Alte Reben international
In der angelsächsischen Welt laufen die alten Reben unter der Bezeichnung „old vine“. In Australien keltert das Weingut Penfolds zum Beispiel Cabernet-Sauvignon Trauben von Reben, die 1885 gepflanzt wurden. Solche Weine werden zu Spitzenpreisen gehandelt. In Frankreich werden die Weine der alten Rebstöcke „vieilles vignes“ genannt. An der Loire existiert heute noch ein Weingarten mit Romorantin Reben aus der Zeit um 1850. Das ist umso bemerkenswerter, als die Reblaus-Epidemie kurz darauf nahezu alle europäischen Weinrebenbestände befiel. Ähnlich alte Gewächse finden sich auch in den Weingärten von Bollinger. Der Champagner unter dem Namen „Vieilles Vignes Françaises“ gehört mit einer Produktion von 2.000 Flaschen pro Jahr zu den seltensten Champagnern überhaupt. Es ist übrigens auch der Lieblingschampagner des legendären Filmhelden James Bond.
Auch in den traditionsreichen europäischen Weinländern Italien und Spanien liebt man Weine von alten Reben. Die Bezeichnung für italienische Weine lautet „vigna vecchia“. In Spanien nennt man sie „viñas viejas“. Hier wird übrigens auch laut über eine feste Regelung für die alten Reben nachgedacht. Bis es soweit ist, kann man auch auf der iberischen Halbinsel davon ausgehen, dass „viñas viejas“ 35 Jahre oder älter sind.
Alte Reben Deutschland
Die älteste Weinrebe Deutschlands ist ein Gewürztraminer im Rodter Rosengarten in der Pfalz. Er ist über 400 Jahre alt und steht in Deutschlands ältesten Weingarten – manche sagen sogar dem ältesten der Welt. Unter der Obhut der alteingesessenen Winzerfamilie Oberhofer liefert er jedes Jahr bis zu 300 Liter Wein.
In Deutschland trägt jede fünfte Rebe Rieslingtrauben. Insofern ist es keine Überraschung, dass die deutsche Lieblingstraube auch an alten Reben wächst. Das Weingut Dreißigacker in Rheinhessen bietet zum Beispiel einen Riesling, der mit einem dichten Farbenspiel und einem intensiven Duft von Marillen, Äpfeln und Kräutern besticht. Aber auch andere Weinregionen punkten mit alten Reben wie das Weingut Schneider aus der Pfalz, dessen 40-jährige Reben mit Tönen von Grapefruit, Quitte und Mango beeindrucken und einen feinen mineralischen Schmelz aufweisen. Vom Gut Kloster Eberbach, einer alten Zisterzienserabtei im Rheingau, kommt ebenfalls ein Riesling, dessen frische Cassisnoten das hohe Alter seiner Reben vergessen lassen. Alte Reben sind also immer für eine Überraschung gut.