Das Weinbaugebiet Corbières im Süden des Languedoc, das sich vom Mittelmeer rund um die quirlige Stadt Narbonne bis 50 Kilometer tief in das Landesinnere auf 600 Meter über null erstreckt, profitiert ganz entschieden von zwei Faktoren, die für die gesamte Weinregion Languedoc entscheidend sind: von der warmen Mittelmeerküste – hier zählt man über 320 Sonnentage im Jahr – und den frischen Winden sowie der geografischen Struktur dieser Region. In den letzten Jahrtausenden war diese Gegend ständig in Bewegung. Das Resultat ist eine große Vielfalt verschiedener Böden wie Ton, Schiefer, Sandstein und Korallenkalk. Für französische Weinbauern, die dem spezifischen Verhältnis von Böden und Reben eine entscheidende Bedeutung zumessen, ein ganz besonderes Terroir für Rotweine, Weißweine und natürlich für einen herausragenden Rosé.
Der Rosé: Sommerwein aus Rotweintrauben
Die Appellation d’Origine Contrôlée (AOC) Corbières könnte man in vier Zonen unterteilen: Hautes-Corbières, Corbières-Méditerranée, Corbières Centrales und Corbières d’Alaric. Corbières-Boutenac hingegen ist seit 2005 eine eigene Appellation, deren Rotwein als „Cru du Languedoc“ eingestuft wurde. Bei den in der Appellation AOC Corbières angebauten Rebsorten handelt es sich zu 90 % um Rotweine, die aus mindestens zwei der Hauptrebsorten Carignan Noir, Grenache Noir, Syrah und Mourvèdre hergestellt werden. Gerade die Mischung dieser Trauben macht die Stärke der Rotweine aus. Die wind- und hitzebeständige Carignan gibt dem Wein seinen typischen Charakter, Grenache Volumen und Tannine, Syrah Haltbarkeit und Mourvèdre seine Kraft. Es mag nicht verwundern, dass auch die hier immer beliebter werdenden Roséweine von dieser „Corbières Cuvée“ profitieren.
Der Rosé hat sich von einem Restewein französischer Weinbauern zu einem beliebten sommerlichen Klassiker entwickelt. Inzwischen dürfte keine Pariser Bar mehr ohne ihn auskommen. Und auch in Deutschland gehört er inzwischen zu den Lieblingsweinen, gerade auf der sommerlichen Terrasse. Er wird in der Regel aus Rotweinreben gewonnen, die wie Weißweine nur sehr kurz gepresst und dann von den Schalen getrennt werden. In dieser kurzen Zeit gewinnt er aber Farbe und Tannine aus der Schale der Trauben, was ihm seine typische Farbe vom leuchtenden Dunkelrosa bis hin zu einem blassen Lachsrosa gibt. Der Zusatz von Weinen aus Weißweintrauben, wie er nach EU-Gesetzgebung eigentlich nicht vorgesehen ist, ist in der AOC Corbières erlaubt, allerdings nur bis zu einem Anteil von 10 %. Die Roséweine dieser Region spiegeln die Vielfalt des Terroirs in allen Facetten wider. Vom fruchtigen bis zum mineralischen Rosé ist hier alles dabei. Das Garrigue-Aroma, das würzige Noten von buschigen Bodenpflanzen wie Lavendel, Salbei, Rosmarin und Thymian beschreibt, ist bei ihnen ebenfalls so oft spürbar wie blumige Fruchtnoten.
Prägt einen guten Rosé: Die Persönlichkeit des Winzers
Aber nicht nur das Terroir entscheidet über den Charakter der Weine, es ist eben auch die Persönlichkeit des Winzers, die den Weinen ihre ganz eigene Note gibt. Unter ihnen findet sich etwa Gérard Bertrand von der Domaine de Villemajou, der nicht nur im Corbières, sondern auch in den angrenzenden Regionen unterwegs ist, aber seinen Kunden mit dem 2017er Villemajou Rosé einen gleichfalls fruchtigen wie würzigen Corbières-Rosé mit einer dezenten Barrique-Note einschenkt. Das Weingut La Cendrillon dagegen ist ein alteingesessenes Weingut in Ornaisons in der Nähe von Narbonne. Seit 1750 ist es in der Hand der Familie Joyeux. Die Familie fühlt sich der Natur, die auf ihren Gütern Rotweine allerbester Qualität hervorbringt, ganz besonders verpflichtet. 2013 ging das Weingut zum biologischen Landbau über, was sich in der Tropfen-Bewässerung und der Aufwertung der Böden mit Dung von Lämmern am deutlichsten zeigt. Ihre Rotweine wie z. B. „Nr. 1“ und „Inédite“ werden von Kritikern regelmäßig mit Bestnoten sowie mit Gold- und Silbermedaillen bedacht. Den „Minuit“, der Rosé aus dem Hause La Cendrillon, gibt es aktuell in den Jahrgängen 2016 und 2017. Er ist eine Cuvée aus 70 % Mourvèdre sowie aus je 15 % Grenache und Cinsault. Die Trauben wachsen auf den hoch gelegenen Terrassen am kleinen Fluss Orbieu auf Lehm- und Kalkböden in Südwestlage. Das Bouquet wartet mit blumigen Noten von Fliedern sowie Aromen von Zitrusfrüchten, Pfirsich und Passionsfrucht auf. Im Geschmack zeigt er sich zart, frisch und elegant. Damit ist er ein perfekter Begleiter für einen Nachmittag auf der Terrasse und ein gerne willkommener Botschafter Südfrankreichs.