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10 Fragen an Pierpaolo Sirch

Pierpaolo Sirch vom Weingut Feudi di San Gregorio

Perpaolo Sirch ist der Produktions- und Betriebsleiter des Weinguts Feudi di San Gregorio - mit sich bringt er über 20 Jahre Erfahrung und Wissen. Nicht nur in Italien hat er sich als hoch angesehener Berater einen Namen gemacht, einige der bedeutendsten Weingüter der Welt durften Pierpaolo bereits zu ihrem Team zählen. Sein Erfolgsgeheimnis? Davon erzählt er uns im Interview.

Was ist Ihre erste mit Wein verbundene Erinnerung?

Schon seit ich ein Kind war, bauten meine Eltern auf einem kleinen Weingut nahe der italienisch-slowenischen Grenze im Nordwesten Italiens Wein an - ich habe ihnen also schon von klein auf bei der Lese und der Weinproduktion geholfen. Den Geruch des Traubenmosts werde ich nie vergessen.

Was ist Ihre Philosophie als Winzer?

Ich glaube, dass die Charakteristiken des Terroirs (also der Boden, das Klima und auch die Tradition) wichtiger für einen guten Wein sind als die Rebsorte an sich. Wenn man einen Wein trinkt, sollte man schmecken, wo er herkommt.

Ein Winzer sollte sich seinem Wein fügen und nicht versuchen, ihn zu beherrschen. Wenn ich so über meine Herangehensweise nachdenke, versuche ich eher etwas aus dem zu machen, was schon da ist, anstatt noch etwas hinzuzufügen.

Im Weinkeller von Feudi di San Gregorio lagern wahre Schätze.

Was macht Ihnen an der Arbeit mit Wein die größte Freude?

An erster Stelle, ganz simpel: die Zusammenarbeit mit anderen Menschen. Denn es gibt nicht die eine, "richtige" Art und Weise, Wein zu erzeugen - jeder hat dabei seine eigene Sensibilität, Geschmack und Vorlieben. Unsere Debatten sind jedes Mal eine Bereicherung, man kann so viel Neues lernen, wenn man jemand anderem wirklich zuhört.

Was war Ihr bisher größtes Erfolgserlebnis als Winzer?

Ohne Zweifel unser Team, dass wir uns hier gemeinsam auf dem Weingut Feudi di San Gregorio aufgebaut haben. Wir alle haben über die letzten Jahre hart daran gearbeitet, ein genaues Gefühl für unser Terroir zu entwickeln.

Ich wollte immer, dass mein Team ganz bewusst herausstellen kann, was unser Land und unseren Wein so besonders macht. Manchmal sagen sie mir sogar, ich wäre derjenige gewesen, der Ihnen erst den wahren Geschmack unseres Landes gezeigt hätte.

Womit sollen Weintrinker den Namen Feudi di San Gregorio verbinden?

Es wäre schön, wenn die Leute sich uns als großes Unternehmen vorstellen, dass aber trotzdem noch handwerklich arbeitet. Wir achten ganz genau auf alle kleinen Details und konzentrieren uns darauf, Wein zu erzeugen, der seine Herkunft im Geschmack widerspiegelt.

Nicht nur tolle Weine, sondern auch eine wunderschöne Anlage machen das Weingut aus.

Gibt es eine Anekdote aus Ihrem Winzerleben, die Sie gerne erzählen?

Im Jahr 2003 habe ich noch als externer Berater für Feudi di San Gregorio gearbeitet und reiste durch Irpinia, um neue Weinbauern kennenzulernen, die durch ihre Vorgehensweise herausstechen. Dabei machte ich eine besondere Entdeckung.

Als ich das erste Mal den Hof einer älteren Dame besuchte, die Fiano Weine anbaute, war ich ehrlich gesagt sehr skeptisch. Ihre Reben waren nah an einem Wald angebaut und nicht wirklich kuratiert. Manche waren zum Teil verbrannt, mir fiel aber auf, dass die Reben sehr alt aussahen. Damals habe ich dem aber nicht viel Beachtung geschenkt und der Dame gesagt, dass ich kein Interesse hätte.

Als ich dann 2008 Produktionsleiter von Feudi di San Gregorio wurde, hatte mich der Gedanke an die alten Fiano Weine noch immer nicht ganz losgelassen. Leider konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, wo der Hof dieser älteren Dame gewesen war - es dauerte also lange, bis ich sie wiederfand.

Meiner Intuition zu folgen hat sich aber gelohnt: heute gehört der Hof zu Feudi di San Gregorio und wir ernten Hunderte dieser besonderen, alten Trauben. Die Qualität ist hervorragend und für uns sind sie die "Mutter" unserer Fiano Weine.

