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Der Weg des Elsass in die Moderne

Erfahren Sie alles über den Weg des Elsass in die Moderne.

Veröffentlicht am 16. September 2018

Der Landstrich zwischen dem französischen Strasbourg und Mulhouse ist eine der traditionellsten Regionen Frankreichs. Die Bewahrung der traditionellen Gepflogenheiten gelten auch für den Weinbau, der hier wahrscheinlich schon von den Kelten, mit Sicherheit aber von den Römern betrieben wurde. Seit dem frühen Mittelalter setzt man auf Qualitätswein und ebenso auf eine Begrenzung auf wenige, qualitativ hochwertige Rebsorten und bestimmte Stile. Doch mit der jüngsten Generation der Winzer gibt es Veränderungen im Elsass – und das tut der Region sehr gut.


Die Route des vins d’Alsace – eine klassische Weinlandschaft

Wer die rund 170 Kilometer lange Route des vins d’Alsace von Marlenheim im Norden bis Thann im Süden des Elsass entlangfährt, kann sich dem Charme dieser Region nicht entziehen. Viele Orte bestehen zur Gänze aus mittelalterlichem Fachwerk und stehen komplett unter Denkmalschutz. Die Örtchen betten sich ein in sanfte Hügel oder befinden sich an steilen Anstiegen der Vogesen, die das Elsass vor Regen und starken Winden aus dem Westen schützen. In höchstem Maße pittoresk ist sie, diese klassische Weinlandschaft. So schön es hier ist, so sehr man traditionell gekelterte Weine im Elsass genießen kann, so deutlich musste man irgendwann allerdings den Eindruck gewinnen, dass die Zeit stillzustehen schien. Das galt vor allem für die Weine, die, oft schwer und restsüß, kaum mehr den Geschmack des Publikums trafen. Man hatte zwar lange mit ihnen Erfolg gehabt, doch irgendwann war es an der Zeit, Veränderungen vorzunehmen. Dazu bedurfte es jedoch einer neuen Generation von Winzern, die – wie es auch in Deutschland der Fall war – den Weinbau spürbar zum Besseren verändern sollte.

Nachhaltiger Weinbau steht hoch im Kurs

Den ersten Schritt zu dieser Veränderung unternahmen im Elsass allerdings schon die Väter. Sie änderten zwar weniger die Stilistik der Weine, doch sie kümmerten sich um den Umgang mit der Natur. Nirgendwo sonst in Frankreich wird in solchem Maße nachhaltig, biologisch oder sogar biodynamisch gewirtschaftet wie im Elsass. Die naturverbundenen, tief mit der Heimat verwurzelten Winzer hatten über längere Zeit beobachtet, dass ihnen der Einsatz moderner Agrochemie keine Vorteile bei der Boden- und damit auch bei der Weinqualität brachte. Sie pflegten nach wie vor das traditionelle Handwerk. Das Wissen darum drohte mit der modernen Agrochemie und den Dutzenden an erlaubten Zusätzen im Keller verloren zu gehen. Im Elsass wurde daher früh in eine andere Richtung gesteuert und mit der Biodynamie eine Kreislaufwirtschaft aufgegriffen, wie sie jahrhundertelang gang und gäbe gewesen war. Das Ergebnis dieses aufwendigen Prozesses waren naturbelassene Reben, deren relativ geringe Erträge jedoch Tiefe und Spannung in den Wein brachten. Der Wein wird mit dieser Methode vor allem im Weinberg erzeugt, weniger im Keller.

Feinfühliges Austarieren von Neuerungen

Den eigentlichen Umschwung aber lieferte die neue Generation bestens ausgebildeter Winzer. Diese passten die Rebsorten genauer den Gegebenheiten des Terroirs an. In den vorherigen Generationen war es üblich gewesen, von einem Weinberg Cru-Lagen-Weine aus allen erlaubten Rebsorten zu vinifizieren, und das trocken, halbtrocken oder süß. Die jungen Winzer gingen einen anderen Weg. Sie schauten viel genauer darauf, welche Rebsorten zu den unterschiedlichen Bodenstrukturen am besten passten, und verwendeten nur diese. Entsprechend verfuhren sie mit den Süßegraden. Auch diese mussten zu den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten passen; denn es machte beispielsweise wenig Sinn, aus einer nach Süden gewandten heißen Lage einen trockenen Wein zu keltern. Es waren viele kleine Stellschrauben, an denen die heutigen Winzer drehten, ohne das große Ganze, nämlich die lange Tradition der Region, außer Acht zu lassen. Eine der für den Weintrinker wichtigsten Neuerungen war die Süßeskala, die man mittlerweile auf den meisten Rückenetiketten der elsässischen Weine findet. Sie gibt das an, was das Etikett früher nie verraten hat: den Süßegrad des Weines.

Auch in der Küche spürt man die Veränderung

Doch nicht nur der Wein hat sich verändert. Auch die Küche des Elsass, eine der traditionellsten ganz Frankreichs, hat sich modernen Einflüssen geöffnet, ohne deshalb weniger elsässisch zu sein. Natürlich wird in der legendären l’Auberge de l’Ill weiter höchst klassisch gekocht, und auch bei Christine Ferber in Niedermorschwihr gibt es weiterhin die klassischen Spezialitäten. Doch an anderer Stelle, wie zum Beispiel im JY’s in Colmar, werden Rotbarben auch schon mal mit einer Emulsion aus Kokosnuss und Kaffirlimettenblättern serviert und Sardinen mit Tsatsiki. Tradition und Moderne im Kontrast wie in Harmonie bietet auch die Hauptstadt der Region, Strasbourg. Diese nach Paris und Aix-en-Provence beliebteste Stadt Frankreichs hat Winstubs genannte urige Lokale mit deftiger Küche ebenso wie die Fusionsküche und natürlich die Haut Cuisine, mit der die Welt diese Region verbindet. Die modernen Weine des Elsass machen es genau umgekehrt: Sie verbinden die Region mit der Welt. Diesem Spannungsbogen kann man sich weder vor Ort noch zu Hause bei einem Glas elsässischen Weins entziehen. Das Elsass ist unbedingt eine Reise wert.

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Das Redaktionsteam des Wein-Magazins besteht aus den Mitarbeitern des Hanseatischen Wein & Sekt Kontors, die in den unterschiedlichsten Bereichen tätig sind. Hier schreiben Wein-Einkäufer, Mitarbeiter des Marketings und studierte Oenologen. Aber auch Kolleginnen und Kollegen, die einfach ganz viel Spaß am Wein haben.