image

Ein Jahr beim Winzer – März

Was im Weinberg und im Keller geschieht

Veröffentlicht am 01. März 2017

Weinbau im März – Wenn man es ganz reduziert formuliert, dann ist der Wein ein Getränk, das entsteht, indem reife Trauben mithilfe von Hefen vergoren werden. Dabei wird der in den Trauben vorhandene Zucker in Alkohol umgewandelt. In den Trauben, Häuten und Kernen finden sich jedoch nicht nur Wasser und Zucker, sondern eine große Menge weiterer unterschiedlicher Verbindungen, auf deren Entstehung jeder noch so kleine äußerliche Anlass Einfluss hat. Neben dem Boden, dem spezifischen Mikroklima, dem Wetter und der gewählten Rebsorte sind es vor allem die Arbeit des Winzers im Weinberg bis zur Lese und seine Eingriffe im Keller, die entscheiden, welche Art von Wein wir später trinken.

Diese Aufgaben und Möglichkeiten, die der Winzer hat, erläutern wir seit Januar ein Mal monatlich. Dazu berichtet Anna Schwarz aus ihrem Winzerinnenalltag. Anna befindet sich in ihrem studium zur Technikerin für Weinbau und Oenologie und hat in den letzten Jahren schon viel praktische Erfahrung gesammelt. Davon zeugen diverse Stationen, wo sie selbstverantwortlich tätig war. Wir freuen uns, dass sie sich die Zeit nimmt, aus ihrem Alltag zu berichten.

Marketing und Vertrieb prägen den März

Nun ist es schon März in diesem eigentlich noch so jungen Jahr! Der dritte Monat ist angebrochen und mit ihm hält auch der Frühling langsam Einzug! Die Natur erwacht aus dem Winterschlaf. Unterwegs in den Weinbergen hört man die Vögel wieder zwitschern und die Tage werden merklich länger – wie wunderbar! Jetzt fallen auch die anstehenden Arbeiten einfacher …

So geht einem der Rebschnitt, der meist noch nicht ganz abgeschlossen ist, viel leichter von der Hand und auch die anstrengenden Reparaturarbeiten sind besser zu verrichten, wenn einem dabei die Sonne von oben grüßt. Ist der Rebschnitt jetzt beendet, geht es an den nächsten aufwendigen Arbeitsschritt, der nur von Hand durchgeführt werden kann: das Gerten. Oder Niederziehen. Oder Biegen. Oder Binden. Je nach Anbaugebiet gibt es unterschiedliche Begriffe, jedoch meinen alle eines: das Fixieren des Triebes am Draht der Anlage. Hierdurch werden alle folgenden Arbeitsmaßnahmen während des Jahresverlaufes vereinfacht und der Grundstein für eine Mechanisierung der kommenden Schritte wird gelegt. Am besten lassen sich die Ruten niederziehen, wenn das Holz feucht und somit biegsam ist. Dadurch besteht nämlich nicht die Gefahr, dass eine Rute zu leicht abbricht … Was aber trotzdem auch den Geübtesten gelegentlich passieren kann. Allerdings bedeutet das für den Stock auch, dass er in diesem Jahr keinen vernünftigen Ertrag mehr bringen wird. Das Spiel ist nämlich ganz einfach: Augen, die nicht austreiben könnten, sind später Trauben, die nicht gelesen werden können, weil sie gar nicht gewachsen sind!

Im Keller wird während der im Weinberg stattfindenden Handarbeiten weiter filtriert und abgefüllt. Immer mehr Weine des Basissegments werden auf die Flaschen gefüllt und kommen nach und nach in den Verkauf.

Neben Kompetenzen im Weinberg und Keller muss der Winzer auch sein Verkaufstalent unter Beweis stellen. Um den Absatz zu steigern und das Weingut zu vertreten, gehen viele Winzer auf Reisen – und das sowohl im In-, als auch im Ausland. Überall finden Dinner, Proben, Präsentationen oder Messen statt. Ein anstrengender Job, der Freude macht, aber auch einiges an Organisation erfordert. Schließlich dürfen die anderen Aufgaben im Weingut nicht vernachlässigt werden. In Zeiten, in denen die Arbeitsspitzen dieser ganz verschiedenen Bereiche aufeinandertreffen, zeigt sich dann, wie ein gutes Team funktioniert!

Aber genau das ist ja auch so faszinierend am Wein und dieser einzigartigen Branche. Kann man den Weg der Entstehung eines Produktes anderswo näher und besser verfolgen, als es beim Wein der Fall ist? Von der Pflanzung und Pflege im Weinberg, über den Ausbau und die Füllung der Weine, bis die einzelnen Flaschen dann letztendlich beim Kunden landen. Das ist der Herstellungsprozess des Weines, bei dem der Winzer jeden Schritt begleiten darf. Über den Anbau, die Erzeugung der Trauben, die „Veredelung“ des Lesematerials zum Wein bis hin zur fertig ausgestatteten Flasche liegt alles in seiner Hand – bis zum Verkauf.

Und da haben wir auch schon das Stichwort, das den März prägt wie keinen anderen Monat: der Verkauf und Vertrieb der Weine.


Verkostungszone auf der Prowein. Copyright: Christoph Raffelt

Denn im März findet jährlich die weltweit mittlerweile vielleicht wichtigste Weinmessen statt: die Prowein! Im rheinländischen Düsseldorf treffen sich auf der diesjährig zum 20. Mal stattfindenden Messe über 50.000 Fachbesucher, die wiederum die Stände von mehr als 5.000 Ausstellern aus fast 50 verschiedenen Ländern besuchen können. Hier findet ein buntes Treffen verschiedenster Branchen statt. Gastronomen begegnen Einzelhändlern, Hoteliers informieren sich bei diversen Verbänden und auch Groß- und Außenhändler aus aller Welt statten der Messe einen Besuch ab. Das große Treffen der Weinbranche ist somit ein wichtiges Ereignis, bei dem man neben alten Bekannten auch immer wieder neue interessante Menschen kennenlernt. Aber es wird natürlich nicht nur gefachsimpelt und diskutiert … Es wird viel entdeckt, neue Trends spielen natürlich eine Rolle und es wird fleißig verkostet. Neben den Neuheiten der Weinwelt machen die traditionellen Anbauregionen weiterhin den Großteil der Messe aus. Neben den Ständen, die von Weingütern und Verbandsmitgliedern die ganze Zeit persönlich betreut werden, gibt es auch einige Verkostungszonen, durch die man sich ganz nach eigenem Belieben probieren kann.

Nach drei anstrengenden Messetagen und den dazugehörenden Abendveranstaltungen sind bei den meisten Ausstellern und Besuchern schließlich die Kräfte verbraucht und man freut sich doch, daheim auf dem Weingut wieder nach dem Rechten schauen zu können.

So geht also ein abwechslungsreicher Monat zu Ende. Was im April ansteht, wenn die Vegetation weiter voranschreitet und der Frühling endlich sichtbar und auch spürbar wird, das erfahren Sie dann nächsten Monat hier!

Anna Schwarz
Anna Schwarz machte im Rahmen ihres Studiums ein Praktikum beim Hanseatischen Wein & Sekt Kontor. Seitdem ist sie aus der fränkischen Ferne für uns im Einsatz. Als Kind des Ruhrgebiets schlug sie ungewohnte Wege ein, die nicht unbedingt auf der Hand lagen: Sie wurde Winzerin, war schon in einigen Weinbaugebieten tätig, ist immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen und absolviert gerade die Ausbildung zum Techniker für Weinbau und Oenologie an der fränkischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim.