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Was das Etikett über den Wein verrät

Ein Gastbeitrag von Daniel Bayer

Veröffentlicht am 04. November 2019

Das Weinetikett ist das Gesicht der Flasche. Ohne dieses Gesicht wüssten wir reichlich wenig über deren Inhalt. Der Griff ins Weinregal wäre ein Griff ins Ungewisse. Eine Lotterie, mit der Hoffnung auf den Jackpot und zugleich das aussichtslose Fischen im Trüben.

Zum Glück gibt es das Weinetikett, welches uns bereits auf den ersten Blick so einiges verrät. Spricht es dich an? Wie ist der erste Eindruck und welche Informationen vermittelt es dir?

Welche Geschichte hat das Weinetikett?

Wie wichtig diese erste Erkenntnis ist, wussten bereits die Sumerer, die schon vor 6.000 Jahren ihre Weine mit Rollsiegeln beschrifteten. Antike Funde beweisen auch, dass derartige Bezeichnungen sogar in die Amphoren geritzt wurden. Natürlich liegen zwischen den eingeritzten Informationen und unseren heutigen Weinetiketten himmelweite Unterschiede, und dennoch ist es interessant zu erfahren, wie weit die Geschichte bereits zurückliegt.

Welche Informationen können auf dem Weinetikett stehen?

Auf unseren heutigen Etiketten finden wir Angaben darüber, wer den Wein erzeugt hat, aus welchen Rebsorten er vinifiziert wurde und aus welcher Region er stammt. Natürlich darf auch der Alkoholgehalt nicht fehlen sowie spezifische geografische Bezeichnungen. Ein Wappen oder Logo des Weinguts setzt dem Etikett die visuelle Krone auf. Damit diese Informationen nicht willkürlich angegeben werden, wurden strikte Vorgaben erstellt, die alle Erzeuger einhalten müssen.

So gibt es gesetzliche Bestimmungen, die sicherstellen, dass die Informationen auf dem Etikett genau dem entsprechen, was in der Flasche ist.

Weinetikett Pflichtangaben: Welche Angaben sind vorgeschrieben und verpflichtend?

In Europa regelt das Bezeichnungsrecht für Wein haargenau, welche Inhalte und zum Teil auch formale Kriterien (wie Schriftgröße) auf dem Etikett einzuhalten sind. Hier wird wirklich nichts dem Zufall überlassen!
Verpflichtend vorgeschriebene Angaben sind:
- die Qualitätsstufe
- geografische Herkunft
- Abfüller
- Alkoholgehalt
- Nennvolumen
- Loskennzeichnung
- amtliche Prüfungsnummer
- Hinweis auf Sulfite
- Hinweis auf eiweißhaltige Schönungsmittel wie Kasein oder Ovalbumin.

Besonders die geografischen Angaben, also die Bezeichnung des Anbaugebietes oder des Orts, aus dem der edle Tropfen stammt, sind etwas, worauf ich bei der Auswahl eines Weins großen Wert lege. Das Gebiet, aus dem die Trauben kommen, kann den Stil und die Qualität des Weins entscheidend beeinflussen, sodass ich bereits vor dem Ladenregal eine ungefähre Ahnung davon habe, was mich in der Flasche erwarten könnte. Die geografische Angabe bezieht sich dabei auf ein bestimmtes Weinbaugebiet innerhalb eines Landes, z. B. Mosel, Burgenland, Rheingau oder Wachau. Diese Gebiete können riesig sein und eine komplette Region umfassen wie z. B. Südtirol oder eben winzig und nur aus einer einzigen Weinbergslage bestehen, z. B. La Romanée in Burgund.


Das Etikett kann genauen Aufschluss über die Herkunft des Weines liefern.

Die Qualitätsstufe, welche deutlich und gut erkennbar auf dem Weinetikett angebracht sein muss, verrät ebenfalls, um welche Art von Wein es sich handeln könnte. In Deutschland gibt es beispielsweise Tafelwein, Landwein, Qualitätswein und Qualitätswein mit Prädikat. Und bei den Prädikaten wird es besonders spannend. Hiervon gibt es Kabinett, Spätlese, Auslese, Beerenauslese, Trockenbeerenauslese und Eiswein. Du kannst anhand dieser Angaben beispielsweise ableiten, mit welchem Reifegrad die Trauben geerntet wurden und ob es sich um einen Wein mit Restsüße handelt.

Was auf dem Etikett stehen darf, aber nicht muss

Klare Regeln sind gut, etwas Freiraum schadet aber auch nicht. Allerdings ist auch dieser Freiraum klar begrenzt, denn nur Angaben, die offiziell zugelassen sind, dürfen das Etikett zieren. Die wichtigsten wahlweise zu gebrauchenden Angaben sind Jahrgang, Rebsorte, Geschmacksangabe, Lage und zusätzliche Informationen wie z. B. die Trinktemperatur oder Speiseempfehlungen. Während ich auf einige der genannten Angaben gerne verzichten kann (manchmal ist weniger eben doch mehr), halte ich ein paar davon für geradezu essenziell, wenn es darum geht, sich etwas unter dem Wein aus dem Ladenregal vorstellen zu können.

