Wein-Geschichte
Die Anfänge des Weinbaus gehen auf die keltischen Völker, der Ligurer und Tauriner zurück. Während die Ligurer dem gleichnamigen Landstrich ihren Namen verliehen, haben sich die Tauriner in der regionalen Metropole Turin verewigt. Dass die Hauptstadt nur 100 Kilometer von der Grenze zum französischen Nachbarn entfernt ist, hatte zur Folge, dass der Adel Turins und des Umlands lange Zeit mit Savoyen verbandelt war. So kam das Piemont erst im Jahre 1861 zum vereinigten Königreich Italien und war über Jahrhunderte hinweg französisch geprägt. Das gilt auch für den Weinbau.
Italien ist bekannt für seine Vielfalt an autochthonen, also regional begrenzten Rebsorten, und so verhält es sich im Piemont auch. Bonarda, Brachetto, Dolcetto, Freisa, Grignolino, Nebbiolo, Malvasia und Ruché seien für die roten Sorten genannt, Arneis, Cortese, Erbaluce und Moscato Bianco für die weißen. Weltberühmt geworden ist das Piemont vor allem mit zwei Weinstilen, die beide auf den Vorzügen der besten, aber auch schwierigsten Rebsorte des Piemonts basieren: dem Nebbiolo. Dieser Wein ist der Pinot Noir des Piemonts, eigenwillig, divenhaft, oft sperrig und unnahbar in der Jugend, von großer Tiefe im Alter. Seine schönsten Ausdrucksformen hat der Nebbiolo als Barbaresco und Barolo erhalten. Und auch diese beiden Weinstile entstanden unter französischem Einfluss. Es war ein Önologe namens Oudart, der von der Marquesa de Barolo, Giulietta Falletti im Jahre 1850 ins Piemont gerufen wurde. Er erkannte das große Potenzial des Nebbiolo und experimentierte damit, die Sorte trocken auszubauen, wo vorher fast ausschließlich süße Weine entstanden waren. Dabei musste er das Problem überwinden, dass der Wein in der kalten Jahreszeit regelmäßig die Gärung stoppte. Da er das Problem aus der ebenfalls kühlen Champagne kannte, passte er den Gärungsprozess und den Temperaturverlauf an. Für seine Experimente stellte damals König Viktor Emanuel II. höchstpersönlich sein Jagdhaus Fontanfredda samt Weinbergen bei Serralunga d’Alba zu Verfügung, was möglicherweise der entscheidende Grund dafür war, dass man seitdem den Barolo als den „Wein der Könige – König der Weine“ bezeichnet.
Mit dem aufsteigenden Ruhm von Barolo und Barbaresco, von denen die besten Exemplare zu den großen Weinen der Weinwelt zählen, haben auch die anderen Sorten des Piemonts profitiert. Ein Beispiel ist der Gavi, der aus der Cortese-Traube stammt und mit zu den beliebtesten und auch bekanntesten Weinen der Hügelregion zählt.
Speisen am Rande der Völlerei
Wer im Piemont Pizza erwartet, sieht sich getäuscht. Das Piemont ist das Land des slow food. Hier wird nicht gegessen, sondern gespeist. Und das gerne mit einer Vielzahl von Gängen über Stunden hinweg. Dabei findet die Piemonteser Küche eine fantastische Balance aus alpin bäuerlicher Küche und haute cuisine. Sie schöpft dabei aus einem schier unbegrenzten Fundus regionaler Produkte von höchster Qualität. Das beginnt mit dem weißen Albatrüffel und dem großen Vorkommen von Steinpilzen und hört irgendwann, Stunden später, bei Variationen von Haselnüssen auf, für die das Piemont ebenfalls bekannt ist.