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Nachhaltiger Weinbau in Kalifornien

Erfahren Sie alles über nachhaltigen Weinbau in Kalifornien

Veröffentlicht am 28. Oktober 2020
Über 1.300 Kilometer zieht sich die Küstenstraße von Eureka über Mendocino, San Francisco, Santa Barbara und Los Angeles bis nach San Diego. Wer über kalifornischen Weinbau nachdenkt, muss groß und weit denken. Doch trotz der schieren Größe und Vielfalt innerhalb des Staates gibt es eine Gemeinsamkeit: Nachhaltigkeit spielt eine immer größere Rolle in der Welt und das Paradebeispiel dafür sind die kalifornischen Winzerinnen und Winzer, ihre Weinberge und Keller. Die in Kalifornien angesiedelten Winzer und Weinkellereien haben sich ganz dem Land verschrieben und sind sehr darin bestrebt und bestärkt, eine lebenswerte Umwelt zu erschaffen. Die meisten dieser Unternehmen und Winzer betreiben seit Generationen Ihre Weinberge und geben diese an künftige Generationen weiter, wodurch Ihr Bestreben auch auf lange Sicht nachhaltig fortgeführt wird.

CSWA Sustainable Winegrowing Alliance: Allianz für nachhaltigen Weinbau 

2003 schlossen sich die Vereinigung der kalifornischen Weinbauern (California Association of Winegrape Growers) und die Vereinigung der kalifornischen Weinkellereien („Wine Institute”) in ihrem Bestreben enger zusammenzuarbeiten und Ihr Wissen zu teilen zur „California Association of Winegrape Growers“ (CAWG) zusammen.

Diese war aber nur der erste Schritt für ihre Bemühungen, sich der Nachhaltigkeit zu widmen und die California Sustainable Winegrowing Alliance (CSWA) zu gründen, die auf dem Engagement der Branche für Umweltschutz, soziale Verantwortung, Nachhaltigkeit sowie auf wichtigen Trends und erfolgreichen regionalen Bemühungen aufbaut. Als viertgrößte Weinbauregion der Welt verfügt Kalifornien somit über eines der umfassendsten und am weitesten verbreiteten nachhaltigen Weinbauprogramme der Welt, das eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung und Führung in Sachen Nachhaltigkeit fördert.

Auch ein Zertifizierungsprogramm „Certified California Sustainable Winegrowing“, ein Programm zur Zertifizierung durch Dritte, bietet die Möglichkeit, diese besondere Allianz und ihr Bestreben weiter auszubauen und weitere Mitglieder zu gewinnen.

Was ist nachhaltiger Weinanbau?

Nachhaltiger Weinbau ist eine umfassende Reihe von Praktiken, die umweltverträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich tragfähig sind. Nachhaltiger Weinbau wird von Weinbauern und Winzern in ganz Kalifornien genutzt, um Trauben und Wein von hoher Qualität anzubauen und herzustellen. Diese nachhaltigen Weinbergs- und Weinkellereipraktiken sparen Wasser und Energie, erhalten gesunde Böden, schützen die Luft- und Wasserqualität, verbessern die Beziehungen zu Mitarbeitern und Gemeinden, erhalten lokale Ökosysteme und den Lebensraum für Wildtiere und verbessern die wirtschaftliche Vitalität von Weinbergen und Weinkellereien.

Vorteile von nachhaltigen Weinanbau

Zusammengefasst ist nachhaltiger Weinanbau gut für die Umwelt.

Durch nachhaltigen Weinanbau werden die natürlichen Ressourcen geschont, die Luft- und Wasserqualität verbessert und es wird ein großer Teil zum Schutz des Ökosystems und dem Lebensraum von Wildtieren beigetragen.

Auch die Winzerinnen und Winzer profitieren nachhaltig, wie wir es in Kalifornien sehen.

Es werden sowohl natürliche als auch die menschlichen Ressourcen geschont; des Weiteren hilft es, Freiräume und Landschaften zu erhalten und einen wirtschaftlichen und kulturellen Beitrag für ihre Gemeinden zu leisten. Nachhaltigkeit leistet auch einen großen Beitrag dazu, ein günstiges Umfeld für Mitarbeiter und Nachbarn zu schaffen. 

