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Valle de Aconcagua

Weine aus den Anden

Chile ist das Land der Gegensätze – und der Dynamik. Hier kann man Wüsten und Gletscher bestaunen und sich zwischendrin irgendwie ganz wie am Mittelmeer fühlen. Man kann aber auch sehen, wie innerhalb nur weniger Jahre auf einem Stück unberührter Natur ein Weingut entsteht, das den Grand Crus aus Frankreich Paroli bietet. Die chilenischen Weine reflektieren ein Land voller Kraft und Lebensfreude. Zu ihm gehört ein Pisco Sour genauso wie ein herzhaftes Stück Fleisch vom Grill. Und natürlich eine große Portion Gastfreundschaft, die dem Besucher überall zwischen der Pazifikküste und den Gipfeln der Anden begegnen wird.
 

Valle de Aconcagua

Das Aconcagua-Tal steht für Finesse

Ein Terroir, das für Weine mit französischer Herkunft geradezu geschaffen zu sein scheint, mit fruchtbaren Böden, warmen Sommern und kühlen Nächten und einer ausgeklügelten Bewässerung mit dem Gletscherwasser der Anden. So könnte man das Aconcagua-Tal in wenigen Worten beschreiben. Wenn man dann noch das Können und die Kreativität von Winzern sehr verschiedener Provenienz hinzuaddiert, wird schnell klar, warum diese kleine chilenische Weinregion inzwischen eine der ganz großen ist.

 

Die Region Aconcagua im Norden von Santiago de Chile ist in drei Unterregionen unterteilt, das Valle Aconcagua im Osten am Rande der Anden, Valle Leyda bei San Antonio und dem Valle de Casablanca. In allen drei Regionen werden hervorragende Weine kreiert, wobei das Aconcagua-Tal eher für Rotweine, die beiden Unterregionen am Pazifik eher für Weißweine stehen. Das Terroir mit seinen kühlen Winden vom Pazifik und der Wärme Chiles ist geradezu ideal für die typische Bordeaux Cuvée mit Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc, Carmenère und Syrah. Chardonnay und Sauvignon Blanc sind dagegen die beliebtesten Weißweine. Gerade die Rotweine an den Ausläufern der Anden profitieren von den warmen Tagen und kühlen Nächten. Die Trauben reifen bis zur Ernte aufgrund der hohen Zahl von Sonnenstunden voll aus. Die niedrigen Temperaturen in der Nacht sorgen hingegen dafür, dass der Zucker- und damit auch der Alkoholgehalt der Weine nicht durch die Decke gehen. Eine Spezialität des chilenischen Terroirs, die den Wein des südamerikanischen Landes deutlich von den Produkten Kaliforniens und Australiens differenziert und ihm eine gewisse französische Finesse verleiht.

 

Das chilenische Weinrecht ist relativ einfach. Kommt ein Wein aus einer genau definierten Gegend und enthält er mehr als 11,5 % Alkohol, geht er als Wein mit qualifizierter Herkunft durch – mit Denominación de Origen. Kein Wunder, dass diese recht einfache Hürde in der Regel übersprungen wird. Für die weiteren Qualitätsbezeichnungen wie Reserva, Gran Reserva oder Gran Vino gibt es dagegen keine festgelegten Kriterien. Das hält die chilenischen Weinbauern aber nicht davon ab, Weine auf den Markt zu bringen, die mit den europäischen Weinen durchaus mithalten können. Gerade die Winzer im Aconcagua sind hierbei besonders erfolgreich.

 

Große Bordeaux-Rebsorten aus dem Aconcagua-Tal

Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Karriere der Weine aus dem Aconcagua-Tal, die mindestens so steil verlief wie die Weinberge an den Westausläufern der Anden, die sich bis auf 1.000 Höhenmeter hinaufziehen. Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc und Syrah, also die klassischen Sorten der Bordeaux-Cuvée, waren es, die diese Region groß gemacht haben. Ein weiterer Umstand war natürlich der Zusammenbruch des europäischen Weinbaus aufgrund der Reblaus-Epidemie, der die Nachfrage nach guten Rotweinen aus Übersee natürlich noch einmal ankurbelte. Aufgrund der isolierten Lage Chiles und wohl auch aufgrund der periodisch wiederkehrenden übermäßigen Bewässerung durch das Gletscherwasser der Anden stellte die Reblaus in Chile nie eine wirkliche Gefahr dar.

