Ein neues Jahr bricht an
Ein Jahr, in dem Sie vielleicht schon viel geplant haben und dem Sie mit Spannung gegenübertreten. Dem Winzer geht es nicht anders. Er hat für das neue Jahr schon einiges organisiert, doch der Verlauf des Wetters in den kommenden Monaten kann schnell alle Pläne des Winzers durchkreuzen. Was in jedem einzelnen Weinberg für Arbeiten durchgeführt werden, ist festgelegt, auch deshalb, weil durch die gezielte Abstimmung der durchzuführenden Maßnahmen Einfluss auf die zu entstehende Qualität genommen wird. Dafür bedarf es eines genauen Plans, den der Winzer im Winter erstellt. Dieser Plan umfasst die gesamte Arbeit vom ersten Rebschnitt bis zum möglichen Erntezeitpunkt. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg, auf den wir uns als Winzer aber jedes Jahr aufs Neue freuen.
Im Januar geht es auf den meisten Weingütern etwas ruhiger zu, denn zu Beginn des Jahres liegt der Fokus im Weinberg. Hier dreht sich jetzt alles um den Rebschnitt. Mit ihm legen die Weingüter und ihre Teams jetzt den Grundstein für ein neues, aufregendes Jahr!
Rebschnitt
Allerdings darf man nicht zu früh mit dieser Maßnahme beginnen, da die Rebe möglicherweise noch „arbeitet“. Jetzt, im Januar jedoch, ist die Rückverlagerung von Reservestoffen abgeschlossen; der ganze Saft hat sich in die Wurzeln zurückgezogen, weshalb man beruhigt mit dem Schneiden anfangen kann. Erst nach Abschluss dieses Prozesses ist die Rebe gestärkt und erlangt eine gute Widerstandskraft gegen drohende Winterfröste.
Der Rebschnitt ist eine besonders zeitintensive Arbeit, denn jeder einzelne Stock wird begutachtet und individuell bearbeitet – und das kann noch keine Maschine der Welt. Also heißt es für die Winzer: Rein in die warmen Schuhe, Mütze auf, Handschuhe, Schal, die dicke Jacke an und raus in die Kälte! Aber an den schönen Wintertagen, wenn die Sonne von oben den Schnee anlächelt und nur die rotbraun gefärbten Triebe der Reben einen Akzent in der sonst trostlosen Landschaft setzen, macht auch diese Arbeit Freude.
Je nach Tradition und Anbaugebiet gibt es für den Rebschnitt unterschiedliche Philosophien, wonach die Maßnahme durchgeführt wird. Im Prinzip funktioniert das Ganze aber so: Der auf dem Draht liegende Trieb, von dem die Fruchtruten des letzten Vegetationsjahres ausgehen, wird bis auf einen sich nahe des Stammkopfes befindenden Trieb abgeschnitten. Damit im nächsten Jahr der zu erwartende Ertrag schon jetzt eingestellt wird, kürzt der Winzer die verbleibende Rute etwas ein, sodass im weiteren Jahresverlauf sechs bis acht Augen austreiben. Wenn diese dann im frühen Sommer neue Triebe bilden, an denen Gescheine und später Trauben wachsen, ist der Ertrag des Winzers auch für 2015 nahezu gesichert. Der Rebschnitt ist also nicht nur eine Art Formerhaltung der Rebe, sondern auch eine Qualitätsförderung und Ertragsregulierung.