbrauchte Potential der Insel. Trotz einmaliger Voraussetzungen konnten die Weine mit denen ihrer Heimat nicht mithalten. Noch nicht, denn Sella und Mosca fassten das Ziel, auf Sardinien Weine von internationaler Klasse zu erzeugen. Die Küste in diesem Teil Sardiniens war zwar landwirtschaftlichen erschlossen; allerdings grasten Schafe auf wüchsigem Weideland. Schafe aus deren Milch später der bekannte Pecorino gewonnen wird. Daher mussten zu Beginn einige Steine aus dem Weg geräumt werden. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn um Reben auf den nährstoffreichen, aber steinigen Böden zu pflanzen, wurden erst einmal zahlreiche Felsbrocken weggesprengt. Schnell wuchs das Weingut zu einem der bedeutendsten Häuser Sardiniens heran. Neben dem Stammhaus in Alghero ganz im Norden der Insel entstanden zwei weitere Produktionsstätten. Eine am Südzipfel der Insel in der DOC Sulcis eine weitere im Nord-Westen in der DOCG Vermentino di Gallura. Heute ist Sella e Mosca die No 1 Sardiniens und eines der größten Weingüter Europas.
Sella e Moscas Tempel der Weine
An der Spitze des Sortiments steht der Marchese di Villamarina. Bei Cabernet Sauvignon im Schlaraffenland der Rebsortenvielfalt liegt der Verdacht önologischer Gentrifizierung natürlich nah. Doch Sella e Mosca gelingt es, den Weltenbummler Cabernet Sauvignon in ein echt sardisches Gewandt zu stecken. Keine Spur von Beliebigkeit und Austauschbarkeit, was so manchen Cabernet außerhalb seiner bordelaiser Heimat prägt. Stattdessen ein Wein, der die schroffe und pure sardische Küste wiederspiegelt. 18 Monate reift der Wein im Holzfass und 18 weitere auf der Flasche. Danach kommt der Wein auf den Markt, was nicht heißt, dass er die Flasche direkt nach dem Kauf verlassen muss. Cabernet Sauvignon kann reifen und der Marchese di Villamarina erst recht. Der Wein ist mit genug Tannin ausgerüstet um viele Jahre Freude zu bereiten. In den Kellern von Sella e Mosca lagert eine beeindruckende Jahrgangstiefe. Vergleichbar mit den Jahresringen eines Baumes kann man mit diesen Weinen durch die Geschichte reisen. Cabernet Sauvignon reagiert sehr feinfühlig auf Jahrgangsunterschiede. Warme Jahre bringen extraktreiche, volle Weine hervor. Cabernets aus kühleren Jahren feiner und graziler. Der Marchese di Villamarina stellt Sardinien also dar wie es ist. Ganz pur, direkt und jedes Jahr aufs Neue großartig.
Reifes von der Insel
Reif für die Insel
Als letzte Abenteuerinsel Europas bezeichnet Lonely Planet Sardinien. Und wie ein Abenteuerroman liest sich auch die Geschichte der Insel. In den letzten 3000 Jahren war Sardinien das Ziel zahlreicher Eroberungsfeldzügen. Und so finden sich zahlreiche Einflüsse der Bewohner vergangener Zeit auf der Insel. Besonders eindrucksvoll lässt sich das an den Ruinen von Tharros ablesen. Dort können Besucher Überbleibsel eindrucksvoller Architektur aus römischer und vorrömischer Zeit bestaunen. Selbstverständlich lässt es sich auf Sardinien auch einfach abschalten. Die weiten Strände und verwunschenen Wälder bieten genug Raum für Entspannung. Die fast schon kitschig schönen Strände dürfen aber nicht über gelegentliche Unwetter vor Sardinien hinwegtäuschen. Zahlreiche sanken bereits vor der Küste Sardiniens. So hat sich die Insel mittlerweile als Mekka für Taucher entwickelt. Wie so häufig ist die Kulinarik, das offene Tor in eine andere Kultur. Am besten passiert man dieses Tor in einem Restaurant der zahlreichen pittoresken Dörfer. Fraglos ist die Fülle und Qualität an Fischen, Muscheln, und Krustentieren auf der Insel Sardinien phänomenal. Doch zum Nationalgericht Sardiniens hat sich Spanferkel entwickelt. Über offenem Feuer wird das Jungtier im Ganzen gegrillt und mit sardischem Honig glaciert. Zusammen mit den kräftigen, aber finessenreichen Weinen der Insel ein simpler Hochgenuss.