 

Die Unterschiede in der chilenischen Geographie zwischen der Atacama-Wüste im Norden und den Gletschern im Süden sind gewaltig. Relevanter für die Weinbauern scheinen aber die Unterschiede zwischen dem Westen und dem Osten des schmalen Landes zu sein.

Die langen, warmen Sommer im Osten des Aconcagua-Tals geben den Trauben ausreichend Zeit, um ihr großes Potential zu entwickeln. Der vorläufige Höhepunkt dieser Entwicklung war das Kräftemessen zwischen den Spitzenweinen aus Chile und Frankreich im Januar 2004 in Berlin. Bei dieser Weinverkostung mit den 60 weltweit renommiertesten Sommeliers verwiesen die beiden besten Chilenen, der Viñedo Chatwick 2000 und der Seña 2001, die beiden besten französischen Weine von den Gütern Chateaux Lafite-Rothschild und Chateaux Margaux auf die Plätze drei und vier.  

Exzellenter Weißwein aus Casablanca

Gilt der Osten des Aconcagua-Tals als die Domäne der Rotweine, so ist der Westen mit den Casablanca-Tal und dem Leyda-Tal die Herkunft von weißen Spitzenweinen. Der Grund ist sehr einfach. Hier herrscht zwar auch ein weitgehend mediterranes Klima. Aber der Einfluss der kalten Winde vom Pazifik ist hier deutlich spürbarer. Die chilenischen Weinbauern haben hier vorwiegend Chardonnay und Sauvignon gepflanzt. Nur ganz vereinzelt findet man hier auch robustere Rotweintrauben wie Pinot Noir und Merlot. Gerade der Erfolg der Weißweine aus dem Aconcagua beweist die Vielfalt und Qualität des Terroirs im Norden der Hauptstadt.

 

Was die Produzenten von Weißwein im Aconcagua-Tal betrifft, spielen hier neben dem renommiertesten Weingut des Aconcagua, der Viña Errázuriz, auch die ursprünglich aus dem Central Valley stammenden Weingüter Viña Montes, Viña Santa Rita und Los Vascos (Domains de Rothschild) eine bedeutende Rolle. Diese haben die Reben für ihre Weißweine vornehmlich in den Tälern von Casablanca und Leyda angepflanzt. Die Franzosen von Rothschild kreieren hier einen respektablen Sauvignon Blanc, den sie mit Trauben aus dem Curicó im Valle Central verschneiden. Wenn man den Premiumcharakter des Aconcagua-Terroirs in Reinform genießen möchte, bieten sich natürlich die Premiumweine von Viña Errázuriz, wie zum Beispiel der Chardonnay „Wild Ferment“ und der Sauvignon Blanc „La Escultura“ an. Sie erreichen bei Weintestern wie Falstaff, Robert Parker und James Suckling regelmäßig Wertungen von 90 Punkten und mehr. 

Seña: Der erste chilenische Icon-Wein.

