Paarl
Hohe Temperaturen treffen auf fruchtbare Böden
Paarl gehört zur südafrikanischen Küstenregion, dennoch ist das Klima hier heißer und trockener als zum Beispiel in Stellenbosch. Der Distrikt ist unterteilt in die Subregionen Simonsberg-Paarl und Voor Paardeberg. Die hohen Temperaturen und das schöne Wetter (November bis März tagsüber um die 30 Grad) entstehen durch die geographischen Bedingungen der Region:
- Paarl ist fast vollständig von Bergen eingeschlossen und daher kaum direkten Küstenwinden ausgesetzt.
- Der Paarl-Felsen selbst schützt die Weinberge in seinem Schatten, im Südosten schottet der Groot Drakenstein und im Süden der Simonsberg das Anbaugebiet vom Meer ab.
- Nur im Westen steht die Region unter maritimen Einflüssen.
Die Bodenbeschaffenheit wird oberflächlich bereits durch die drei großen Granitformationen, welche die Region kennzeichnen, sichtbar. Unter ihnen ist der Paarl-Felsen der größte. Die Grundlage für den Weinanbau bieten die fruchtbaren Schiefer- und Lehmböden. In den Tallagen finden sich auch sandsteinhaltige Böden entlang des Flusses Berg.
Mittlerweile werden 20 Prozent der nationalen Weinernte in Paarl produziert. Die Anbaufläche umfasst circa 180 000 Hektar, deren beste Weingärten sich in den höheren Berglagen befinden. Dort kann überschüssiges Wasser aus den teilweise großen Niederschlägen besser abfließen und die Temperaturen sind etwas niedriger als in der Ebene.
Beste Rotweine entlang der „Paarl Weinroute
Lange Zeit war Paarl vor allem für seinen Weißwein-Anbau bekannt – obwohl die klimatischen und geographischen Voraussetzungen eher für Rotweine sprechen. Heute beweisen die zahlreichen roten Sorten, die mittlerweile 60 Prozent der Rebflächen einnehmen, wie richtig diese Kehrtwende war. Die bekanntesten darunter sind:
- Merlot
- Pinotage
- Cabernet Sauvignon
- Cabernet Franc
- Shiraz
- Ruby Cabernet
Unter den weißen Rebsorten dominiert der Chardonnay, gefolgt von
- Sauvignon Blanc
- Semillon
- Chenin Blanc
- Riesling
- Colombard
Die „Paarl Winelands“ sind weltweit für ihre ausgezeichneten Weingüter bekannt. Am besten können Touristen diese auf der sogenannten „Roten Route“ kennenlernen, die etwa 17 Weingüter und Genossenschaften verbindet. Darunter auch das berühmte Gut Nederburg, welches schon seit 1791 besteht.
Afrikanische Kultur, Bergpanorama und Weinfest in Paarl
Die Stadt Paarl wächst stetig und ist mit ca. 120.000 Einwohnern nach Kapstadt die zweitgrößte der Western Cape. Neben dem Weinanbau ist sie zudem das Zentrum der südafrikanischen Obstproduktion. Obwohl Paarl ein Industriestandort ist, hat es nichts von seiner kolonialen Schönheit eingebüßt. Besucher können entlang der Eichen-Alleen bei bestem Wetter die zahlreichen historischen Bauwerke bestaunen, zum Beispiel die traditionellen kapholländischen Häuser. Einige der örtlichen Weingüter blicken auf eine über 300-jährige Geschichte zurück. Von hier bietet sich eine Rundreise durch die Winelands, aber auch in das nur 50 Kilometer entfernte Kapstadt an.
Das Afrikaans – Sprachendenkmal
Besonders stolz ist die Stadt Paarl darauf, dass Nelson Mandela einst aus dem naheliegenden Drakestein Gefängnis seinen „Walk of Freedom“ startete. Denn die Apartheid hat in der Region ihre Narben hinterlassen: So steht in Paarl das einzige Denkmal der Welt, welches der Sprache Afrikaans gewidmet ist, das Afrikaanse Taalmonument.
Im Jahr 1875 wurde in der Stadt die „Gemeinschaft der echten Afrikaaner“ gegründet, die für die Anerkennung des Afrikaans als Schriftsprache kämpfte. Die Bedeutung dieses Kampfes wird im Sprachendenkmal aber auch im örtlichen „Afrikaans Language Museum“ sichtbar.
