Der Jahrgang 1982 ist für Bordeaux ein Wendepunkt in vielerlei Hinsicht. Er gehört zu den bedeutendsten Jahrgänge der letzten Jahrzehnte und war der erste nach einer lange Phase eher zweifelhafter Jahrgänge. Viele Bordeaux-Châteaux aber auch diverse Händler brauchten dringend solche Jahrgänge, um wieder zahlungskräftig zu werden und notwendige Investitionen tätigen zu können. Im Laufe der Jahrzehnte seit der Einführung des Classéments de 1855 hatte sich im Bordelais viel verändert. Besitzverhältnisse hatten sich verschoben, Absatzmärkte verändert, die beiden Weltkriege sowie diverse Missernten hatten tiefe Spuren hinterlassen und man hatte sich allzu lange auf alten Renommee ausgeruht. Das zeigte exemplarisch das so genannte Judgement of Paris, eine zur Legende gewordene Verkostung, wo völlig unbekannte kalifornische Weine von bekannten französischen Kritikern in einer Blindverkostung teils höher bewertet wurden als vergleichbare Bordeaux-Cru.
Mit dem Jahr 1982 begann nicht nur der Aufstieg des damals ebenfalls noch weitgehend unbekannten amerikanischen Anwalts und Verbraucherschützers Robert M. Parker jun. zum weltweit bekanntesten Weinkritiker. Auch der Verkauf der Bordeaux-Weine änderte sich. Parker hatte als erster das Potential des Jahrgangs erkannt und viele der Weine nach einem Punktesystem bewertet. Die Nachfrage nach diesen Weinen stieg und Übersteig ab da häufig das Angebot. Die Weingüter gingen dazu über, im Frühjahr eine Verkostung anzubieten, bei der Kritiker und Weinhändler die Weine ab Fass probieren konnten um zu einer Einschätzung zu gelangen. Wenigen Tage oder Wochen später geben dann die Weingüter die Preise bekannt, die sie ab Fass erzielen möchten und die Weinhändler können die Weine dann über die Courtiers vorbestellen. Genauso können die Weinliebhaber dann weltweit die Weine beim Weinhändler ihres Vertrauens vorbestellen, der die Weine dann zwei Jahre später ausliefert, sobald er die Weinkisten vom Château erhält.
Dieses System hat sich vor allem auf Grund der immer weiter gestiegenen Nachfrage nach besten Bordeauxweinen etabliert. Es ist eine Investition in die Zukunft, man kauft futures, wo man davon ausgeht, dass die Weine sich in der Qualität und im Preis weiter nach oben entwickeln. Bei so guten Jahrgängen wie dem aktuellen 2016er kann man davon ausgehen, dass genau dies passieren wird.