Dass im Aconcagua Weine entstehen, die locker mit Europäern mithalten können, beweist das Weingut Viña Errázuriz. Sie haben hier den Seña komponiert, eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Carmenère, Merlot, Cabernet Franc und Petit Verdot. Genau der Wein, der bei der Berliner Verkostung im Januar 2004 die Franzosen auf die Plätze drei bzw. vier verwies. Möglich war dies durch ein Joint Venture von Eduardo Chadwick, dem Patriarchen von Errázuriz und dem kalifornischen Weinproduzenten Robert Mondovi. Sie haben lange nach der idealen Lage für ihre Reben gesucht und sich schließlich für dieses Tal entschieden, das die Wärme Chiles mit der frischen pazifischen Luft kombiniert. In den Neunziger Jahren  begannen sie mit der Anpflanzung von Bordeaux-Trauben, die hier ein perfektes Terroir fanden und inzwischen zu den gefragtesten chilenischen Weinen zählen. Bemerkenswert ist vor allem die zweite Karriere der Carmenère-Traube, die ursprünglich aus Frankreich stammt, dort aber nach der Reblaus-Epidemie nie wieder recht Fuß fassen konnte. Inzwischen bildet sie einen festen Bestandteil der Cuvées von Errázuriz und gilt als die chilenische Rotweintraube schlechthin.

 

Die chilenischen Winzer legen schon aus Tradition Wert auf einen ökologisch vertretbaren Anbau. Der Grund dafür mag sein, dass sie mit ihrer langen Küstenlinie direkt vom Klimawandel betroffen sind und durch das Klimaphänomen „El Niño“ auch regelmäßig an seine Auswirkungen erinnert werden. Auch deswegen achtet man beim „Seña“ sehr auf Biodynamik. Das schlägt sich nicht nur in der ausschließlichen Düngung der Böden mit dem auf dem Gut selbst hergestellten Kompost nieder. Auch die Gebäude, die hier neu errichtet wurden, reflektieren das Land, auf dem sie stehen. Denn alle Materialien kommen aus der Gegend. Schon wenige Jahre nach der Anpflanzung der ersten Reben auf den 42 Hektar großen Weinbergen heimste der „Seña“ die ersten Punkte ein. Für den 2015-er Jahrgang erhielt der Seña von Robert Parker 96 und von James Suckling atemberaubende 100 Punkte: „Full body, fantastic density of fruit and ripe tannins. It goes on for minutes on the palate with such energy and focus. Touch of chewiness on the finish. A complex and complete wine that delivers a generosity with firmness.“ Oder kurz: Der erste chilenische Icon-Wein. 

Aconcagua bedeutet 'Steinwächter'

Der Aconcagua ist mit 6.962 Metern der höchste Berg Südamerikas. Im globalen Ranking liegt er trotzdem nur auf Rang 188. Aber das scheint dem imposanten, von fünf Gletschern umgebenen Riesen nichts auszumachen. Sein Name kommt vermutlich aus der Sprache der Ureinwohner Südamerikas, dem Quechua und bedeutet soviel wie „steinerner Wächter“. Obwohl er eigentlich auf der argentinischen Seite der Grenze liegt, hat er dem gesamten Tal von den Anden bis zur Pazifikküste seinen Namen gegeben. Er ist entgegen früherer Annahmen kein Vulkan, trotzdem wurde er von den Chilenen lange Zeit als „el volcano“ bezeichnet. Der mächtige Berg hat dem Tal aber nicht nur seinen Namen gegeben, viel wichtiger ist das Schmelzwasser seiner Gletscher, das den Weinbauern dieser warmen Gegend in rauen Mengen zur Verfügung steht und zur künstlichen Bewässerung der Weinberge genutzt wird.

 

Der Weinbau ist in dieser Region, etwa 100 Kilometer nördlich von Santiago de Chile, schon seit 1870 belegt. Seitdem erlebt das Tal einen rasanten Aufschwung als Weinregion. Einen großen Anteil hatte dabei auch das Weingut Viña Errázuriz, das eben in diesem Jahr gegründet wurde. Schon der Gründer, Don Maximiano Errázuriz, nannte dieses Gebiet das „beste Land für den besten Wein“. Dieses Selbstbewusstsein hat sich bis heute gehalten und gilt sowohl für den Weißwein vom Val Paraiso an der Pazifikküste als auch für die Rotweinlagen auf den über 1.000 Meter hohen Hängen der Anden. Die Bedeutung, die der Wein aus Aconcagua heute besitzt, zeigt, dass Don Maximiano Errázuriz mit seiner Einschätzung sehr richtig lag.