Rebsorte

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Rebsorte

7.000 Jahre Geschichte der Rebsorten

Wein genießen die Menschen seit mehr als 7.000 Jahren, wie Relikte der in Armenien entdeckten ältesten Kelteranlage nahelegen. Etwa um 5.000 vor Christus entstanden die ersten Züchtungen von Rebsorten aus der Urrebe Vitis silvestris vinifera ("weintragende Waldrebe"). Zu den Errungenschaften, die die Kultivierung der Gattung Weinrebe (Vitis vinifera) entscheidend erleichterten und vorantrieben, gehörte die Heranzucht zweihäusiger (zweigeschlechtlicher) Rebstöcke aus der ursprünglich einhäusigen Waldrebe. Bei der Vitis silvestris findet eine Befruchtung nur dann statt, wenn sich die weiblichen Pflanzen in Reichweite der männlichen befanden.  

Verwendung der Trauben 

Heute existieren laut Expertenschätzungen 8.000 bis 10.000 Rebsorten und Varietäten. Neben den sogenannten Keltertrauben gibt es die Kategorien der Tafeltrauben, der Trauben zur Rosinenherstellung sowie der nicht für den Verzehr geeigneten Ziertrauben. Etwa 2.500 Rebsorten sind - abhängig von den jeweiligen nationalen Weingesetzen - zur Weinproduktion zugelassen; 1.368 Sorten führen Jancis Robinson, Julia Hardings und José Vuillamoz in ihrem Standardwerk "Wine Grapes" auf. Unter den Weinreben werden Rot- und Weißweinreben unterschieden, eine jedoch nicht in Stein gemeißelte Einteilung: Häufig besitzen dunkelschalige Rebsorten helles Fruchtfleisch, weswegen mithilfe entsprechender Maischung aus Rotweintrauben weißer Wein (Blanc de noirs) entstehen kann. Auch bei der Herstellung von Rosé spielen rote Trauben die tragende Rolle. Von größerer Bedeutung für die weltweite Weinproduktion sind rund 50 Traubensorten.  

Die wichtigsten Rebsorten 

Die jüngste umfassende Erhebung zu den weltweit meistkultivierten Weinreben stammt aus dem Jahr 2016. Den Spitzenplatz belegt Cabernet Sauvignon mit einer Anbaufläche von mehr als 310.000 Hektar und auch auf dem zweiten Platz findet sich mit Merlot (über 266.000 Hektar) eine der edelsten Rebsorten. Im Abwärtstrend liegen hauptsächlich ertragreiche, für die Massenproduktion billiger Weine gezüchtete Trauben wie der einstige Spitzenreiter Airén, außerdem Trebbiano (Ugni Blanc), Mazuelo, Bobal und Grasevina. (Anmerkung: Bei der folgenden Aufstellung der meistangebauten Rebsorten ist zu beachten, dass die Rebflächen in den einzelnen Ländern nicht einheitlich gemessen und berechnet werden. Die Rangliste bezieht sich auf von der deutschen Ausgabe des Falstaff und von der Schweizer Académie du Vin veröffentlichte Werte.)  

Die Top 20 Rebsorten weltweit nach Anbaufläche in Hektar (ha):  
Cabernet Sauvignon, rot, 310.671 ha 
Merlot, rot, 266.440 ha Tempranillo, rot, 219.379 ha 
Airén, weiß, 203.801 ha 
Chardonnay, weiß, 201.649 ha 
Syrah, rot, 181.185 ha 
Garnacha Tinta, rot, 150.096 ha 
Sauvignon Blanc, weiß, 124.700 ha 
Trebbiano Toscano, weiß, 120.343 ha 
Pinot Noir, rot, 105.480 ha 
Mazuelo, rot, 80178 ha 
Bobal, rot, 80.120 ha 
Sangiovese, rot, 77709 ha 
Monastrell, rot, 69.850 ha 
Grasevina, weiß, 61.200 ha 
Rkatsiteli, weiß, 58.641 
Cabernet Franc, rot, 53.599 ha 
Riesling, weiß, 50.060 ha 
Pinot Gris, weiß, 42.684 ha 
Macabeo, weiß, 41.046 ha   

Trauben und Weinqualität 

Edle Rebsorten wie beispielsweise die roten Trauben Cabernet Sauvignon, Pinot Noir und Syrah sowie die weißen Chardonnay, Riesling und Sauvignon Blanc werden in vielen Ländern angebaut und nicht selten zu Spitzenweinen vinifiziert. Die Qualität und der individuelle Charakter eines Weins hängen jedoch nicht nur von den Trauben ab, sondern auch von den Bedingungen, unter denen diese gedeihen. Bodentyp, Klima und Jahrgang sowie Erntezeitpunkt und Winzerkunst entscheiden darüber, wie das Rohmaterial "Weintraube" sich in der Flasche macht.

Dass sich Mikroklimas selbst innerhalb weniger Quadratmeter eines Rebgartens unterschiedlich auswirken können, belegen unter anderem die bis in feinste Details ausdifferenzierten Bewirtschaftungsformen einzelner Parzellen im Burgund. Hinzu kommen die verschiedenen Arten der Vinifizierung: Unter den am besten bewerteten der Welt rangieren zahlreiche reinsortig ausgebaute (klassisch, neben vielen anderen Rebsorten: Pinot Noir, Riesling oder Chardonnay). Genauso häufig finden sich hier jedoch exzellente Cuvées. Ein Bordeaux-Verschnitt etwa vereint typischerweise drei Rebsorten, ein Châteauneuf-du-Pape bis zu dreizehn - berühmte, aber längst nicht die einzigen Beispiele.  

Der Reifezeitpunkt 

Eine Beere hat die volle Reife erreicht, wenn Zucker und Säure in ihr ein optimales Verhältnis bilden. Dieser Zeitpunkt variiert je nach Rebsorte, Standort und Klima. Früh reifende Sorten werden vorwiegend in nördlicheren Anbaugebieten kultiviert, während spät reifende in der Regel besser im Süden gedeihen. Als Referenz für die Zuordnung zu früh- oder spät reifenden Rebsorten gilt seit Ende des 19. Jahrhunderts der Gutedel, der das optimale Mostgewicht sehr früh im Jahr erreicht.  

Die Resistenz gegen Krankheiten 

Die aus Nordamerika nach 1850 eingeschleppten Pflanzenkrankheiten Echter und falscher Mehltau führten zum Einsatz riesiger Mengen an Pflanzenschutzmitteln, weil die alten europäischen Rebsorten keine Resistenz gegen Schädlinge aus Übersee besaßen. Mittlerweile bestehen Weinstöcke in Europa überwiegend aus der Verbindung des Wurzelstocks einer widerstandsfähigen amerikanischen mit einer aufgepfropften europäischen Rebsorte. Mithilfe dieser Technik lassen sich die erforderlichen Pflanzenschutzmaßnahmen auf ein Minimum reduzieren, wenn auch nicht völlig entbehrlich machen.