Warum steht “enthält Sulfite” auf dem Weinetikett?
Laut der EU-weit gültigen Lebensmittel-Informationsverordnung ist die Angabe “enthält Sulfite” für Lebensmittel und Wein verbindlich, sobald mehr als 10 mg/L freier Schwefel nachweisbar sind. Diese Kennzeichnungspflicht dient dem Schutz von Allergikern. Schwefel ist Bestandteil des menschlichen Körpers, das Mineral wird zur Bildung von Zellen, aber auch von Aminosäuren benötigt. Als Element wird es nicht vom Körper produziert, sondern über die Nahrung zugeführt. Erst hoch dosiert kann Schwefel schaden, indem er zum Beispiel körpereigene Enzyme hemmt. Deshalb werden Nicht-Allergiker durch eine im Weinrecht definierte zulässige Höchstmengen vor zu viel Schwefel geschützt. Dabei berücksichtigt das Weingesetz, dass unterschiedliche Weine verschiedene Mengen Schwefel zur Stabilisierung brauchen. So wirken zum Beispiel die Tannine im Rotwein auch antioxidativ, weshalb diese Kategorie den geringsten Schwefel benötigt. Daher wurde die Höchstmenge für einen trockenen Qualitätswein auf 150 mg/L festgelegt. Für einen trockenen weißen Qualitätswein liegt sie bei 200 mg/L. Manche Weine brauchen allerdings mehr Schutz vor mikrobieller Aktivität, zum Beispiel, wenn sie als Süßwein Bakterien viel Angriffsfläche bieten oder als höhere Prädikate durch Botrytis vorbelastet sind. Daher darf eine Trockenbeerenauslese bis zu 400 mg/L Schwefel enthalten, was immer noch weit unter der Geschmacksschwelle liegt.
Gibt es Wein ohne Sulfite?
Ganz schwefelfreien Wein gibt es nicht, denn Schwefel ist natürlicher Bestandteil von Wein, der schon in den Trauben enthalten ist. Manche Winzer versuchen allerdings bei der Weinbereitung auf den Zusatz von Schwefel weitgehend oder vollständig zu verzichten. Das ist an viele Voraussetzungen gebunden: Man braucht kerngesunde Trauben mit dem optimalen pH-Wert, sonst riskiert man eine mikrobielle Belastung des Mostes und Weins. Außerdem muss der Keller entsprechend ausgestattet sein: am besten gefliest, möglichst alles aus Edelstahl, um die nötige Hygiene realisieren zu können. Die Risiken, einen schwefelfreien Wein auf den Markt zu bringen, sind hoch: Oxidation, Nachgärung, Fehlaromen durch bakterielle Verunreinigungen und der Lösungsmittelgeschmack von Acetaldehyd können auftreten. Jeder Winzer versucht, durch Optimierung den Einsatz von Schwefel so gering wie möglich zu halten, aber da zum Beispiel eine warme Lagerung der Flaschen bei den Kunden oder während des Transports negative geschmackliche Entwicklungen zeigen kann, wollen die meisten Weingüter ihren Produkten durch eine Schwefelzugabe helfen, in gutem Zustand bei ihren Kunden anzukommen.
Verursachen Sulfite Kopfschmerzen?
Ein hartnäckiges Gerücht um die Sulfite im Wein ist, dass sie für den Kopfschmerz nach dem übermäßigen Alkoholgenuss verantwortlich sind. Dies trifft allerdings nicht zu. Sulfite können in zu hoher Dosis zwar schädlich sein, sind aber innerhalb der Grenzwerte für Nichtallergiker unbedenklich. Die Kopfschmerzen haben zumeist andere Ursachen:
- Der Abbau von Methanol, einem während der Gärung entstehenden höherwertigen Alkohol, belastet und kann zu Kopfschmerzen führen
- Wein enthält biogene Amine wie Histamin, auf die viele Menschen mit Kopfschmerzen reagieren
- Der Konsum von Alkohol entwässert den Körper. Auch die Dehydrierung kann Kopfschmerzen verursachen.
Wer moderat genießt und ausreichend Wasser trinkt, sollte am nächsten Tag auch keine Kopfschmerzbeschwerden haben.