Piero Antinori
Der 1938 geborene Piero übernimmt 1968 die Leitung des Unternehmens, das sein Vater Niccolò trotz des 2. Weltkrieges sehr erfolgreich ausgebaut hat. Dieser erwirbt das umbrische Castello della Sala und stellt 1961 den jungen Önologen Giacomo Tachis ein – ein Glücksgriff, wie sich noch herausstellen sollte. Doch das Jahr 1966 bringt einen herben Rückschlag. Der Arno tritt über die Ufer und ergießt sich in die Weinkeller der Antinori. Dabei wird nicht nur eine beträchtliche Menge Wein vernichtet. Zu spät bemerkt man, dass sich mit dem Hochwasser eine giftige Chemikalie in die Keller ergossen und große Mengen Wein vergiftet hat. Der Imageschaden, den das Haus erleidet, ist enorm. Für Niccolò ist dies der Zeitpunkt, an seinen Nachfolger Piero zu übergeben. Der tut das einzig Richtige: Er nutzt diese schwere Krise, um das Haus komplett zu erneuern. So werden neue Qualitätskontrollen eingeführt, der Anbau wird mithilfe des Bordelaiser Önologie-Professors Émile Peynaud revolutioniert, temperaturkontrollierte Stahltanks werden eingeführt und vieles mehr. Schauplatz der Veränderungen ist auch der damals noch weitgehend unbekannte Weinberg Tignanello, dessen besondere Lage mit kalkhaltigem Boden und kühlem Klima eine Schlüsselrolle bei der Erneuerung des Hauses Antinori zufallen sollte. Piero schaut sich damals sehr genau an, was sein Onkel Nicolò Incisa in Bolgheri unternommen hat. Bei ihm standen neben dem allerorts üblichen Sangiovese einige Fremdlinge namens Merlot, Syrah und Cabernet. Piero ist begeistert von dem Wein, den sein Onkel Sassicaia getauft hat und der ein reiner, für die Toskana völlig unüblicher Bordeaux-Blend ist. Für seinen Tignanello greift Piero die Idee auf und so entsteht eine Cuvée aus Sangiovese mit Cabernet und Merlot, ausgebaut in kleinen Eichenfässern, etikettiert als Vino di Tavola. Dieser Wein, der 1975 zunächst Villa Antinori Tignanello heißt, wird zusammen mit dem Sassicaia als Super Tuscan bekannt und schlägt im internationalen Weinmarkt wie eine Bombe ein. Man übertreibt wohl nicht, wenn man den Erfolg dieser Weine zusammen mit der Qualitätsrevolution im Hause Antinori als Initialzündung für den jüngeren italienischen Weinbau bezeichnet. Der lag geradezu depressiv danieder. Schaut man sich renommierte Weinführer der 1970er-Jahre an, taucht Italien dort als Weinland oft gar nicht auf – kaum vorstellbar heutzutage.
Die Antinori heute
Das unbedingte Qualitätsstreben ist dem Marchese bis heute ebenso eigen wie der Sinn für das Marketing und das Geschäft. Mit Giacomo Tachis, der dem Haus bis zu seinem Tod im Frühjahr 2016 verbunden gewesen ist, sowie mit Renzo Cotarella, der 1992 Tachis Nachfolge antritt, hat er die Speerspitze des modernen toskanischen Weinbaus etabliert. Als Geschäftsmann hat Piero zusammen mit seinen Töchtern Albiera, Allegra und Alessia das Haus der Marchesi Antinori zu einem Unternehmen mit 14 Weingütern in Italien und 20 weltweiten Joint Ventures gemacht. Hinzu kommen Restaurants und das neue ikonische Weingut San Casciano in Val di Pesa. Das 100-Millionen-Euro-Projekt ist sowohl architektonisch als auch weintechnisch wegweisend. Doch von zu viel Technik hält Albiera Antinori, die vor einigen Jahren das Tagesgeschäft von ihrem Vater übernommen hat, wenig. Für sie zählen weiterhin die Qualität der Rebe und das Terroir. Dass die Antinori den Boden und die Rebe bei allem Erfolg nie aus den Augen verloren haben, ist der große Verdienst dieser besonderen, ja einzigartigen Weinfamilie.
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