Gibt es einen Feudi di San Gregorio Wein, der Ihnen besonders am Herzen liegt?

Unsere "Greco di Tufo" Weine sind mir sehr wichtig. In meinen Augen ist der Ausdruck dieser Rebsorte aus der Tufo Gegend einfach unglaublich! Sie haben wahres Potenzial, eine der bekanntesten Weißweine Italiens werden.

Unsere Weinberge liegen ungefähr 500-700 Meter über dem Meeresspiegel und verfügen über sehr feinen Boden, der nicht zu alkalisch und sehr kalkhaltig ist. Wir haben hier sehr viel Licht, aber gleichzeitig auch viel Regen und starke Temperaturschwankungen.

Unsere Weine unterscheiden sich dadurch stark von dem, was man eigentlich von süditalienischen Weißweinen erwartet. Die Trauben kombinieren lebhafte Säure, Vertikalität und würzige Mineralität in ihrem Geschmack, den man so nur in Tufo finden kann. Man spürt die Region bei jedem Schluck.

Gibt es einen anderen Winzer, den Sie besonders schätzen?

Es gibt viele Menschen, die mich und meine Karriere beeinflusst haben und dies auch heute noch tun. Um ein wirklich guter Winzer zu werden, muss man lernen, zuzuhören. Es ist ein konstanter Prozess des Lernens, sowie des Teilens von dem, was man gelernt hat. Als Beispiel kann ich Attilio Scienza (Anmerkung der Redaktion:Professor für Weinbau an der Universität Mailand) und Mattia Vezzola (Anmerkung der Redaktion: Weingut Costaripa, u. a. 2004 und 2015 von der italienischen Sommelier-Stiftung als bester Winzer Italiens ausgezeichnet) nennen, von denen ich viel lernen durfte. Wir sind bis heute im regelmäßigen Kontakt und immer noch enge Freunde.

Haben Sie für das Weingut Feudi di San Gregorio eine Vision für die kommenden Jahre?

Bestimmt wird das Weingut auch weiterhin eine wichtige Rolle hier in Irpinia spielen, auch noch in den kommenden Jahren. Wir sind sehr stolz auf das, was wir uns hier bisher aufgebaut haben - unsere Ambitionen für die Zukunft sind weiterhin hoch.

Meine Vision für Feudi di San Gregorio ist, dass wir nicht nur den Markt dominieren, sondern auch - und das ist mir das Wichtigste - als Spitzenreiter anerkannt werden und das Wein-Ökosystem von Irpinia positiv mit unserer Philosophie beeinflussen können!

Wir spüren heutzutage eine wichtige Veränderung in der süditalienischen Weinproduktion, welche die perfekte Gelegenheit bietet, der Qualität und dem guten Ruf der Region einen Schub zu geben. Unser Erfolg kann die Quelle von Inspiration sein und für viele ein gutes Beispiel sein - solange uns das bewusst ist, können wir den Menschen bewusst machen, was für eine großartige Region Irpinia ist.

Im Theater des Weinguts finden einzigartige Weinproben statt.

Gibt es einen Traum, den Sie als Winzer noch verwirklichen möchten?

Es gibt nicht unbedingt etwas Neues, was ich noch erreichen möchte, aber ich möchte weiterhin an dem arbeiten, was ich mir aufgebaut habe. Das heißt, weiterhin mein Wissen auszubauen und dieses Wissen an zukünftige Winzer weitergeben! Ich selber habe noch so viel zu lernen.

Wir leben in einer sich ständig verändernden Welt, die viele Herausforderungen mit sich bringt, wie die Erderwärmung zum Beispiel. Deswegen sollten wir unsere Vorgehensweise ständig überdenken, da es noch so viel über dieses Gebiet zu lernen gibt und dies viel Arbeit mit sich bringt.

Zu meinen Herzensangelegenheiten gehört ebenfalls die "Vine Master Pruners Academy", die ich vor ein paar Jahren mit gegründet habe. Hier kann ich mein Wissen teilen und unseren Schülern dabei helfen, ihre eigene "Winzer-Persönlichkeit" zu entwickeln.


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REDAKTIONSTEAM

Das Redaktionsteam des Wein Magazins besteht aus den Mitarbeitern des Hanseatischen Wein & Sekt Kontors, die in den unterschiedlichsten Bereichen tätig sind. Hier schreiben Wein-Einkäufer, Mitarbeiter des Marketings und studierte Oenologen. Aber auch Kolleginnen und Kollegen, die einfach ganz viel Spaß am Wein haben.