Was ist Ihre Philosophie als Winzer?
Meine Philosophie ist, dass ich mich nicht als Mensch oder Entertainer vermarkten oder verkaufen will, sondern dass mein Produkt für sich sprechen und überzeugen soll. Ich bin der Meinung, dass einbisschen zu viel Show in der Branche gemacht wird- was doch wirklich zählt ist die Grundqualität des Produkts. Die entsteht in Weinberg und Keller und dafür braucht man Zeit, Liebe zur Natur, zum Detail und Konsequenz. Ich werde nie die Arbeit als Kellermeister aufgeben, um für den Vertrieb durch die Welt zu reisen, dafür sehe ich mich viel zu sehr als Winzer mit Leib und Seele. Ich möchte den Ursprung von allem, die Rebe, nie aus der Hand geben, sondern sie so nachhaltig und naturnah wie möglich zu einem großen Wein führen. Dafür muss ich eben auf andere Dinge bisweilen verzichten- aber weniger ist mehr.
Was macht Ihnen an der Arbeit mit Wein die größte Freude?
Wie schon oben angedeutet machen mir die ursprünglichen und einfachen Dinge die größte Freude. Ich bin zum Beispiel gerade dabei, auf den biologischen Anbau umzustellen und hier Experimente durchzuführen. Wenn dann ein Weinberg nach der Bearbeitung perfekt daliegt und auch noch die Bienenwiesen aufgehen, die ich gesät habe- erfreut das meine Seele und macht mich glücklich. Und wenn ich im Herbst früh morgens durch die Weinberge fahre und die Trauben hängen an den entblätterten Stöcken, als könnte man sie auf dem Markt verkaufen- das gibt mir innere Zufriedenheit.
Was war bis jetzt Ihr größtes Erfolgserlebnis als Winzer?
Größter Erfolg war bisher zweifelsohne der doppelte Gewinn des Riesling Cups. Beim ersten Mal 2005 waren wir noch absoluter Newcomer, niemand hat damit gerechnet, dass wir das „Ding holen“ und es war unser Sprungbrett in die Liga der deutschen Top Rieslingerzeuger. Denn der Riesling Cup des Feinschmecker ist im Gegensatz zu ganz vielen Verkostungen eine Blindprobe, bei der die Fachjury einfach nichts weiß, außer dem Geschmack des Weines im Glas. Das heißt, man lässt sich nicht von den großen Namen beeinflussen und jeder erhält die gleiche Chance. Zudem schicken zu diesem Wettbewerb alle hoch renommierten Betriebe eine Probe- und dann auch mal eine Nasenlänge vor Dönnhoff , Keller oder Wittmann zu sein ist schon ein außergewöhnlicher Erfolg. Denn ich schätze diese Aushängeschilder des deutschen Weines sehr. Außerdem kam noch hinzu, dass beim 2. Gewinn des Riesling Cups in München 2018 ein Wein gewonnen hat, der ein total mutiges Konzept hat und wenn man ehrlich ist aus der Reihe tanzt. Denn mit der Umstellung von 30 auf nur 12 Weine haben wir 2015 erstmals nicht mehr viele Einzellagen ausgebaut, sondern einen Riesling, der unsere gesamten Spitzenlagen an der oberen Nahe vereint, 2017 Riesling VON DEN GROSSEN LAGEN.
Womit sollen Weintrinker den Namen Korrell verbinden?
Mit dieser Lagencuvée haben wir einen sehr mutigen Schritt getan- hin zu einer ganz klaren, präzisen Konzentration. Das war nicht immer einfach. Wir haben am Anfang sehr viel Gegenwind verspürt- aber durch den Gewinn des Riesling Cups und die spätere Auswahl des Weines für Lufthansa ist dieser Wein mittlerweile unser erfolgreichster Riesling. Mut tut eben doch manchmal gut. Da kann ich kurz und knapp antworten. Mit Genuss , Lebensfreude und dem Spaß an einer guten Flasche Wein ! Wein ist nach wie vor zum Trinken da, er soll den Menschen Freude und Entspannung bringen, ein gutes Gespräch und Geselligkeit im Kreise von Menschen, bei denen man sich einfach wohlfühlt. Er muss nicht verkopft und schwierig sein und man muss auch kein Buch dazu lesen, bevor man eine Flasche öffnen darf.Korrell steht wie der Anfangsbuchstabe für Klassische Weine, kompromisslose Qualität und Konzentration auf das Wesentliche.
Gibt es eine Anekdote aus Ihrem Winzerleben, die sie gerne erzählen?
Ja…. Vielleicht mein Einstieg ins „richtige“ Berufsleben. Denn der war wirklich wie ein Sprung ins kalte Wasser. Ich war zum Praktikum in Australien, damals war ich 20. Es war die interessanteste und aufregendste Zeit meines Lebens und ich schwärme heute noch davon. Als ich zurückkam und aus dem Flugzeug ausstieg, holte mich meine Schwester ab und sah schon so komisch aus. Sie sagte mir, dass mein Vater von einer hohen Leiter gefallen sei und für mindestens 3 Monate im Rollstuhl säße- 2 Wochen vor Beginn der Lese. Das war 1995 und mein erster eigenverantwortlicher Herbst. Seitdem bin ich dabei.
Gibt es einen Korrell Wein, der Ihnen besonders am Herzen liegt?
Ja, das ist mit Sicherheit unser Herzstück Paradies. Dieser Wein hat den ersten Rieslingpreis damals gewonnen und ist unser einziger Einzellagen Riesling. Er wächst in Blickweite zum Weingut in einem Steilhang, der von Anfang an seit nach dem Krieg zum Weingut gehört. Dort steht auch die Bruchsteinmauer mit dem Namen Korrell, die mein Vater vor 20 Jahren gebaut hat. Die Reben sind hier teilweise über 40 Jahre alt. Dort steht auch ein kleines Steinhaus, in das ich mich manchmal in stressigen Zeiten für ein paar Stunden zurückziehe, um Kraft zu schöpfen. Paradies Riesling steht für den Namen Korrell wie kein anderer Wein.