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Likör

Süße Spirituose mit Früchten, Kräutern oder Sahne

Liköre zeichnen sich durch einen hohen Zuckergehalt aus – das ist aber auch schon die einzige Gemeinsamkeit der Spirituosen Gattung der Liköre. Die Vielfalt der Produkte, Zutaten und Erzeuger kennt keine Grenzen. Es gibt zahllose Liköre, die sich durch Sahne, Kräuter, Frucht oder weitere Zutaten in jeglicher Hinsicht stark unterscheiden. Sahnige Liköre aus Irland haben so wenig mit deutschen Kräuterlikören gemein wie spanischer Orangenlikör mit skandinavischem Lakritzlikör oder Eierlikör mit Amaretto. Die Auswahl ist so reichhaltig wie die Geschmäcker verschieden.

 

Was ist Likör?

Likör ist eine süße, aromatisierte Spirituose. Ihr Name kommt vom lateinischen Wort liquor (= Flüssigkeit). Wesentlich für Liköre ist ihr hoher Zuckergehalt von mindestens 100 Gramm pro Liter. Geschmacklich bietet diese Spirituose eine große Bandbreite: Es gibt zum Beispiel Sahnelikör, Zitronenlikör, Amaretto, Cassis und Kräuterlikör. Die meisten europäischen Länder haben ganz bestimmte Vorlieben für Liköre. So verkauft sich in Deutschland besonders gut Kräuterlikör, in Spanien Orangenlikör und in Skandinavien Lakritzlikör.

Nach EU-Richtlinien muss das entsprechende Getränk einen Alkoholgehalt von mindestens 15 Prozent aufweisen. Nur die wenigsten Liköre liegen über 50 Prozent – meistens handelt es sich dabei um besonders süße Varianten mit 250 Gramm Zucker pro Liter wie bei den französischen Crèmes, die hauptsächlich in Cocktails vorkommen. Die Herstellung von Likör beruht auf dem Mazerationsverfahren, also auf in Alkohol eingelegten Aromen.

Likör herstellen

Die Verfahren zur Herstellung von Likör sind sehr vielfältig. Gemeinsam ist allen die Mazeration. Hierfür legt der Produzent die speziellen Zutaten für sein Rezept in Alkohol ein. Das können sowohl Früchte und Wurzeln als auch Kräuter sein. Aber auch künstliche Aromastoffe sind zugelassen. Als weitere Zutat darf Zucker nicht fehlen. Wichtig ist, dass es sich bei der Basis um reinen Alkohol handelt. Die Zutaten geben nun nach und nach ihre Geschmacksstoffe an das Mazerationsprodukt ab. Je länger die Mazeration dauert, umso intensiver ist der Geschmack des Endprodukts. Häufig finden anschließend noch eine oder zwei Destillationen statt.

Damit die Spirituose trinkbar ist, setzen die Hersteller nach dem Brennen Wasser zu. Bei den sogenannten Emulsionslikören ist dieser Vorgang zentral. Eine Emulsion ist eine Mischung aus zwei nicht-löslichen Stoffen. Neben Wasser kommen zum Beispiel Sahne oder Eigelb infrage. So entsteht Eier- oder Sahnelikör. Die Wahl des Lösungsmittels, die jeweiligen Zutaten und die Dauer der Mazeration machen die große Vielfalt der Liköre aus.

Die Geschichte des Likörs

Griechen und Römer kannten bereits aromatisierte Weine, die unseren heutigen Likören ähneln. Im 13. Jahrhundert kam die Destillation mit den Kreuzfahrern aus der alten Welt nach Europa. In den folgenden Jahrhunderten waren es allen voran Mönche und Apotheker, die diese Techniken zur Herstellung alkoholischer Getränke weiterentwickelten. Die Mazeration diente zunächst rein medizinischen Zwecken: Die Erfinder wollten die Wirkstoffe der Heilpflanzen mithilfe von Alkohol herauslösen und haltbar machen. Der Rektor der medizinischen Fakultät in Montpellier, Arnaldo von Villanova, erkannte schon damals, dass die bittere Medizin nicht trinkbar war, und fügte ihr Honig zu.

