Wein statt Viehzucht
Die Entscheidung musste reifen, ja, die Hinwendung zum Wein hat Jahrzehnte gedauert. Begonnen hat die Geschichte damit, dass seine Eltern in seiner Jugend ein Stück Land weit außerhalb Santiagos erworben hatten. Das Land diente als Sommerfrische und ein wenig zur Selbstversorgung. An den Wochenenden, die er auf dem Land verbrachte, wurde dem jungen Aurelio schnell klar, dass er die meiste Zeit seines Lebens lieber draußen als in geschlossenen Räumen verbringen wollte. Eine tiefe Liebe zu Land und Boden, aber auch zum Nutzvieh, mit dem das Land bewirtschaftet wurde, stellte sich ein. Nach dem Schulabschluss entschloss sich Aurelio, Agrarwissenschaften zu probieren. Von Wein hatte er keine Ahnung, ja er kam in seinem Leben kaum vor – es sei denn, sonntags wurde aufwendig gekocht und eine Flasche Rotwein zum Sonntagsbraten geöffnet. Im Rahmen seines Studiums stolperte er irgendwann wie zufällig über die Möglichkeit, an einem Weinbaukurs teilzunehmen und er nahm diese Chance wahr. Einem ersten Kurs folgten weitere, und aus dem Thema Wein wurde ein erster Karriereschritt. Statt Viehzucht, was er eigentlich geplant hatte, wurde er nun Weinmacher in San Pedro. Die Arbeit befriedigte ihn wenig. Es wurde einfach kaum guter Wein produziert und Ende der 1980er war ihm klar, dass er dies ändern wollte.
Bei einer siebenköpfigen Familie aber fällt die Entscheidung, sich selbstständig zu machen, schwer. Schwer waren dann auch die ersten Jahre, in denen Montes national wie international viele, sehr viele Klinken putzen musste, bis der moderne, reife Stil in Chile erfolgreich wurde und auch die internationale Weinszene auf ihn aufmerksam wurde. Einen guten Wein zu machen, ist unter Umständen gar nicht so kompliziert. Viel schwieriger ist es, ihn auch verkaufen zu können. Und genau da zeigte sich Montes‘ zweites Talent neben dem Weinmachen. Ab einem bestimmten Punkt ging es nur noch bergauf. Die Qualität der Montes-Weine ist dabei beeindruckend konstant auf hohem Niveau. Nachdem er in Apalta, Curicó und zuletzt im kühlen Marchiguë hochmoderne Weingüter eröffnet hat, ist er in Argentinien mit Kaiken und im Napa Valley mit Napa Angel ebenso erfolgreich. Der Mann, der eigentlich Viehzüchter werden wollte, hat also ein sehr gutes Gespür für den Markt. Er geht mittlerweile auf die Siebzig zu, doch stehen bleiben wird er nicht. Da ist zu viel Energie, wie er selbst sagt, und die muss irgendwo hin. Mittlerweile beteiligen sich seine beiden Söhne im Unternehmen und verfolgen die gleiche Linie wie ihr Vater. Nach Südamerika und Napa steht als Nächstes wohl ein Engagement in Europa an.