Das atemberaubende Panorama der Berge um Paarl
Auch die Natur hat rund um die südafrikanische Stadt einiges zu bieten: Besonders eindrucksvoll ist eine Fahrt von Paarl aus über die R 45 nach Wellington. Touristen überqueren bei dieser Gelegenheit den Bainskloof Pass, der entlang eines Gebirgsflusses durch wildromantische Täler führt. Auch die Tierwelt ist in dieser Gegend besonders: Besucher sollten sich vor neugierigen Affen in Acht nehmen. Neben der Autostrecke bietet die Bergwelt der Drakensteine aber auch zahlreiche Möglichkeiten für Wanderer und Camper auf ihre Kosten zu kommen.
Omniberg Weinfest
Jährlich im März findet das Omniberg Weinfest in Paarl statt. Insgesamt acht Weingüter beteiligen sich an dem Event und begrüßen Besucher mit Aktivitäten rund um die Traubenverarbeitung, zum Beispiel Weinfass-Rollen oder Traubentreten. Zudem bietet das Festival eine Vielzahl an musikalischen und kulinarischen Höhepunkten wie Picknicke oder Gourmet Stände.
Wein aus Paarl als das Erbe der Kolonialisierung
Paarl ist die drittälteste europäische Siedlung in Südafrika. Ursprünglich waren es die Khoikhoi und San, denen das Land gehörte, ehe die weißen Einwanderer ihnen ihre Lebensgrundlagen streitig machten:
- Die ältesten Farmen rund um Paarl entstanden bereits um 1687 im Flusstal Berg und wurden von holländischen Siedlern gegründet.
- Im Anschluss waren es die aus Frankreich vertriebenen Hugenotten, welche den Wein in der südafrikanischen Region heimisch machten. Sie legten erstmals auf den im Drakenstein-Gebiet liegenden Ländereien Rebflächen an. Anfangs des 18. Jahrhunderts wurden die meisten Gebäude errichtet, die heute das Stadtzentrum prägen, zum Beispiel die Oude Pastorie oder die Strooidak-Kirche.
- Der Sklavenhandel, der mit der Kolonialisierung begonnen hatte, wurde erst 1834 beendet, in dem den ehemaligen Opfern Land zugesprochen wurde.
Aber auch danach war die Region noch jahrhundertelang vom Konflikt zwischen weißen Siedlern und schwarzen Ureinwohnern geprägt, der sich erst nach Ende der Apartheid beruhigen konnte. Paarl ist deshalb besonders durch sein „Afrikaans Sprachenmuseum“ ein wichtiges geschichtliches Zeugnis der südafrikanischen Identität. Ohne die Kolonialisierung hätte die Weinindustrie in Paarl nie entstehen können und dennoch war es ein langer Weg von den Anfängen der Siedler zum heutigen freien Südafrika.
Hervorragende Küche in einzigartiger Atmosphäre
Viele Weingüter um Paarl sind für ihre qualitativ hochwertigen Rotweine bekannt. Die Hugenotten brachten aber nicht nur den Wein und die französischen Namen mit nach Paarl, sondern auch die Essenskultur. Deshalb zählt ein Besuch in einem der regionalen Restaurants ebenso zu dem Pflichtprogramm wie eine Weingut-Besichtigung, zum Beispiel bei der KWV (Kooperatieve Wijnbouwers-Vereniging van Zuid-Afrika Beperkt), eine der größten Winzergenossenschaften Südafrikas. Hier einige Beispiele, bei denen sich der kulinarische Genuss mit dem eines guten Glases verbinden lässt:
- Das Restaurant „The Deck“: Wer auf der Suche nach einem besonderen Naturerlebnis ist, der kann in diesem Restaurant einen speziellen Picknickplatz auf einem großen Granitblock inmitten der Weinberge nutzen. Die Küche besticht durch ihre Lachsfisch-Küchlein, eigene Gourmet-Burger und natürlich ihren Wein, der im Verkostungskeller der ruhigen Gärten angeboten wird.
- Das Backsberg-Restaurant: Neben dem hauseigenen Weißwein, der aus Roussanne, Chardonnay und Viognier entsteht, bietet die Küche dieses Restaurants traditionelle südafrikanische Speisen wie Meerestierplatten, Lammspieße, Straußencapaccio und geräucherten Lachs. Besucher können ihre Menüs in den Baumschatten des atmosphärischen Gartens genießen.
- Das Restaurant „Harvest at Laborie”: Dieses stylische Restaurant liegt umgeben von Weinbergen und uralten Eichen auf einem über 300 Jahre alten Weingut. Besondere Spezialitäten sind: Pasteten, Eingemachtes, hausgebackenes Brot, Essiggurken, Fleischwaren und Bauernkäse.