Es kommt selten vor, dass ein
Bordeaux lediglich aus einer Rebsorte besteht. Ein Bordeaux ist eine klassische Cuvée die aus verschiedenen Sorten assembliert wird. Den Kern bilden auf der linken Seite der Gironde
Cabernet Sauvignon und mit einigem Abstand Merlot sowie meist ein kleiner Teil Cabernet Franc und Petit Verdot. Auf der rechten Seite rund um Saint-Émilion und Pomerol herrschen Merlot und Cabernet Franc vor. Ab und zu trifft man auch wieder die früher typischen Sorten
Malbec und Carmenère. Diese waren nach der Reblausplage und der notwendig gewordenen Neuanpflanzung fast komplett aus den Weinbergen verschwunden, da sie nicht mehr geeignet erschienen. Seitdem sie in
Chile und
Argentinien eine Renaissance erleben und sich das Wetter auch im Bordelais auf Grund des Klimawandels verändert, gibt es, vor allem im Libournais, also auf der rechten Seite der Gironde, immer mehr Winzer, die diese Sorten wiederentdecken. Im Weißweinbereich herrschen
Sauvignon Blanc und Sémillon vor, sowie in kleinen Mengen Muscadelle. Diese Sorten werden sowohl trocken als auch (in Sauternes und Barsac) mit Botrytis, also süß ausgebaut.
Die unterschiedliche Rebsorten-Zusammensetzung ist natürlich kein Zufall und hat auch nur wenig mit Traditionen zu tun. Vielmehr unterscheiden sich die Böden des linken und rechten Ufers der Gironde deutlich. Der typische Boden des Médoc ist der kiesige Boden eines alten Flussbettes und der karge Boden einer Endmoräne aus der Eiszeit. Mergel, Kalk und Kies bestimmen hier den Boden, der durch die lockere Steinschicht einen ausgezeichneten Wasserabzug besitzt. Diese Zusammensetzung kommt dem Cabernet Sauvignon zu Gute, denn diese Sorte mag keine stauende Nässe. Da diese Sorte jedoch spät reift und es vorkommen kann, dass sie im Bordeaux nicht ausreift, findet man nicht ein Weingut, das ausschließlich auf Cabernet Sauvignon setzen würde. Der früher reifende Merlot ergänzt den Cabernet außerdem mit seinem Fleisch und seiner Aromenfülle, der Petit Verdot mit seiner Farbe und seinem Tannin.
Die Rive Droite mit den wichtigsten Gebieten Saint-Émilion und Pomerol liegt weiter vom Atlantik entfernt und außerdem höher, was den Vegetationsverlauf ändert. Die beiden benachbarten Spitzenappellationen weisen fünf unterschiedliche Bodenformationen auf, nach denen sich auch die Art der Bepflanzung richtet. Auf dem Plateau finden sich Kalksteinformationen mit Tonkalk und sandigem Ton. Die Côtes sind ähnlich, weisen jedoch eine andere Hangneigung und Ausrichtung auf. Die Graves bestehen aus Kies und Schotter und die Sables bestehen aus Schwemmland-Schotter. Insgesamt wächst hier mit 60% Anteil mehr Merlot und an zweiter Stelle Cabernet Franc, während der Cabernet Sauvignon nur eine kleine Rolle spielt. Der fünfte Bereich ist der des mit 80% Merlot bestockten Pomerol. Hier findet sich ein Sand- und Kiesboden mit Zwischenschichten aus Lehm und einer prägnanten eisenhaltigen Schicht, der Crasse de fer, die sich geschmacklich in den besten Pomerol wiederfindet.