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Pfalz
Die Wurzeln der Pfälzer Weins
Seit mindestens 2.000 Jahren wird in der Pfalz Weinbau betrieben. Das belegen zahlreiche Funde aus der Zeit der Römer, die das Gebiet um Christi Geburt eroberten. Eindrücklich zeigt die Römervilla in Ungstein bei Bad Dürkheim die antike Vergangenheit – hier wurde neben einem weitläufigen Herrschaftshaus auch eine Kelteranlage gefunden. Seitdem entwickelte sich der Weinbau kontinuierlich weiter: Ab dem 7. Jahrhundert lag er vor allem in den Händen der Klöster.
Die Wurzeln des ältesten Weinguts der Pfalz, der Neustadter Johanniterguts, lassen sich bis ins Jahr 753 zurückverfolgen. Etwas jünger und trotzdem von beachtlicher Beständigkeit sind einige Hundert Traminerreben in der Lage Rhodter Rosengarten. Sie wurde vor mehr als 400 Jahren gepflanzt und stehen immer noch im Ertrag.
Zu dieser Zeit erschütterten mehrere Konflikte die Region, zum Beispiel der Dreißigjährige Krieg. Große Teile der Bevölkerung wurden ausgelöscht und damit auch der Weinbau schwer getroffen. Der Aufschwung folgte erst, als im 19. Jahrhundert mehr und mehr Privatweingüter gegründet wurden, die heute zu den altehrwürdigen Erzeugern der Pfalz zählen – allen voran ist hier das Deidesheimer Weingut Bassermann-Jordan zu nennen, das bereits 1716 entstand und das später den Pfälzer Qualitätsweinbau maßgeblich prägte.
Die Reblauskatasprophe im ausgehenden 19. Jahrhundert forderte wie in ganz Europa auch in der Pfalz die Innovationskraft der Weinmacher heraus. In Neustadt entstand das DLR, das heute mit dem Weincampus auch ein Studienort für die neue Winzergeneration ist. Mit dem Julius-Kühn-Institut in Siebeldingen hat außerdem ein führendes Institut für Rebenzüchtung in der Pfalz seinen Sitz.
Nach den allgemein schwierigen Zeiten für den deutschen Wein im 20. Jahrhundert, waren es in den letzten Jahrzehnten verschiedene Pioniere, die das heutige Bild der Pfalz formten: Vorreiter für trockene Weine gab es bereits in den 50er und 60er Jahren. In den 1980ern schlossen sich erste Pfälzer Weingüter dem Bioland-Verband an und starteten damit im Kleinen einen Trend, der bis heute anhält. Seit den 90ern stärkt der Slogan „Zum Wohl. Die Pfalz“ die Außenwahrnehmung der Region. Heute prägen neben traditionsreichen Gütern und Genossenschaften auch zahlreiche junge Betriebe die Region. Dynamisch widmen sich alle Erzeuger gemeinsam Trends wie Naturweinen und hochklassigen Schaumweinen, lassen aber auch die traditionellen Stärken der Pfalz – Riesling und Burgunder – hochleben.
Das Profil der Pfalz
Obwohl auf den knapp 23.800 Hektar Fläche fast 200 Rebsorten zugelassen sind, hat die Pfalz ein klares Profil: Mit über 5950 Hektar macht der Riesling ein Viertel der Pfälzer Reben aus. Die Region ist damit der größte Rieslingerzeuger der Welt. Auf ebenfalls mehr als ein Viertel der Fläche bringen es die Burgundersorten: Grauburgunder, Weißburgunder und Chardonnay als weiße und der Spätburgunder als rote Sorte haben sich als Leitrebsorten neben Riesling etabliert und werden in unterschiedlichen Stilen – vom zugänglichen Basiswein bis zum Premiumgewächs aus dem Holzfass – angeboten.
Mengenmäßig weniger bedeutend, aber dennoch im Trend sind weitere internationale Sorten: Sauvignon Blanc, Merlot und Cabernet Sauvignon haben in den letzten 20 Jahren ein Zuhause in der Pfalz gefunden. Als traditionelle Vertreter gehören zum Beispiel Gewürztraminer und Scheurebe auf die Spezialitätenliste einiger Weingüter. Neu und erfolgreich sind außerdem die PIWI-Sorten, die in der Pfalz auf rund 750 Hektar angebaut werden. Insgesamt liegen Weißweine mit 61 Prozent knapp vorne. Trotzdem ist die Pfalz mit 26 Prozent Rotwein und 13 Prozent Rosé in Deutschland der führende Erzeuger in diesen beiden Kategorien.
Geschmacklich liegt der Fokus klar auf trockenen Weinen, die 57 Prozent der Produktion ausmachen. Neben über 1000 Privatweingütern, die auf im Schnitt 12 Hektar Fläche ihre Weine erzeugen, sind die Genossenschaften eine wichtige Stütze der Region. Sie bewirtschaften mehr als 12 Prozent der Gesamtfläche.
Schaut man nach aktuellen Trends, fallen vor allem die Themen Nachhaltigkeit und ökologischer Weinbau ins Auge: Viele Weingüter schließen sich entsprechenden Verbänden an und lassen sich zertifizieren. Die Anbaufläche für Bioweine liegt mit rund 13 Prozent (Stand 2020) über dem Bundesdurchschnitt.
Das Terroir der Pfalz
Viel Sonne, genug, aber nicht zu viel Regen, eine Vielfalt interessanter Bodenarten – verschiedene natürliche Faktoren bilden entscheidende Einflüsse auf die Weine der Pfalz. Klimatisch liegt die Region im Wind- und Regenschatten des Pfälzer Waldes. Er ist das größte Waldgebiet Deutschlands und hält in seinen Hügeln feuchte Winde aus dem Westen ab.
Die Weinberge schmiegen sich an die Osthänge des Gebirgszuges, der Haardt genannt wird, und dehnen sich dann einige Kilometer bis zu den Flachlagen der Rheinebene aus. Zwar ist die Region offiziell in zwei Bereiche unterteilt – im Norden die „Mittelhaardt / Deutsche Weinstraße“ im Süden die „Südliche Weinstraße“ – doch macht in Sachen Klima eine Dreiteilung mehr Sinn: Ganz im Süden sind die Hügel der Haardt niedriger, es ist insgesamt feuchter und etwas kühler.
Wärmer und trockener ist es im mittleren Bereich rund um Neustadt, wo die Berge der Haardt am höchsten sind. Richtung Norden bleibt es trocken, doch mehr Wind sorgt allgemein für etwas kühlere Bedingungen. Neben unterschiedlichen klimatischen Bedingungen bieten diverse Bodenarten den Winzern viele Möglichkeiten.
In flacheren Lagen herrschen Lössböden und kiesreiche Ablagerungen des Rheins vor. Entlang der Haardt findet sich ein Mosaik verschiedener Gesteinsarten: Kalkböden maritimen Ursprungs gibt es zum Beispiel im Schweigener Sonnenberg oder auch im ganz im Norden gelegenen Zellertal. Buntsandsteinböden finden sich immer wieder, zum Beispiel bei Deidesheim. Seltenheiten wie der Basaltboden der Lage Forster Pechstein, das Rotliegende im Birkweiler Kastanienbusch oder Schieferlagen rund um Weyher bringen spannende Weine hervor.
Die Pfalz schafft als Region den Spannungsbogen zwischen zugänglichen „Best Buy“-Weinen und großen Spitzengewächsen!