Die kürzest denkbare Antwort auf diese angesichts der wirklich horrenden Preise, die für die Spitzengewächse aus dem Pomerol verlangt werden, verständliche Frage lautet: ganz offensichtlich – wenigstens für diejenigen, die bereit und in der Lage sind, sie zu bezahlen.
Doch die teils fast obszönen Summen, die vor allem die Spitzen des Gebiets erzielen, verdienen eine etwas differenziertere Betrachtung. Der Durchschnittspreis einer Flasche Château Pétrus wird von der amerikanischen Internet-Weinplattform Wine-Searcher mit rund 2.500 Dollar angegeben, netto, wohlgemerkt. Eventuelle Verkaufssteuern kommen oben drauf. Jüngere Spitzenjahre wie 1982 oder 1990 durchbrechen problemlos die 4.000-Dollar-Marke. Das schon erwähnte Ausnahmejahr 1945 erzielt gar fünfstellige Summen – ein Niveau mithin, bei dem arabische Ölmagnaten oder russische Oligarchen sicherlich problemlos zuschlagen können.
Aber Pétrus ist eben ein sogenannter Icon-Wine, ein Wein also, dessen Genuss neben seinen ganz zweifellos objektiv vorhandenen geschmacklichen Qualitäten schon allein durch seine limitierte Verfügbarkeit mit Status und Renommee verbunden ist, für das manche Menschen viel Geld zu zahlen bereit sind. Man mag das als nur am Weingenuss interessierter Mensch verurteilen, ändern wird man es nicht.
Und man muss zudem anerkennen, dass die Maßnahmen zur Qualitätssicherung bei einem Gut wie Pétrus tatsächlich extrem kostenintensiv sind. Radikale Ertragsbeschränkung und Selektion, mehrfache Handauslese, der Ausbau der Weine in zu 100 % neuen Barriques – alle diese Maßnahmen haben ihren Preis. Ein weiteres Beispiel: Um eine möglichst optimale Reife zu erzielen, bleiben die Trauben so lange am Stock, wie es eben geht. Sollte es dann regnen, was durchaus nicht unwahrscheinlich ist, fliegt ein Hubschrauber niedrig über die Rebzeilen, um die Trauben so schnell wie möglich abzutrocknen und so den Graufäulebefall zu vermeiden.
Auch die hinter Pétrus und Le Pin stehenden Güter arbeiten sehr qualitätsorientiert, sind meist klein und haben dementsprechend eine sehr limitierte Produktion. Weine aus dem Pomerol sind ein rares und sehr gefragtes Gut – ein dem entsprechendes Preisniveau ist leider die unvermeidbare Folge.