Aber nicht nur Mensch und Natur profitieren, auch die Trauben und Weine. Denn die nachhaltigen Praktiken erfordern Sorgfalt und Aufmerksamkeit für Details und kontinuierliche Verbesserungen, die zu qualitativ hochwertigen kalifornischen Weintrauben und einzigartigen Weinen führen.

Methodiken des nachhaltigen Weinanbaus in Kalifornien

Nach gängiger Praxis kann nachhaltiger Weinanbau biodynamische oder biologische Anbaumethoden enthalten. Dabei werden unter anderem Schafe und Vögel zur Unkraut- und Schädlingsbekämpfung eingesetzt, Begrünung, Tropfbewässerung und Ablaufteiche, um Wasser einzusparen. Um Abfälle zu vermeiden, werden pflanzliche Überreste und Abfälle wiederverwertet oder zum Düngen genutzt. Außerdem spielen die Kontrolle von Luft- und Wasserqualität eine große Rolle, um Nährstoffe und das Pflanzenwachstum zu überwachen.

Auch wird darauf geachtet, dass der Weinanbau nicht zu sehr in das Ökosystem und Lebensräume der Tier- und Pflanzenwelt in der Region eingreift. Zusätzlich wird darauf geachtet, dass die Beschaffungsmaßnahmen umweltfreundlich ausgerichtet sind.

Die bekannteste Stelle zur Zertifikation der Nachhaltigkeit ist die CCOF, eine gemeinnützige Organisation, die den ökologischen Landbau für eine gesunde Welt durch Öko-Zertifizierung, Ausbildung, Interessenvertretung und Werbung fördert. Wir stellen uns eine Welt vor, in der ökologischer Landbau die Norm ist.

3 Fragen zum nachhaltigen Weinbau in Kalifornien an Master of Wine Konstantin Baum:

Zum Thema nachhaltiger Weinbau in Kalifornien konnten wir einen prominenten und spannenden Gesprächspartner gewinnen: Konstantin Baum, jüngster deutscher Master of Wine aller Zeiten, Weltenbummler und Education Ambassador Europe für das California Wine Institute (den Verband der Weingüter in Kalifornien).

Was unterscheidet Kalifornien in Bezug auf nachhaltigen Weinbau von anderen Weinbauregionen?

Kalifornien ist nach den Ländern Italien, Frankreich und Spanien die viertgrößte Herkunftsbezeichnung für Wein in der Welt. Dass eine so große Region sich für die Nachhaltigkeit einsetzt, macht einen Unterschied und ist eine große, wenn nicht sogar die größte Initiative für den nachhaltigen Weinbau in der Welt. Die Mitglieder des Sustainable Winegrowing Program bewirtschaften immerhin 170.777 ha Rebfläche, was fast der doppelten Anbaufläche Deutschlands entspricht.

Wie erklären Sie sich, dass nachhaltiger Weinbau in Kalifornien einen so hohen Stellenwert hat?

Die ganze Region hatte immer schon einen Lifestyle, in dem die Nähe zur Natur stärker verankert war als anderswo. In den Großstädten wie San Francisco und Los Angeles finden Sie eine Vielzahl von veganen Restaurants … Trends wie Organic Food und eine gesunde Ernährung aus nachhaltiger Erzeugung waren hier viel früher ein Thema als an anderen Orten. Man spürt in Kalifornien eine große Bereitschaft, sich auf diese Dinge einzulassen und sich einzusetzen. Inzwischen sind die Kalifornier ja durch die verheerenden Waldbrände und den Wassermangel auch direkt von den Folgen des Klimawandels betroffen.

Was hat der Verbraucher davon, sich für einen nachhaltigen Wein zu entscheiden? Kann man „Nachhaltigkeit“ schmecken?

