Das richtige Lagern von Wein ist im Prinzip ganz leicht, zumindest theoretisch. In der Praxis zerschellt das frisch erworbene Wissen dann zumeist am unzulänglichen Umfeld. Wein lagert am besten bei einer konstanten Temperatur von 12 Grad – ganzjährig. Schwankungen von +/- 2 Grad können dabei getrost ignoriert werden. Die Betonung liegt allerdings auf konstant. Die Rechnung im Sommer 18 Grad, im Winter 6 Grad, geteilt durch 2, macht auch 12, ist dabei keineswegs zielführend! Diese Denkweise dürfte eher zum Ruin der Weinschätzchen führen. Massive Temperaturschwankungen mag Wein nämlich überhaupt nicht. Wein sollte im Prinzip liegend lagern, auf das „im Prinzip“ kommen wir gleich noch zu sprechen. Liegend deshalb, damit der Wein im Kontakt mit dem Korken steht und diesen feucht hält.
Kork ist ein Naturprodukt und kann beim Austrocknen schrumpfen, was die Durchlässigkeit des Sauerstoffs erhöht, und der ist in höheren Dosierungen ja des Weines Feind. Kommen wir aber zurück auf das „im Prinzip“. Forschungen unter anderem in Geisenheim haben ergeben, dass die Luftblase zwischen Wein und Korken an und für sich bereits genug Feuchtigkeit enthält, um den Korken elastisch zu halten. Mit diesen Erkenntnissen im Rücken könnte der Wein also auch stehend gelagert werden. Dadurch, dass der Wein nicht mehr in unmittelbarem Kontakt mit dem Korken stehe, so die Forscher, werde auch der Korkfehler minimiert. Nun ja, so ganz ausgereift scheint dies aber nicht zu sein. Zumal auch Erfahrungen des Verfassers dieser Zeilen durchaus eine andere, wenig genussvolle Sprache sprechen.
Übrigens, dass Wein liegen sollte (oder zukünftig vielleicht dann doch nicht), liegt ausschließlich am Kork. Dem Wein selbst ist es ziemlich egal, ob er steht oder liegt. Flaschen mit alternativen Verschlüssen wie Schraub- oder Glasverschluss kann man daher auch getrost stehend lagern.
Worauf sollte ich noch achten?
Die Luftfeuchtigkeit im Keller sollte bei ca. 75 % liegen, hier können Sie aber Schwankungen von 5 bis 10 % nach oben oder nach unten tolerieren. Diese Luftfeuchtigkeit wiederum ist wichtig – genau – für den Korken. Wein liebt es, ähnlich wie der Mensch, wenn er erholsamen Schlaf sucht, im Dunklen zu liegen. Ständiges Licht kann ihm schaden. Besonders Schaumweine, das ist nachgewiesen, büßen im Lichte ruhend innerhalb relativ kurzer Zeit deutlich an geschmacklicher Substanz ein. Und frei von Erschütterungen sollte er liegen, was die Positionierung eines Weinkellers neben einer viel befahrenen Bahnstrecke eigentlich verbietet.
Ein weiteres „No-Go“ ist die Lagerung neben geruchsintensiven Behältnissen, etwa einer Kartoffelkiste oder einem Öltank. Wein ist in diesem Punkt sehr empfindlich und neigt dazu, Fremdgerüche zu absorbieren, was natürlich zu ganz überraschenden Geschmackserlebnissen führen könnte. Mit anderen Worten, das Umfeld, in dem Wein gelagert werden soll, sollte geruchsneutral sein. Und das wäre es auch schon, mehr, verlangt der Wein eigentlich nicht.