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In Neuseeland – 3: Wairarapa

Das Neuseeland Tagebuch – Teil 3

Veröffentlicht am 12. März 2015

Von Wellington nach Wairarapa

Er ist im Flieger von Napier nach Wellington, der Hauptstadt des Staates viel mir ein, dass ich zwar in England schon häufiger links gefahren war, aber immer mit dem eigenen Wagen. nun würde ich mir am Flughafen zum ersten Mal einen rechts gesteuerten Wagen ausleihen und müsste in der rushhour durch strömenden Regen zum Hotel. Da würde ich wohl nicht umhin kommen. Also los, erst mal ein wenig langsamer den Abstand zwischen Bordstein und linker Seite koordinieren. Links fahren war kein Problem, die vielen Kreisverkehre auch nicht, aber ich musste tatsächlich schauen, dass ich nicht zu weit links fuhr. Vor allem am nächsten Morgen, als es über die Serpentinen der Rimutakas ging, die das Weinbaugebiet von der Hauptstadt trennen. Anderthalb Stunden Fahrt und schon ist man abseits der Touristenrouten, hat die Bergketten im Hintergrund und das Tal öffnet sich hin zum Wairarapa-See. Wairarapa bedeutet in der Maoiri-sprache Glitzerndes Wasser.


Frühmorgens über die Berge

Das Weinbaugebiet unterteilt sich in drei Subregionen namens Masterton im Norden, Gladstone und Martinborough in der Nähe des Sees. Gerade einmal 35 Kilometer ist das Gesamtgebiet lang und macht mit knapp 1.000 Hektar Weinbergsfläche gerade einmal 1% des gesamten Anbaus Neuseelands aus. Doch vom Renommee her ist es genau umgekehrt. Das Gebiet ist eines der bekanntesten. Und das liegt vor allem am Pinot Noir, der hier eine exzellente Qualität hat. Knapp die Hälfte der Weinberge ist damit bepflanzt. Hinzu kommen der allgegenwärtige Sauvignon Blanc, der Syrah wird hier ebenso gut wie der Pinot und auch die aromatischen Rebsorten wie Syrah, Grauburgunder oder Gewürztraminer (hier immer einfach Gewurz genannt), spielen eine wichtige Rolle.


Der Tag wird schön. Gleich wird der Frühnebel sich auflösen.

Klima

Die Klasse des Pinots liegt vor allen an den besonderen klimatischen Gegebenheiten. Das Gebiet ist zwar in den Sommern tagsüber heiß, doch nachts kühlt es stark ab. Denn im Gegensatz zu den meisten anderen Gebieten (bis auf Marlborough auf der Südinsel), ist es nach Süden hin nicht durch Berge geschützt. Und im Süden liegt die Antarktis, deren kühler langer Arm klar bis nach Neuseeland reicht. Der Frühling und der Herbst wiederum sind kühl, wodurch die Wachstumsperiode verlängert wird, die dem Geschmack später zusätzliche Komplexität verleiht, während die starken Tag-Nacht-Schwankungen für volles Aroma und die notwendige Säure sorgen. Die Sonnenstunden liegen bei 1.915 Stunden im Jahr, die Regensäule liegt im Jahresmittel bei 979mm.


Ich muss gestehen, ich habe mich in Neuseeland nicht nur in die Weine verliebt sondern vor allem auch in die Bäume.
Dieser stand vor meiner Unterkunft. Rechts: Dies ist die Schubert Winery.

Boden

Etwa 95% des Anbau erfolgt im Flachland. Das ist für uns als Mitteleuropäer eher ungewohnt, haben hier die Mönche doch im Mittelalter schon meist die Hügel bevorzugt. In Neuseeland werden die Hügel erst langsam entdeckt. Das ist auch in Martinborough und Gladstone so. Das liegt auch daran, dass dies hier viel aufwändiger ist denn Teile der Weinberge müssen in gewissem Umfang bewässert werden und beim Errichten von Hanglagen müssen Zisternen gebaut werden. Die Hügel bieten den Vorteil, dass es dort deutlich mehr Ton und Kalksandstein gibt, der vor allem dem Pinot und auch dem Chardonnay gefällt. Im Flachland stehen die Rebstöcke vor allem in alten Flussbetten mit sehr guter Drainage. Diese Böden aus Schluff und Kiesel können bis zu 15 Meter tief sein. Bekannt geworden ist vor allem die Te-Muna-Einzellage.


Unscheinbares Ata Rangi. Und der Autor mit Weingutshund und Winzerlegende Clive Jones.

Winzer

Im Gegnesatz zu Hawke’s Bay und Marlborough wird das Gebiet rund um die kleine Stadt Martinborough, in der sich jeder der 1.00 Einwohner persönlich kennt, von kleinen Betrieben geprägt. Nur einer der Großen, der aus Hawke’s Bay stammt, besitzt einen Teil des Te-Muna-Weingartens. Ansonsten sind die Betriebe mit Größen um die 20 Hektar ungewöhnlich klein. Der wohl bekannteste ist Ata Rangi, dessen Gründer Clive Jones zu den Vorreitern des Gebiets gehört. Er hat bereits 1980 angefangen, lange vor dem ersten Boom. Ihn und die heutige Weinmacherin Helen Masters traf ich auf dem weltbekannten Gut, das von sich selbst aber nur wenig Aufsehen macht. Drei kleinen unscheinbare Gebäude, ein Fasskeller und eine ganze Reihe exzellent gepflegter Weinberge prägen das Bild.


Erst die Arbeit (Regionaltasting), dann das Vergnügen
(mit Lance Regwell vom Cambridge Road Vineyard und anderen zum Biertrinken in der Martinborough Brewery).

Später treffe ich Karl Heinz Johner und Kai Schubert. Beide Winzer stammen aus Deutschland und haben Ende der 1990er Jahre gemeinsam nach Weinbergen  gesucht, bevor sich ihre Wege dann getrennt haben. Während Karl Heinz Johner am heimischen Kaiserstuhl und in Gladstone Wein macht, ist Kai Schubert hier sesshaft geworden.

Abends geht es mit einer ganzen Reihe Winzern zum Biertrinken. Denn wie jeder Winzer weiß, ist das Beste an einer ausgedehnten Weinprobe das Bier danach. Das Bier wird in einer kleinen Manufaktur in Martinborough selbst gebraut und ist fast so gut wie die Pinots hier.



Die Reise erfolgt auf Einladung von New Zealand Wines.


Christoph Raffelt

Christoph lehrt als Dozent an der Deutschen Wein- und Sommelierschule Hamburg. Er schreibt und podcastet bereits seit mehr als acht Jahren in seinem privaten Blog originalverkorkt.de und verfasst Weinkritiken und Artikel für verschiedene weitere Medien. Für seine Reihe über die Champagne der Winzer und unabhängigen Häuser wurde er 2014 mit dem Wine Online Award für den besten Weintext des Jahres ausgezeichnet