Bei den Rebsorten ist es so, dass die Angabe bei sortenreinen Weinen erlaubt, aber nicht verpflichtend ist. Manche Winzer verzichten bewusst auf die Angabe der Rebsorte, um keine Vorurteile im Konsumenten entstehen zu lassen. Denn es gibt tatsächlich Weinfreunde, die um spezielle Rebsorten einen weiten Bogen machen, da diese in ihren Augen immer zu viel Säure haben oder immer die gleichen Aromen aufweisen, die sie nicht ausstehen können. Winzer kennen ihre Zielgruppe sehr genau und verzichten von daher auf die Nennung der einzelnen Sorte.

Auch bei Cuvées darf die Rebsorte unter bestimmten Voraussetzungen angegeben werden. Dabei unterscheidet das Bezeichnungsrecht für Wein zwei Fälle:

Die primäre Sorte darf auf dem Etikett stehen, wenn diese einen Anteil von mindestens 85 Prozent aufweist.

Wenn lediglich zwei Rebsorten miteinander verschnitten wurden und der Wein zu 100 Prozent nur aus diesen beiden Sorten besteht, dürfen sie auf dem Etikett angegeben werden.

Die Angabe der Rebsorte verrät beim Einkauf des Weins bereits sehr viel über den edlen Tropfen. Wer sich schon ein bisschen besser mit den sortentypischen Unterschieden auskennt und weiß, welche Sorten ihm tendenziell eher schmecken, hat vorm Ladenregal einen guten Anhaltspunkt.


Für viele Weinfreunde die wichtigste Information: die Rebsorte

Einen Schritt weiter hilft dir auch die Angabe des Jahrgangs. Also das Jahr, in dem die Trauben des Weins gewachsen sind. Der Winzer darf diese Angabe machen, wenn mindestens 85 Prozent der verwendeten Trauben auch im besagten Jahr geerntet wurden. Ich halte diese Angabe für essenziell, da ich mir zum Beispiel keinen drei Jahre alten Rosé im Ladenregal oder einen frisch abgefüllten Riesling GG kaufen würde, wenn ich diesen am selben Abend noch trinken möchte.

Zu guter Letzt kommt noch der künstlerische Aspekt hinzu, dem jeder Winzer ein unterschiedliches Maß an Bedeutung beimisst. Während einige Winzer auf traditionelle Familienwappen oder schlichte Logos setzen, lassen andere Erzeuger ihrer Fantasie und Kreativität freien Lauf. Es gibt die abgefahrensten Bilder auf Weinetiketten von leicht bekleideten Damen und Herren, über Horrorfiguren bis hin zu märchenhaften Weinlandschaften. Wer sich im Ladenregal von der breiten Masse an Weinen abhebt und durch ein besonderes Etikettendesign auffällt, steigert eventuell seine Umsätze. Die Konkurrenz ist groß und deshalb wählen einige Weingüter den Weg der Extreme. Über die Qualität des Weins sagt ein aufwendiges und ansprechendes Design aber nichts aus. Ich durfte schon Weine genießen, die im Schönheitswettbewerb bereits während der Qualifikationsrunde ausgeschieden wären, mir aber einen unvergesslichen Genuss bereitet haben. Ähnliche Erfahrungen habe ich mit Weinen erlebt, die man sich am liebsten zu Hause als Dekoration hingestellt hätte, deren Inhalt aber so bescheiden schmeckte, dass allein die Erinnerung beim Anblick der Flasche schlechte Emotionen hervorrufen würde.


Schon wenige Informationen auf dem Etikett liefern viel mehr Aufschluss über den Wein,
als eine schöne Flasche oder sonstige Verzierungen.

Lass dich beim Analysieren der Etiketten also nicht vom Design ablenken, sondern konzentriere dich auf die wichtigsten Angaben. Dann wird der nächste Griff ins Ladenregal vielleicht dein Hauptgewinn.

Daniel Bayer
Daniel Bayer ist Weinblogger und hilft mit seinem Blog www.wein-verstehen.de Weinfreunden dabei, Wein besser zu verstehen. Außerdem ist er auf Instagram unter @wein_verstehen zu finden, wo er sich mit zahlreichen Gleichgesinnten vernetzt hat und interessante Einblicke in spannende Interviews und Verkostungen gewährt. Daniel ist es zudem ein großes Anliegen, den Winzern selbst eine Bühne zu geben. In seinem “Winzer talk”-Podcast dreht sich alles um die Erzeuger und deren Philosophie. Dazu reist Daniel von Weinbauregion zu Weinbauregion, um die Winzer vor Ort beim Verkosten ihrer Weine zu befragen.