Womit sollen Weinkenner den Namen Peer F. Holm verbinden?
Mit Passion und Profession. Passion fasst Leidenschaft, Engagement und Genuss zusammen. Das Ganze dann aber auch professionell umgesetzt und nicht als Liebhaberei. Zudem spiegelt sich hierin auch der internationale Ansatz: die Worte kommen so in zahlreichen romanischen Sprachen vor und sind damit für viele Menschen – auch wenn sie nicht Deutsch sprechen – umgehend verständlich. Daher haben wir Passion & Profession vor einigen Jahren auch als Motto der Sommelier-Union gewählt.
Gibt es eine Anekdote aus Ihrem Wirken rund um den Wein, die sie gerne erzählen?
Der Moment, in dem ich als junger Lehrling die Weinkarte meines Ausbildungsbetriebes durchblätterte und plötzlich feststellen musste, das mein Wissen um den deutschen Wein nur ein Bruchteil der Weinwelt ist, so wie ich es oben bei meinem Weg zum Wein bereits beschrieben hatte.
Gibt es ein Wein Projekt, das Ihnen besonders am Herzen liegt?
Ist die Sommelier-Profession ein „Wein-Projekt“? Die Sommellerie liegt mir sehr am Herzen, auch wenn ich seit Jahrzehnten nicht mehr klassisch als Sommelier arbeite. Ich fühle mich der Sommellerie aber sehr verbunden und engagiere mich wo immer ich kann. Aber ist es ein „Wein-Projekt“, wo es doch „Sommeliers“ für alles Mögliche gibt? Sei es Brot, Fleisch oder Fisch, sei es Bier, Wasser oder Saft. Aber genau hier ist der Haken: der Begriff „Sommelier“ wird von der Weiterbildungsindustrie missbraucht, um den Absolventen von Kursen einen wohlklingenden Titel verleihen zu können. Da klingt „Sommelier“ anscheinend viel ansprechender und wertiger als „Experte“ oder ähnliches. Dabei umfasst das Aufgabengebiet des Sommeliers alle Getränke, die am Tisch des Gastes serviert werden. Und mit den Lebensmitteln und Zubereitungsarten muss er sich auch auskennen, um dem Gast eine passende Empfehlung unterbreiten zu können. Es ist also ein Projekt, welches mir sehr am Herzen liegt, das aber auch weit über den Wein hinaus geht.
Gibt es einen Winzer, den Sie besonders schätzen?
Es gibt sehr viele Winzer, die ich besonders schätze. Seien es meine ehemaligen Lehrherren wie Fritz Keller oder den leider viel zu früh verstorbenen Bernhard Huber, langjährige Wegbegleiter wie Alvaro Palacios, Dirk Niepoort, Thomas Seeger, Dirk Würtz oder auch aktuelle Talente und Persönlichkeiten. Diese Frage ausführlich zu beantworten würde wahrscheinlich wirklich den Rahmen sprengen. Zudem gibt es so viele Winzer, die ich noch gar nicht kenne und daher noch nicht schätzen lernen konnte …
Haben Sie für unsere Leser einen Geheimtipp, einen Wein den man unbedingt mal probieren sollte, wenn man glaubt, dass man schon alle Gängigen Rebsorten und Regionen probiert hat?
Diese Frage könnte ich ganz leicht und kurz beantworten mit „2013 Ak Arba Kazakh Riesling aus Kasachstan“. Ein Wein, der mich persönlich sehr überrascht hat, da er in keiner Blindprobe aufgefallen wäre als etwas „exotisches“. Vielmehr wäre er wahrscheinlich als Riesling aus dem Elsass verortet worden. Aber muss es als Geheimtipp immer etwas exotisches sein, nur um sicher zu gehen, dass es so gut wie keiner von hier je im Glas hatte? Es gibt glücklicherweise auch hier in Deutschland und Europa so viele Entdeckungen, so viele Geheimtipps, das wir eigentlich gar nicht so weit in die Ferne schweifen müssen. Wir haben eine grandiose junge Winzergeneration am Start. Noch nie waren sie so gut ausgebildet wie heute, haben Auslandserfahrungen gesammelt und bringen andere Eindrücke mit nach Hause, in die elterlichen Betriebe. Und wenn alles gut läuft, sich die Generationen arrangieren, schlummert ein unglaubliches Potential bei den Weingüter: die Erfahrung der Eltern und der Wille der Kinder, das Gelernte zuhause so umzusetzen, dass die eigene Identität weiterhin – oder gar noch prägnanter – sichtbar und schmeckbar ist. So gesehen kann ich nur sagen: Augen auf und die Vielfalt auf sich wirken lassen.
Gibt es einen Wein den Sie gerne noch probieren möchten?
Ganz viele sogar. Klar ist es aufregend, „große Namen“ zu verkosten, um sich selbst ein Bild davon zu machen, ob diese wirklich so groß sind, wie sie beschrieben werden. Oftmals ist dem wirklich so, aber es gibt auch – für mich – enttäuschende Momente dabei. Es müssen aber nicht unbedingt teure oder rare Weine / Getränke sein. Mich reizt es immer, Neues kennen zu lernen und dabei überrascht zu werden. Und je mehr ich verkoste, desto mehr reizen mich Weine, die bereits eine längere Reifezeit hinter sich haben. Weine, die der jugendlichen Sturm und Drang Phase entwachsen sind und sich als Persönlichkeiten präsentieren. Das wichtigste dabei ist die Geduld.