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Bulgarien

Wiege der europäischen Weinkultur

In der Bronzezeit kultivierte man um das Balkangebirge wild wachsende Rebstöcke - Thrakien gilt als eine der Geburtsstätten des europäischen Weinbaus. Noch heute arbeiten viele bulgarische Winzer traditionell mit den Sorten Pamid und Misket Cherven, die in irdenen Gefäßen vergoren werden. Gleichzeitig entstehen hier moderne Weine aus Merlot oder Cabernet, die mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis punkten.
 

Bulgarien

Wein aus Bulgarien

Weinbau gab es in diesem Land schon im Altertum, als thrakische Stämme nördlich und südlich des Balkangebirges wildwachsende Rebstöcke kultivierten und einen ausgeprägten Kult zu Erhren des Gottes Dionysos betrieben. Zur Zeit des Römischen Reiches war thrakischer Wein ein begehrter Exportartikel nach Griechenland, Sizilien, Kleinasien und Ägypten. Diese uralten Erfahrungen wurden dann von den Slawen und Bulgaren übernommen. Im Mittelalter erreichte der Weinbau durch die Klöster mit ihren weitflächigen Weingärten einen Höhepunkt. Im Jahre 1393 wurde das bulgarische Reich von den Türken erobert, aber den Bulgaren in der 500-jährigen Herrschaft der Weinbau trotz islamischem Wein-Verbot erlaubt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Weinbau intensiv gefördert und sich zu einem enormen Wirtschaftszweig entwickelt. Bulgarien ist heute im Wein-Export weltweit im Spitzenfeld, in mehr als 70 Länder werden rund 90% der Produktion exportiert. Das größte Handelshaus bzw. auch der größte Erzeugerbetrieb mit weltweitem Export ist das 1991 gegründete “Domaine Boyar”.

Das heute gültige Weingesetz wurde 1978 eingeführt. Die Weine werden in die zwei Haupt-Gütestufen Tafelwein (Obiknoveno Vino = gewöhnlicher Wein oder Trapezno Vino = Tafelwein) und Qualitätswein (Visokokacestveno) eingeteilt. Die Tafelweine müssen zumindest 9% vol Alkohol-Gehalt haben und weisen keine Herkunfts-, Sorten- oder sonstige nähere Kennzeichnung auf. Die Qualitätsweine müssen zumindest 9,5% vol Alkohol-Gehalt aufweisen und sind durch sortentypische Merkmale und Besonderheiten der einzelnen Weinbaugebiete deklariert. Dabei werden drei Klassen unterschieden. Weine ohne Herkunfts-, Weine mit Herkunfts- (Vino ot Deklariran Geografski Rajon) und Weine mit kontrollierter Herkunfts-Bezeichnung (Vino s Kontrolirano Naimenovanie za Proizhod). Letztere entsprechen dem DOCG oder AC, werden kontrolliert und stammen aus einem bestimmten Anbaugebiet aus den dort zugelassenen Rebsorten. Diese Gebiete zeichnen sich durch ein besonders günstiges Mikroklima aus und werden in Bulgarien auch als Mikrogebiete bezeichnet. Auf dem Etikett ist diese höchste Stufe durch ein Pferd im runden Siegel und das angeführte Anbaugebiet erkennbar.

Auf rund 150.000 ha Rebfläche werden etwa 2,3 Millionen hl Wein erzeugt, etwa je zur Hälfte Rotwein und Weißwein. Es werden auch große Mengen an Tafeltrauben produziert, die wichtigste Sorte ist die weiße Bolgar. Die Weinbaugebiete befinden sich an den Gebirgsausläufern, in den Seitentälern und im Flachland. Sie werden in die fünf Hauptgebiete Nordgebiet (Donauzone), Ostgebniet (Schwarzmeer), Südgebiet (Thrakische Tiefebene), Südwestgebiet und Talgebiet (Täler zwischen Stara Planina = Balkangebirge und Sredna Gora) unterschieden. Das gemäßigte Kontinentalklima ist durch warme Sommer und warme und trockene Herbste geprägt und ideal für den Weinbau. Die häufigste Rebsorte ist mit über 50% Cabernet Sauvignon und ergibt weiche, vollmundige Rotweine. Weitere sind Merlot und Pinot Noir. Die einheimischen roten Sorten Gamza, Mavrud, Melnik und Pamid (die häufigste) sind im Rückgang begriffen. Die weißen Dimiat, Rkatiseli werden zunehmend von Chardonnay, Riesling und Sauvignon Blanc verdrängt. Der Riesling (wesentlich kleinere Fläche) und Welschreisling werden gemeinsam gekeltert, beide als Rizling bezeichnet und daraus beliebte Qualitätsweine produziert.

Bekannte bulgarische Weine sind Balkan (Rotwein, Pamid 60%, Gamza 40%), Brestnik (roter Qualitätswein, Mavrud), Bulgarische Sonne (Bâlgarsko Slânce, Tafelwein aus Furmint), Donauperle (trockener Weißwein aus Mädchentraube), Haskovo (roter Dessertwein bis 18,5% vol, Merlot), Hebros (Dessertwein nach Sherry-Art bis 20% vol aus Mädchentraube, Rkaziteli und Pamid), Karabunar (hellroter Wein, Pamid 90%, Mavrud 10%), Klostergeflüster (Manastirsko Susukane, süßer Rotwein aus 90% Pamid und CS), Klosterkeller (Manastirsko Izba, süßer Weißwein aus Dimiat und Rkatiseli), Maritza Rubin (roter Qualitätswein, Merlot), Melnik (einer der besten Rotweine, Melnik), Staro Cerveno Orjahovica (roter Qualitätswein, CS und Merlot), Trakia (roter Tafelwein, Pamid 60%, Mavrud 40%), Sonnenstrand bzw. Sonnenküste (Slâncev Brjag, weißer Tafelwein aus Rkatiseli), Zar Simeon (Spitzen-Rotwein aus CS-Spätlese, dem bulgarischen Zaren Simeon dem Großen 893 – 927 gewidmet).