Color = Farbe (maximal 2 Punkte)
Es geht dabei um die Farbe und um die Klarheit. Das Glas wird geneigt, sodass der Flüssigkeitsspiegel ein ”Ei” bildet. An der Farbe lässt sich das Alter des Weines erkennen; die äußere Kante ist entscheidend. Alte Rotweine haben einen Braunton. Mit zunehmendem Alter werden Rotweine immer heller, bei Weißweinen ist es umgekehrt. Die Oberfläche muss sauber spiegeln und darf nicht fleckig oder matt erscheinen. Die Klarheit wird geprüft, indem man das Glas gegen das Licht mit einem hellen (bestenfalls weißen) Hintergrund hält. Ein Depot bei einem Rotwein ist nichts Negatives. Die Bewertungs-Skala reicht von kristallklar bis trüb und von Gold bis Braun. Das wichtigste Ergebnis ist, ob der Wein klar oder trüb ist. Bezüglich der Farbe gibt es (auch unter Spezialisten) unterschiedliche Meinungen. Die Skala der Farben sollte nicht bewertet werden, weil sie das Ergebnis zu subjektiv beeinflusst und keine Qualitätsaussagen ermöglicht. Die Frabe ist zwar ein wichtiges Kriterium, denn man genießt auch mit den Augen, aber es wird ja ohnehin nur mit 2 Punkten bewertet.
Odor = Geruch (maximal 6 Punkte)
Das Glas wird in Form einer 6 oder 9 so geschwenkt, dass der Wein bis knapp unter den Rand schwingt. Mit der Nase tief im Glas wird der Geruch geprüft und dies mehrmals wiederholt. Dabei kann (zumindest bei sortenreinen Weinen) die Rebsorte festgestellt werden. Weiters kann man erkennen, ob der Wein jung, reif, säurebetont oder mit Restsüße ausgestattet ist. Geübte Weinverkoster können bereits eindeutig einen bestimmten Wein erkennen.
Sapor = Geschmack (maximal 8 Punkte)
Es wird ein kleiner Schluck genommen, dabei gleichzeitig eingeatmet und der Wein über die Zunge rollen gelassen. Der Geschmack bestätigt normalerweise die Geruchs-Empfindung. Jetzt kann der Gesamt-Extrakt des Weines in seiner ganzen Bandbreite analysiert werden. Die menschliche Zunge nimmt an verschiedenen Stellen ganz bestimmte Empfindungen auf:
- Zungenspitze: Restzucker (trocken bis süß)
- vordere Zungenränder: Salzigkeit
- mittlere Zungenränder: Säuren (frisch, mild, säurebetont, sauer)
- hinterer, mittlerer Bereich: Tannin (herb bis bitter)
Charakter oder Gesamteindruck (maximal 4 Punkte)
Nach dem Hinunterschlucken wird der Abgang festgestellt, je länger, desto besser. Die Nachhaltigkeit wird in Caudalie (1 Sekunde = 1 Caudalie) gemessen. Zusammenfassend wird beurteilt, welchen Gesamteindruck der Wein unter Berücksichtigung aller Komponenten hinterlassen hat. Die Skala liegt zwischen Enttäuschung bis Jahrhundertwein. Es empfiehlt sich, die einzelnen Ergebnisse und Kommentare laufend schriftlich festzuhalten. Dafür gibt es zwar viele, aber genormte verbale Adjektive (siehe dazu unter hedonistisch). Die Ergebnisse werden in ein Formular eingetragen. Dies ergibt dann eine Gesamtpunkte-Anzahl gemäß dem angewandten Punkte-System.
Je nachdem, ob bei der Verkostung die Identität der Weine bekannt ist oder nicht, gibt es offene, halbblinde oder blinde Verkostungen. Weiters gibt es Verkostungen, die zum Zweck des Vergleichens durchgeführt werden; hier unterscheidet man zwischen einer vertikalen und horizontalen Form.
Offene Verkostung: Es ist bekannt, welcher Wein sich in welchem Glas befindet. Zwecks Kontrollmöglichkeit wird der Korken nach dem Ziehen mit der Weinseite nach oben mittels Gummiband am Flaschenhals befestigt. Diese Form ist bei einem Wettbewerb natürlich nicht geeignet.
Halbblinde Verkostung: Es ist bekannt, welche Weine verkostet werden; nicht jedoch, in welchem Glas sich welcher Wein befindet. Diese Form wird häufig bei Wein-Seminaren angewendet.
Blinde Verkostung: Es ist nicht bekannt, welche Weine verkostet werden; die Herkunft darf deshalb nicht zu erkennen sein. Man löst von den Flaschen entweder die Etiketten ab, oder man hüllt sie in Papier oder ein Tuch. Die Originalkorken der Flaschen werden gegen neutrale Spitzkorken ausgetauscht. Diese Form gewährleistet höchste Ehrlichkeit und Objektivität.
Horizontale Verkostung: Weine desselben Jahrganges, aber aus verschiedenen Anbaugebieten (oder Weingütern, Rebsorten, Ländern, Vinifikations-Arten etc.) werden miteinander verglichen. Dabei kann festgestellt werden, wie sich Rebsorte, Klima, Boden und Vinifikation auswirken.
Vertikale Verkostung: Weine aus verschiedenen Jahrgängen, aber desselben Anbaugebietes (oder Weingut, Rebsorte, Land, Vinifikations-Arten etc.) werden verglichen. Dabei kann unter anderem der Jahrgangseinfluss festgestellt werden.