Man kann nicht schmecken, dass ein Wein nachhaltig erzeugt wurde. Ein Bio-Apfel schmeckt ja auch nicht anders als ein Apfel, der nicht von einem Bio-Bauern stammt. Mit einem Wein aus nachhaltiger Erzeugung hat der Verbraucher allerdings die Möglichkeit, direkt Einfluss zu nehmen und einen Beitrag zu leisten. Wer sich für einen Wein aus nachhaltiger Erzeugung entscheidet, trägt dazu bei, dass zukünftigen Generationen noch möglich ist, Landwirtschaft zu betreiben, das Wildleben zu erhalten und dafür zu sorgen, dass in Zukunft überhaupt noch Wein angebaut werden kann. Es ist eine Möglichkeit zu entscheiden, in was für einer Welt unsere Kinder aufwachsen sollen. Der Weingenießer hat die direkte Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Man hat natürlich mit dem Erwerb einer Flasche Wein aus nachhaltiger Erzeugung nicht gleich die Welt gerettet, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn die Verbraucher den Winzern zeigen, dass sie Wein aus nachhaltiger Erzeugung bevorzugen, hat das eine Signalwirkung für weitere Winzer und Regionen, die ihre Methoden dann ebenfalls nachhaltig optimieren.

Richtlinien für nachhaltigen Weinanbau

BIO

Weine, die aus biologisch zertifiziert angebauten Trauben stammen, kommen in Kalifornien aus Weinbergen, die Richtlinien des (NOP) nationalen Programms für biologischen Anbau befolgen. Dieses Programm schreibt den kalifornischen Weinbauern vor, dass Sie keine nicht-organischen Materialien als Schutz der Pflanzen nutzen dürfen. Stattdessen muss auf natürliche Alternativmaßnahmen zur Düngung, dem Schutz vor Schädling und der Unkrautbekämpfung zurückgegriffen werden. Außerdem ist es vorgeschrieben, dass zertifiziert biologischen Weinen kein zusätzliches, haltbarkeitsverlängerndes Sulfit hinzugefügt werden darf. Bio zertifizierte Weine dürfen nicht mehr als 10 Teile pro Millionen Sulfite vorweisen.

BIODYNAMISCH / DEMETER

Bei der Biodynamische Anbaumethoden wird der Weinanbau als große Einheit, ein geschlossenes System gesehen. Dabei werden biodynamische Anbaumethoden herangezogen und alternative Methoden, um Abfälle zu minimieren und die Gesundheit des Ökosystems zu fördern. Es werden keinerlei nicht-organische Materialien von den Winzern zum Pflanzenschutz eingesetzt. Kompost und Naturpräparate werden zum Düngen der Pflanzen genutzt, als auch zur Förderung von Mikroorganismen, um Schädlinge zu bekämpfen. Neue Pflanzungen von Rebstöcken als auch der Rebschnitt wird in Anlehnung an die Mondphasen vorgenommen.

Nachhaltiger Weinbau – Immer in Bewegung

Weinbau nach biologischen und biodynamischen Richtlinien folgt klaren Regeln und Zertifizierungen und Co-existiert mit dem nachhaltigen Weinbau. Während allerdings die Zertifizierungen starr sind, ist der nachhaltige Weinbau immer in Bewegung, entwickelt sich stetig weiter. Während eine Zertifizierung einmal erreicht ist, gibt es beim nachhaltigen Weinbau kein Ziel, die Reise ist niemals zu Ende. Die Winzer verfeinern, verbessern ihre Methoden stetig und arbeiten jeden Tag hart daran, in Einklang mit der Natur zu wirken.

Entdecken Sie auch in unserm Online-Sortiment einige dieser besonderen Weine der kalifornischen Winzerinnen und Winzer. Mehr zum Thema nachhaltiger Weinbau können Sie auch auf der deutschsprachigen Seite des California Wine Institute erfahren.

REDAKTIONSTEAM

Das Redaktionsteam des Wein-Magazins besteht aus den Mitarbeitern des Hanseatischen Wein & Sekt Kontors, die in den unterschiedlichsten Bereichen tätig sind. Hier schreiben Wein-Einkäufer, Mitarbeiter des Marketings und studierte Oenologen. Aber auch Kolleginnen und Kollegen, die einfach ganz viel Spaß am Wein haben.