Das Bordeaux ist flächenmäßig weltweit das größte zusammenhängende Weinbaugebiet für Qualitätswein. Mehr als 3.000 Weingüter, so genannte Châteaus, produzieren auf rund 120.000 Hektar Rebfläche Wein. Das Qualifikationssystem kann man in Kürze folgendermaßen zusammenfassen: je kleiner eine Appellation ist, desto höher ist ihr Qualitätsniveau, weil das jeweilige Weingut zunehmend mehr Qualitätskriterien beachten muss.
Vor allem im Segment der Spitzenweingüter unterscheidet man zwischen jenen des linken Ufers der Gironde und denen des rechten Ufers. Das liegt zum einen an den unterschiedlichen Bodenformationen, die eine andere Stilistik hervorrufen. Es hat aber auch damit zu tun, dass das linke Ufer früheren Ruhm geerntet hat und viel eher als die Weingüter aus Pomerol und Saint-Émilion gehandelt, bewertet und klassifiziert worden sind. Es war die Klassifikation von 1855, am Vorabend der Weltausstellung in Paris, die einen ersten offiziellen Überblick über die besten Weingüter des Bordeaux gegeben hat und bis heute bis auf eine Veränderung gilt. Diese Klassifikation setzte sich nicht aus den Bewertungen von Kritikern zusammen, wie es heute womöglich der Fall sein würde, sondern ergab sich schlicht aus einem Querschnitt der Verkaufserlöse, den die Weine in den Jahrzehnten vor der Klassifikation erzielt hatten.
Man nahm an, dass die teuersten Weine wohl auch die besten sein würden, womit sie Recht behalten sollten. Denn im Grundsatz hat sich in der Spitze nicht viel verändert. Dabei hat es lediglich Château-Mouton Rothschild geschafft, nachträglich und auf Grund der Verdienste, die sich der Besitzer erworben hat, in den erlauchten Kreis der so genannten ersten Gewächse (Premier Cru) aufgenommen zu werden. Einem exklusiven Club von lediglich fünf Weingütern, zu denen neben Mouton auch Lafite-Rothschild gehört, sowie Latour, Haut-Brion und Margaux. Einige weitere Dutzend Güter teilen sich die Ränge Deuxième Cru bis Cinquième Cru. Unterhalb dieses Systems gab es lange Zeit die Cru Bourgeois des Médoc, eine Gruppe von so genannten bürgerlichen Châteaus, die nicht die Klasse der Grand Cru Güter besaßen, jedoch deutlich über der unübersichtlichen Masse lagen. Da sich dieses System jedoch immer wieder verändert hat und deutliche Mängel aufweist, ist es zuletzt etwas in Verruf geraten und viele Spitzen-Bourgeois-Güter, die qualitativ längst den Rang eines Grand Cru-Gutes verdient hätten, sind nicht mehr Teil der Klassifikation.
Darüber hinaus gibt es tausende Produzenten von Standardweinen, die in einer ganz anderen Realität leben. Denn Bordeaux wird nicht mehr automatisch verkauft wie noch vor wenigen Jahrzehnten. Im Inland hat sich das Konsumverhalten geändert und der Konkurrenzdruck aus dem In- und Ausland ist groß geworden. Da wird es schwierig, sich in einem solch großen Anbaugebiet einen Namen zu machen und seine Käufer zu finden. Doch inzwischen weiß man um die internationale Konkurrenz und erzeugt auch in der Breite wieder ausgezeichnete Qualitäten. Unter diesen Voraussetzungen ist der Bordeaux-Stil, diese Mischung aus Cabernet und Merlot, aus Mineralität und einer feinen, typischen Salzigkeit, aus Tiefe und Komplexität ausgesprochen attraktiv und mit nichts zu vergleichen.