3 Fragen zum nachhaltigen Weinbau in Kalifornien an Master of Wine Konstantin Baum:
Zum Thema nachhaltiger Weinbau in Kalifornien konnten wir einen prominenten und spannenden Gesprächspartner gewinnen: Konstantin Baum, jüngster deutscher Master of Wine aller Zeiten, Weltenbummler und Education Ambassador Europe für das California Wine Institute (den Verband der Weingüter in Kalifornien).
Was unterscheidet Kalifornien in Bezug auf nachhaltigen Weinbau von anderen Weinbauregionen?
Kalifornien ist nach den Ländern Italien, Frankreich und Spanien die viertgrößte Herkunftsbezeichnung für Wein in der Welt. Dass eine so große Region sich für die Nachhaltigkeit einsetzt, macht einen Unterschied und ist eine große, wenn nicht sogar die größte Initiative für den nachhaltigen Weinbau in der Welt. Die Mitglieder des Sustainable Winegrowing Program bewirtschaften immerhin 170.777 ha Rebfläche, was fast der doppelten Anbaufläche Deutschlands entspricht.
Wie erklären Sie sich, dass nachhaltiger Weinbau in Kalifornien einen so hohen Stellenwert hat?
Die ganze Region hatte immer schon einen Lifestyle, in dem die Nähe zur Natur stärker verankert war als anderswo. In den Großstädten wie San Francisco und Los Angeles finden Sie eine Vielzahl von veganen Restaurants … Trends wie Organic Food und eine gesunde Ernährung aus nachhaltiger Erzeugung waren hier viel früher ein Thema als an anderen Orten. Man spürt in Kalifornien eine große Bereitschaft, sich auf diese Dinge einzulassen und sich einzusetzen. Inzwischen sind die Kalifornier ja durch die verheerenden Waldbrände und den Wassermangel auch direkt von den Folgen des Klimawandels betroffen.
Was hat der Verbraucher davon, sich für einen nachhaltigen Wein zu entscheiden? Kann man „Nachhaltigkeit“ schmecken?
Man kann nicht schmecken, dass ein Wein nachhaltig erzeugt wurde. Ein Bio-Apfel schmeckt ja auch nicht anders als ein Apfel, der nicht von einem Bio-Bauern stammt. Mit einem Wein aus nachhaltiger Erzeugung hat der Verbraucher allerdings die Möglichkeit, direkt Einfluss zu nehmen und einen Beitrag zu leisten. Wer sich für einen Wein aus nachhaltiger Erzeugung entscheidet, trägt dazu bei, dass zukünftigen Generationen noch möglich ist, Landwirtschaft zu betreiben, das Wildleben zu erhalten und dafür zu sorgen, dass in Zukunft überhaupt noch Wein angebaut werden kann. Es ist eine Möglichkeit zu entscheiden, in was für einer Welt unsere Kinder aufwachsen sollen. Der Weingenießer hat die direkte Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Man hat natürlich mit dem Erwerb einer Flasche Wein aus nachhaltiger Erzeugung nicht gleich die Welt gerettet, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn die Verbraucher den Winzern zeigen, dass sie Wein aus nachhaltiger Erzeugung bevorzugen, hat das eine Signalwirkung für weitere Winzer und Regionen, die ihre Methoden dann ebenfalls nachhaltig optimieren.