Aquavit

Was ist Aquavit?

Aquavit leitet sich vom Lateinischen aqua vitae (Wasser des Lebens) ab. Es handelt sich um einen mit Gewürzen aromatisierten Branntwein. Meist finden beim Würzen Dillsamen und Kümmel Verwendung, aber auch Zimt, Nelken, Fenchel, Koriander oder andere Gewürze können zum Einsatz kommen. Basis für den Schnaps ist ein geschmacksneutraler Alkohol aus Getreide oder Kartoffeln, in südlichen Ländern auch manchmal Wein. Je nach Marke hat die Spirituose eine klare bis goldgelbe Färbung. Der Mindestalkoholgehalt des Aquavits liegt bei 37,5 Prozent, und er weist häufig einen ungewöhnlich geringen Zuckeranteil auf. Seit einiger Zeit ist der Kümmelschnaps aus dem hohen Norden nicht mehr nur Essensbegleiter, sondern Trendgetränk in Bars auf der ganzen Welt.

Die Herstellung von Aquavit

Landschaftliche Erzeugnisse wie Kartoffeln, Getreide oder Trauben bilden die Grundlage für die Destillation des Aquavits. Früher bezeichneten die Liebhaber sämtlicher Branntweine ihre Getränke als Lebenswasser, aber eine EU-Verordnung legt die Bestandteile von Aquavit heutzutage genau fest. Geschmacksgeber bei der zweiten Destillation müssen demnach Kümmel oder Dill sein. Andere Gewürze gehören je nach Sorte zum Geheimrezept der einzelnen Marken.

Der ursprüngliche Alkoholgehalt des Destillats ist mit 96 Prozent sehr hoch. Daher setzt der Hersteller während des zweiten Brennvorgangs Wasser hinzu, um die trinkfertigen 37,5 Prozent plus zu erreichen. Im Anschluss lagert die Spirituose einige Wochen bis mehrere Jahre im Stahltank oder Holzfass. Manche Hersteller verwenden zum Beispiel gebrauchte Sherryfässer. Andere Produzenten werben damit, dass ihre Fässer wie in früheren Jahrhunderten auf See fahren. So lagern die Eichenfässer der Linie Aquavit vier der sechszehn Monate Reifezeit auf Schiffen. Je nach Lagerung gewinnt das Rohprodukt durch die Reifung seinen unverwechselbaren Geschmack.

Die Geschichte des Aquavits

Schriftliche Erwähnung findet der Aquavit zum ersten Mal 1532. Seine Heimat ist der Norden Europas, genauer gesagt Dänemark. Wahrscheinlich suchte sein Erfinder nach einem wirksamen Mittel gegen Magenschmerzen. Damit lassen sich die zahlreichen Gewürze erklären, die schon damals zum Einsatz kamen. Wie viel Ähnlichkeit die Spirituose mit dem modernen Aquavit hatte, lässt sich freilich nicht mehr nachweisen.

 Im dänischen Aalborg gab es im 18. Jahrhundert die erste Brennerei für den Kümmelschnaps. Isidor Henius gründete sie 1846 und erkämpfte sich dank des erst kurz zuvor erfundenen Patent-Still-Verfahrens einen Platz auf dem Weltmarkt. Die Destillation konnte nun in großem Stil stattfinden. Von 1923 bis 1973 hatte das Unternehmen, in dem Henius Firma aufging, das dänische Sprit- und Aquavitmonopol inne. Dann löste der EU-Beitritt dieses Problem für internationale Hersteller.

Einzigartige Beliebtheit konnte das Wasser des Lebens vor allem in Skandinavien erzielen. Norweger und Schweden trinken genau wie viele Menschen in Schleswig-Holstein, das eine Zeit lang zu Dänemark zählte, auch noch heute gerne Aquavit. In südlichen Regionen experimentierten die Hersteller anders mit dem Branntwein und schufen zum Beispiel in Italien Zitronenliköre oder in Frankreich Orangenliköre. Hinzu kamen Varianten auf Wein-Basis. In Italien gab es viele hochwertige Weinkellereien, die die Überreste des Gärungsprozesses weiter verwendeten, da sie den Kellermeistern zu schade zum Wegwerfen waren. So brannten Sie aus Wein und entsprechenden Gewürzen ihren eigenen Aquavit.

Aquavit richtig genießen

Pur trinken die meisten Menschen auch heute noch Aquavit als Verdauungsschnaps nach dem Essen. Ein vorgekühltes Glas verstärkt den eiskalten Genuss. Kenner trinken Aquavit aber aus dem eigens dafür gedachten Glas, das mit seinem hohen Stiel sehr elegant wirkt. Dieser hat jedoch zusätzlich einen pragmatischen Zweck: Die Wärme der Hand kann den Aquavit so nicht erreichen. Der Shot aus dem Norden ist nicht zum Nippen geeignet, sondern wird in einem Schluck getrunken.

Das Wasser des Lebens in all seinen Formen

Immer noch stehen die meisten Brennereien für Aquavit in Aalborg. Heute sind es mehr als hundert. Einer der bekanntesten Markennamen ist Jubi, ein goldfarbener Aquavit mit einer starken Dill-Note. In Deutschland produzieren ebenfalls verschiedene Marken wie Kreuzritter das Wasser des Lebens. Italien hat mit den Schnäpsen auf Basis von Weintrauben seine eigene Nische gefunden. Italienischer Aquavit ist häufig schön fruchtig und lässt Feinschmeckern mit seinen besonderen Nuancen zum Beispiel aufgrund von Beeren oder Trockenfrüchten das Herz höherschlagen.

Cocktails mit Aquavit

In den letzten Jahren erfreuten sich Cocktails mit Aquavit einer immer größer werdenden Beliebtheit. Viele Barkeeper experimentierten mit neuen Kreationen und machten die nordische Spirituose wieder bekannter unter Nachtschwärmern. Als Longdrink ist der nordische Schnaps unter anderem kombiniert mit Zitronen- und Tomatensaft, Tabasco, Worcestershiresauce sowie Salz und Pfeffer Bestandteil von Bloody Mary. Ein Aquavit-Manhattan ist ein guter Einstiegscocktail. Er besteht neben der Kümmelspirituose aus süßem Wermut, Kirschwasser und Angostura Bitters. Eine moderne Interpretation des Wassers des Lebens ist beispielsweise der frische Sekido mit Sake, Grapefruit- und Limettensaft, Red Yuzu Cordial und braunem Reissirup. Solche Cocktails bestellen Jetsetter oder wahre Aquavit-Liebhaber in angesagten Bars rund um den Globus.

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