Bald schon gab es erste Genießer, die weniger an der medizinischen Wirkung der Liköre interessiert waren. Ab dem 14. Jahrhundert stieg die Spirituose in Adelskreisen zu einem beliebten Getränk auf. Andere Bürger konnten sich aufgrund der hohen Zuckerpreise keinen Likör leisten. Bei der Hochzeit von Heinrich II. mit Katharina von Medici im Jahr 1532 waren nachweislich Spezialisten für die Likör-Herstellung unter den Gästen. Nachdem günstigere Zuckermittel, zum Beispiel aus der Karibik, für den europäischen Markt zugänglich geworden waren, stieg die Produktion an. Die Hersteller kreierten nun ihre eigenen Rezepte und setzten sich mit unterschiedlichsten Zutaten voneinander ab. Manche Traditionsunternehmen berufen sich heute noch auf ihre frühen Gründungen, zum Beispiel der Klosterlikör Chartreuse (18. Jahrhundert), der niederländische Bols (16. Jahrhundert) oder die deutsche Verpoorten-Dynastie (1876 gegründet).

Kräuter, Sahne oder Eier – welche Liköre trinkt man heute?

In Deutschland erfreuen sich sämtliche Liköre großer Beliebtheit. Den größten Absatzmarkt bilden aber die Halbbitterliköre, gefolgt von Eier- und Sahnelikören. Ein Drittel des gesamten Spirituosengeschäfts geht auf Liköre zurück. Das liegt vor allem daran, dass sie so unterschiedlich sind und sich ideal als Mixgetränke eignen.

Likör richtig genießen

Likörfreunde wissen, dass sie die Flasche vor dem Einschenken gut schütteln sollten. Der hohe Zuckergehalt dieser Spirituose führt nämlich dazu, dass sich am Flaschenboden süße und schwere Partikel absetzen. Wer seinen Likör langsam genießt, der sollte auch das Glas ab und an in der Hand schwenken. Pur lassen sich Liköre am besten aus ihrem spezifischen Glas genießen. Ob gekühlt oder bei Zimmertemperatur, ist je nach Likör zu entscheiden. Grundsätzlich gilt, dass man hochwertige Liköre nicht eiskalt serviert. Liebhaber der süßen Spirituosen wissen in jedem Fall, warum schon Wilhelm Busch dichtete: „Es ist ein Brauch von Alters her, wer Sorgen hat, hat auch Likör“.

Likör-Longdrinks und Cocktails

Keine Cocktailbar kommt ohne Likör aus. Sie bilden die Grundlage oder Ergänzung für unzählige Longdrinks und Cocktails. Dauerbrenner unter den verlängerten Likören sind der Campari mit Orangensaft oder Soda sowie der Southern Comfort mit Zitronensaft und Cola oder der White Russian mit Kahlua, Milch oder Sahne und Wodka.

Cocktails mit Likör machen gewöhnlich über drei Viertel jeder Getränkekarte aus. Zum einen gibt es die karibischen Varianten wie die Piña Colada aus Kokoslikör mit Rum, Sahne, Ananas und Eis oder die Batida Brasil mit Ananassaft, Batida de Côco und frischer Ananas. Für Sahnefreunde, die es klassischer mögen, ist ein B-52 mit Triple-Sec, Sahnelikör und Kahlua empfehlenswert. Aber auch süßsaure Cocktails wie der Amaretto Sour mit Zitronensaft, Zuckersirup und Orangensaft sind beliebt. Wer glaubt, Eierlikör sei eine verstaubte Spirituose, dem ist ein Eierlikör-Daiquiri aus buntem Zucker, Zuckersirup, Eierlikör und Zitronenlimonade zu empfehlen.

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