Meerlust Wine Estate
Geschichte und Menschen des Weinguts Meerlust
Der Deutsche Henning Huising wanderte 1693 nach Südafrika aus und ließ sich am Kap der guten Hoffnung nieder. Seine Farm nannte er „Meerlust“, was übersetzt „Freude der See“ bedeutet. Nur fünf Kilometer von der False Bay entfernt liegt das noch heute genutzte Haupthaus des Anwesens am Eereste River. Es gilt als Nationaldenkmal und zieht Besucher mit seiner schönen Lage und den angenehm kühlen Meeresbrisen in seinen Bann. 1756 begann die erste Generation der Myburgh Familie mit dem Anbau von Reben – heute führt Hannes Myburgh diese Tradition in 8. Generation fort.
Der Weg des heutigen Inhabers von Meerlust führte ihn von einem Kunststudium in Stellenbosch über Frankreich und England bis in die Heimat seiner Vorfahren: Er studierte in Geisenheim Weinbau. Anschließend vertiefte Myburgh sein Wissen im Chateau Lafite und beim Weingut Von Oetinger, ehe er nach Südafrika zurückkehrte. Lange unterstützte ihn der Kellermeister Chris William, bis 2020 Wim Truter an dessen Stelle trat. Er ist ein in Stellenbosch studierter Önologe und fand seinen Weg über Frankreich und Italien ans Kap. Mit Albie de Wall als Manager und Eddie Turner als Marketing Chef ist das Unternehmen bestens aufgestellt, um seine feinen Bordeauxweine weltweit zu vermarkten.
Soziale Verantwortung bei Meerlust
Die Myburgh Familie besitzt einen eigenen Fond, den sie nutzt, um ihre Angestellten sowie Weinbauern der Region Stellenbosch zu unterstützen. Ein soziales Projekt ist z.B. “Compagniersdrift”, das Empowerment für schwarze Landarbeiter leistet. Seit 2009 fördert die Stiftung langfristig Angestellte, um ihre finanzielle Situation zu verbessern. Sie erhalten nicht nur die Möglichkeit, günstig auf dem Land von Meerlust zu wohnen, sondern sind auch beteiligt am Meerlust Workers‘ Trust, sodass sie von Einnahmen aus Weinverkäufen profitieren. Seit 2015 gibt es eine eigene Linie der Stiftung, deren Profit zur Finanzierung des Projekts beiträgt.
Weiterhin engagiert sich Meerlust sozial, indem das Unternehmen Bauern der Region im Rahmen von Compagniersdrift günstige Bedingungen zur Abfüllung ihrer eigenen Weine anbietet. So können kleine Winzer die Infrastruktur des großen Betriebs nutzen und müssen nicht weite Wege und unnütze Kosten in Kauf nehmen. Weitere Projekte wie eine Wirtschaftsschule sind bereits in Planung. Mit dem Angebot einer Ganztagsbetreuung für Kinder nimmt Meerlust seinen Angestellten eine weitere Bürde ab. Seit 2011 arbeitet das Weingut dazu mit dem Nachhaltigkeitsinstitut in Lynedoch zusammen.
Die Böden und die Weinberge von Beringer
Die Weinberge von Beringer liegen nur wenige Kilometer von der Küste entfernt. Hier wehen immer frische Ozeanwinde, die das heiße Kima des Kaps angenehm abkühlen. Die Trauben profitieren von einem langsamen Reifevorgang und können ihr volles Aroma ausbilden. Der Großteil der Niederschläge ereignet sich im Winter, die Gegend liegt jedoch immer wieder unter einer feinen Tauschicht. Bleibt dieser wünschenswerte Niederschlag aus, müssen die Weinmacher von Beringer ihre Rebstöcke öfters zusätzlich bewässern.
Die Böden rund um den Gutssitz von Beringer bestehen aus Ton und Granit in verschiedensten Formen. Vor 160 Millionen Jahren lagerte sich der Granit als Folge von vulkanischen Verschiebungen ab. Darüber konnte sich eine fruchtbare Tonschicht bilden. Je nach Rebsorte lieben die Trauben diese Beschaffenheit: Der Chardonnay wächst zum Biespiel auf Schwemmböden entlang des Eereste River, der Pinot Noir mag die kühle Lage von Meerlust. Die Merlottrauben finden sich hauptsächlich auf Tonböden und die Cabernets bevorzugen den Granit, um ihren charakterstarken Geschmack herauszubilden.
Die Weine von Meerlust
Der Rubicon, der einst die Außengrenze des römischen Reichs bildete, war Namensgeber für einen neuen Blend, den Meerlust 1980 hervorbrachte. Nico Myburgh, der Vater des heutigen Gutsbesitzers, entdeckte bei einer Reise nach Bordeaux seine Begeisterung für die dortigen Rebsorten. Er erkannte, dass das Eereste River Tal ganz ähnliche Bedingungen hatte wie die französische Region. Aus Cabernet Sauvignon, Merlot und einem kleinen Teil Cabernet Franc schuf er nach seiner Rückkehr einen neuen Blend nach Bordeaux-Vorbild. Der Name „Rubicon“ soll eine Anspielung darauf sein, dass Caesar diesen Fluss mit den Worten „Die Würfel sind gefallen“ überschritt und ein neues Zeitalter einläutete. Nichts weniger beanspruchen die Weinmacher von Meerlust für sich.
Neben dem Rubicon sind es vor allem die anderen Rotweine, die zum Prestige des Hauses beigetragen haben. Ein üppiger Meerlust Red aus dem WO Stellenbosch zeugt von qualitativ hochwertigem Können der Winzer. Samtig am Gaumen und mit Aromen von Pflaume, Brombeere und Kirsche angereichert strahlt der Wein in tiefen Purpurrot. Ein Meerlust Chardonnay von 2018 zeigt, dass die Familie Myburgh aber auch Weißwein kann – der fruchtige Tropfen mit seinem mittelkräftigen Körper und der exotischen, reifen Fruchtnote überrascht mit zusätzlicher Mineralität. Eine große Komplexität im Aroma und ein schöner Nachklang runden das Geschmackserlebnis gebührend ab.