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In Neuseeland – 4 Nelson

Das Neuseeland Tagebuch – Teil 3

Veröffentlicht am 25. März 2015

Nelson – die Waimea Plains und Moutere Hills

Einmal kurz hüpft man mit der Turbo-Prop von Wellington nach Nelson, der Flug dauert zwanzig Minuten und dann ist man auf der Südinsel. Dort werde ich von der Vertreterin des hiesigen Weinbauverbandes abgeholt und wir fahren ins Weingut Woollaston. Das Weingut liegt fantastisch in den Hügeln, außerhalb der Stadt und kann nicht nur mit guten Weinen aufwarten, es verfügt auch über die wohl größte private Kunstsammlung Neuseelands. Nachdem ich mit dem Weinmacher durch die verschiedenen Etagen des Weinguts geschlendert bin, probieren wir gemeinsam eine Reihe unterschiedlicher Weine des Gebiets.


Bewässerungsteich mit moderner Kunst im Vordergrund, Das Weingut samt Restaurant liegt in der Abensonne.
Foto Copyright: Woollaston

Nelson war ursprünglich berühmt für seinen Hopfen, der hier zwar immer noch in großer Menge wächst, aber weniger populär ist als der Wein. Das Weinbaugebiet liegt im Norden der Südinsel auf 42 Grad Süd und umfasst gerade einmal 963 Hektar, was einem Anteil von 2% an der Gesamtproduktion entspricht. Ähnlich wie Martinborough, hat das Gebiet jedoch einen so exzellenten Ruf, dass man gar nicht vermuten würde, dass hier gerade einmal 6.100 Tonnen produziert werden.


Mit dem Weinmacher im Fasskeller und vor der Cellar Door. Fotos Copyright: C. Raffelt

Leider bin ich nur einen Tag hier und denke mir, ich müsste dringend eine Woche bleiben. Schon die Küste und die vorgelagerten Inseln, die ich vom tief fliegenden Flugzeug aus betrachte, sind spektakulär. Unweit des kleinen Flughafens beginnt der Sandstrand, dann fahren wir durch grüne, rollende Hügel, immer die hohen Berge im Hintergrund. Das Wetter ist ein Traum und ich bereue es bei 28 Grad, nicht die Shorts angezogen zu haben.

Nelson teilt sich in zwei Untergebiete, die Waimea-Ebenen und die Moutere-Hügel. Die ursprünglichen Pflanzungen von Obstgärten und Hopfen sind übrigens vor allem von deutschen Siedlern angelegt worden, an die auch heute noch deutsch klingende Namen wie Neudorf erinnern. Neben einigen wenigen hervorragenden Pinots ist Nelson vor allem ein Weißwein-Gebiet. Natürlich gibt es Sauvignon Blanc. er macht fast die Hälfte der angebauten Fläche aus. Doch sind es neben einigen Weltklasse-Chardonnay vor allem die aromatischen Sorten, für die Nelson steht. Riesling steht hier im Fokus und Pinot Gris, der in Neuseeland höchst populär ist. Das bekommen wir in Deutschland kaum mit, denn Riesling und Grauburgunder haben wir selbst in Hülle und Fülle. In Nelson wird, so hatte ich den Eindruck, am stärksten mit Rebsorten experimentiert. Wie ja schon erwähnt, ist das Weinbauland Neuseeland noch sehr jung und auch wenn sich einige Rebsorten schon klar durchgesetzt haben, ist immer noch viel Spielraum für weitere. Sauvignon Gris habe ich hier gefunden, den Grünen Veltliner findet man schon häufiger, ebenso den Gewürztraminer (man nennt die Sorten hier meist Gruner und Gewurz).

2400 Sonnenstunden hat man in diesem Landstrich im Jahr, bei 970mm Regen. Das gesamte Weinbaugebiet öffnet sich zum Meer und wird in die anderen drei Richtungen von Bergketten geschützt. Die Waimea-Plains, Waimea heißt auf Maori Flussgarten, bestehen aus alluvialem Schwemmland mit Kies und Lehm sowie Kalk im Untergrund. In den Moutere Hills findet sich wesentlich mehr Tonerde, was vor allem Pinot und Chardonnay entgegen kommt. Die Böden der sanft geschwungenen Hügel sind mit Flusssteinen durchsetzt, die tatsächlich von einem alten Flussbett stammen.

Nachdem ich dieses Gebiet kurz kennenlernen durfte, mache ich mich auf, um durch das Ray Valley, am Pelorus River entlang nach Blenheim zu steuern. Dort erwartet mich das bekannteste und größte der neuseeländischen Weinbaugebiete: Marlborough.



Die Reise erfolgt auf Einladung von New Zealand Wines.

Christoph Raffelt

Christoph lehrt als Dozent an der Deutschen Wein- und Sommelierschule Hamburg. Er schreibt und podcastet bereits seit mehr als acht Jahren in seinem privaten Blog originalverkorkt.de und verfasst Weinkritiken und Artikel für verschiedene weitere Medien. Für seine Reihe über die Champagne der Winzer und unabhängigen Häuser wurde er 2014 mit dem Wine Online Award für den besten Weintext des Jahres ausgezeichnet