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Umweltbewusster Weinbau in Österreich

Der umweltbewusste Weinbau in Österreich ist ein Paradebeispiel für nachhaltiges Wirtschaften.

Veröffentlicht am 11. November 2024
Österreich nimmt global betrachtet einen Spitzenplatz beim umweltbewussten Weinbau ein. Wie sehr den Winzerinnen und Winzern der Schutz der Natur am Herzen liegt, wird deutlich, wenn man sich die Vielzahl der Säulen anschaut, auf denen das umweltbewusste Wirtschaften ruht, das sicherstellen soll, dass auch die nachfolgenden Generationen die Früchte des Landes ernten können.  

Natürlich naturnah

Die österreichischen Familienweingüter arbeiten naturverbunden und bewirtschaften im Durchschnitt nur etwa 4 Hektar. Vor allem in Steillagen ist Handarbeit notwendig, was zur Förderung der Biodiversität beiträgt. Im Gegensatz zu großflächigen Monokulturen anderer Länder steht hier das naturnahe Arbeiten im Vordergrund. Diese Form des Weinanbaus ist in Österreich tief verwurzelt und keine neue Entwicklung, sondern eine über Generationen bewährte Tradition.


Umweltbewusst aus Tradition

Im österreichischen Weinbau sind Familienbetriebe das Rückgrat: 95 % der Weingüter werden seit Generationen weitergeführt. Diese lange Tradition fördert einen bewussten und schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen. Durch die generationsübergreifende Betriebsführung können nachhaltige Anpassungen an den Klimawandel gezielt umgesetzt werden. So wird gewährleistet, dass auch künftige Generationen fruchtbare Böden und widerstandsfähige Rebstöcke vorfinden.

Hühner in einem nachhaltig bewirtschafteten Weinberg in  Österreich

Förderprogramme und Zertifizierungen

Das Agrarumweltprogramm ÖPUL fördert umweltfreundliche Bewirtschaftung. Über 80 % der Landwirt*innen nehmen daran teil, was auch im Weinbau zu einem hohen Standard an nachhaltigen Praktiken führt. Zertifizierungen wie BIO AUSTRIA oder „Nachhaltig Austria“ unterstützen diese Maßnahmen zusätzlich. ÖPUL ist ein wesentlicher Treiber für die weite Verbreitung umweltfreundlicher Praktiken im österreichischen Weinbau und trägt entscheidend zur Förderung umweltbewusster Methoden bei.


Wissenschaftlich fundierte Nachhaltigkeit

2015 wurde mit dem Gütesiegel „Nachhaltig Austria“ ein wissenschaftlich fundiertes Programm zur Förderung nachhaltiger Praktiken im Weinbau eingeführt. Ein einzigartiges Online-Tool bewertet mehr als 380 Maßnahmen in neun Bereichen der Nachhaltigkeit. Die Zertifizierungskriterien werden kontinuierlich angepasst, um die Standards zu erhöhen. Jeder teilnehmende Betrieb erhält zudem konkrete Vorschläge zur weiteren Verbesserung seiner Arbeitsweise. Bereits 25 % der österreichischen Weinbaufläche werden nach den „Nachhaltig Austria“-Kriterien bewirtschaftet.

Vorreiter in Sachen Umweltbewusstsein

Schon bevor die ersten EU-Bio-Richtlinien erlassen wurden, erarbeitete Österreich als eines der ersten Länder weltweit Vorgaben für den biologischen Anbau. Heute sind 28 % der landwirtschaftlichen Flächen biologisch bewirtschaftet, womit Österreich weltweit auf Platz 2 hinter Liechtenstein liegt. Im Weinbau werden 24 % der Rebflächen biologisch bewirtschaftet, was Österreich weltweit an die Spitze der bedeutenden weinbautreibenden Länder bringt. BIO AUSTRIA, der größte Biobauernverband Europas, setzt auf strengere Richtlinien als die EU-Vorgaben und fördert so eine besonders umweltbewusste Bio-Weinproduktion.


Pferde in einem Weinberg in Österreich

Der Ursprung der Biodynamie

Die Biodynamie hat ihre Wurzeln in den Arbeiten des österreichischen Anthroposophen Rudolf Steiner, der die Grundlage für die Gründung der ersten biodynamischen Weingüter legte. Ziel der biodynamischen Methode ist es, eine „Hofindividualität“ zu schaffen, bei der der Betrieb als geschlossener Kreislauf ohne externe Hilfsmittel funktioniert. In Österreich regeln Verbände wie Demeter und respekt-BIODYN die Richtlinien für biodynamischen Weinbau, wobei eine Bio-Zertifizierung Voraussetzung ist. Etwa 14 % der biologischen Weinbaufläche in Österreich wird biodynamisch bewirtschaftet, was 3 % der Gesamtfläche entspricht.

Flächendeckend umweltbewusste Bewirtschaftung

Rund 40 % der österreichischen Weinbaufläche wird umweltbewusst bewirtschaftet, wenn man die Flächen zusammenzählt, die entweder biologisch, biodynamisch oder nach dem „Nachhaltig Austria“-Standard zertifiziert sind. Dabei wird jede Fläche nur einmal berücksichtigt, auch wenn Betriebe mehrere Zertifizierungen haben. Dies verdeutlicht den bedeutenden Anteil des kontrollierten, umweltbewussten Weinbaus in Österreich.
REDAKTIONSTEAM

Das Redaktionsteam des Wein-Magazins besteht aus den Mitarbeitern des Hanseatischen Wein & Sekt Kontors, die in den unterschiedlichsten Bereichen tätig sind. Hier schreiben Wein-Einkäufer, Mitarbeiter des Marketings und studierte Oenologen. Aber auch Kolleginnen und Kollegen, die einfach ganz viel Spaß am Wein haben.