Genau das ist aber der Grund, warum manche Kritiker den überzogenen Einsatz von Barriques monieren. Sie sagen, dadurch verlöre der Wein an Authentizität und Charakter und würde sogar mitunter wie ein „Monster“ wirken. Wie dem auch sei, natürlich kommt es auf das rechte Maß und den behutsamen Einsatz an. Dann kann ein Wein nicht unerheblich zulegen und gewinnt an Reichtum, Komplexität und Ausdruck. Hier ist Winzerkunst und Feingefühl gefragt, um die richtige Balance zu finden.
Um einem Irrglauben gleich vorzubeugen, das kleine Eichenfässchen ist kein Allheilmittel. Wer glaubt, durch das Barrique aus einem qualitativ moderaten Ausgangswein einen „Blockbuster“ zaubern zu können, befindet sich auf dem Holzweg. Gerade wegen der Anreicherung durch zusätzliche Aromen sowie die Mikrooxidation muss der Wein schon eine hervorragende Qualität aufweisen, ansonsten kann er im Fässchen regelrecht hingerichtet werden. Manch ein von der Eiche euphorisierter Winzer kann große Klagelieder davon singen.
Nun mag der Unbedarfte die Frage aufwerfen, Holz sei eine natürliche Ressource, mit der man, verwendet man jedes Jahr neue Fässer, sehr verschwenderisch umgehe. Nein, keine Sorge, so ein Fass ist viele, viele Jahre in Gebrauch. Nach der Erstbelegung werden andere Weine darin zur Reifung gelagert, die eben weniger oder gar kein Holz abbekommen sollen. Da wird das Fass gerne bis zu 15 Jahre und mehr benutzt. Und zu guter Letzt freuen sich vor allen Dingen die Whisky-Destillerien in Schottland, sie kaufen nämlich die ausgemusterten Barriques und lagern ihrerseits nun ihre kostbaren Single-Malts in dem wertvollen Holz. Und danach? Da gibt es viele gute und kreative Ansätze. So findet man die teure Fasseiche heute z. B. als Messergriff ebenso wie als Füllfederhalter oder Kugelschreiber wieder.
Titelbild: Flickr, Niklas Bildhauer