Pauillac AOP
Mehrere Meter starke Kiesböden sorgen für optimale Weinbau-Voraussetzungen
Die AOC Pauillac ist ein kleines, kommunales Weinbaugebiet im südlichen Médoc, etwa 40 Kilometer nördlich der Stadt Bordeaux. Es liegt mit dem gleichnamigen Hauptort, der kleinen Hafenstadt Pauillac, unterhalb der AOC Saint-Estèphe und oberhalb der AOC Saint-Julien. Im Westen wird es begrenzt von der großen AOC Haut-Médoc und im Osten vom Fluss Gironde. Die Rebflächen nehmen etwas mehr als 1.200 Hektar ein. Durch die recht gleichmäßig hoch gelegene AOC Pauillac verläuft der Chenal du Gaet, welcher das Weinbaugebiet in zwei Plateaus unterteilt. Darüber hinaus sind einige Talmulden und Bäche vorhanden. Kennzeichnend für das gesamte Pauillac sind bis zu acht Meter starke Kiesböden, die sich in der jüngeren Erdgeschichte seit etwa drei Millionen Jahren über den Kalksteinuntergrund aufgeschichtet haben. Damit ist eine ideale Wasserversorgung der Wurzeln ebenso gewährleistet wie der Abfluss überschüssigen Wassers. Zudem herrscht im Pauillac ein günstiges maritimes Klima, welches dank der Nähe zur Gironde für milde Einflüsse sorgt.
Wein aus dem Pauillac - hochwertig und lagerfähig wie kaum ein anderer
Die Rotweine aus dem Pauillac gehören zu den kraftvollsten des Bordelaise. Gleichzeitig zeigen Sie ein fein-würziges Bouquet, das Beeren- und Steinobst-Aromen mit floralen Tönen sowie herb-rauchigen Akzenten vereint. Grund für die Intensität ist der hohe Anteil an Cabernet Sauvignon. Im Pauillac findet die Rebsorte ideale Bedingungen vor. Hier wird sie auch meisterhaft mit Cabernet Franc und Merlot sowie - allerdings deutlich seltener - mit Petit Verdot und Malbec zu Cuvées verschnitten. Es entstehen Weine, die häufig erst nach einem halben Jahrzehnt Trinkreife erreichen und in der Regel mindestens 20 bis 30 Jahre lagerfähig sind. Die Voraussetzungen für den Weinbau sind im gesamten Pauillac ähnlich gut. Weinfreunde sollten daher gerade hier nicht nur auf die Prämierungen achten. Auch Weine, die nicht in einer Cru- oder Gewächs-Kategorie ausgezeichnet sind, werden aus dem Pauillac kaum enttäuschen. Im Gegenteil: Besonders ein Rotwein von einem kleinen, weniger prominenten Weingut kann so manche Überraschung bereithalten.
Imposante Châteaux, reizvolle Dörfer und schmackhaftes Pauillac-Lamm
Die teilweise monumentalen Weingüter, etwa die Schlösser der Châteaux Lafite-Rothschild oder Pichon-Longueville, laden zu einer Besichtigung mit anschließender Weinprobe ein. Anschließend bietet sich ein Besuch in den Kunstausstellungen an, die unter anderem im Château Pédesclaux sowie dem zum Château Mouton Rothschild gehörenden Museum geboten werden. Lohnend sind auch Ausflüge zur nicht weit entfernten Zitadelle von Blaye, einer Militäranlage aus dem 17. Jahrhundert, sowie in das romantische Dorf Talmont-sur-Gironde mit seiner romanischen Kirche Sainte-Radegonde. Darüber hinaus lockt das liebevoll restaurierte Dorf Village de Bages in der Nähe des Château Lynch-Bages. Zu den bekanntesten Spezialitäten der Region gehört das Fleisch des Pauillac-Lamms. Pauillac-Lämmer grasen in der Nähe des Atlantiks, auf den salzhaltigen Wiesen am Ufer der Gironde. Dadurch ist das Fleisch besonders aromatisch, zart und mild. Die Lämmer werden traditionell im Ort Pauillac geschlachtet. Menüs mit dem Fleisch des Pauillac-Lamms können in Pauillac selber genossen werden, beispielsweise in einem Restaurant am Quai Albert Pichon oder am Jachthafen der Hafenstadt.
Die Geschichte der Grand Cru Classé, Cru Bourgeois und Cru Artisans
Bei der Klassifizierung von Bordeaux-Weinen anlässlich der Pariser Weltausstellung im Jahre 1855 kommt den Châteaux im Pauillac eine außergewöhnliche Bedeutung zu. Insgesamt 18 von 61 Grand-Cru-Prämierungen konnte das kleine Gebiet auf sich vereinen. Allein von den anfänglich vier Châteaux der ersten Premiers Cru befinden sich zwei, Château Lafite-Rothschild und Château Latour, im Pauillac. Heute sind es nach der Aufwertung des Château Mouton-Rothschild im Jahre 1973 sogar drei von nunmehr fünf Châteaux. Dazu kommen zwei zweite Gewächse oder Deuxièmes Crus, eine vierte Quatrièmes Cru sowie zwölf in der fünften Kategorie der Cinquièmes Crus. Allerdings ist die Grand Cru Classé sehr starr aufgebaut. Neue Châteaux werden nicht aufgenommen. Daher kam es ab 1932 zur Etablierung einer weiteren Kategorie, der Cru Bourgeois. In der Hierarchie ist sie der Grand Cru nachgeordnet, bürgt aber immer noch für eine außergewöhnliche Qualität. Neben dem Wein-Adel und -Bürgertum gibt es im Pauillac seit 1989 auch eine Handwerker-Klasse auf dem Gebiet des Weines. Damit ist die Cru Artisans gemeint, in die nur Weingüter mit einer Größe von maximal fünf Hektar aufgenommen werden und die ihren Wein handwerklich auf dem Gut selber herstellen, abfüllen und verkaufen.
Die berühmtesten Namen in der Welt des Weins sind hier zu Hause
Angesichts der herausragenden Stellung in der Grand Cru Kategorie der großen Gewächse wird das Pauillac als die Krone der Weinregion Médoc angesehen, die selbst schon aus den Regionen des Bordelais herausragt. Das Pauillac ist also die erste Adresse für Kenner, die auf der Suche nach den besten Weinen der Welt sind - allerdings haben diese auch ihren Preis. Darum lohnt sich ein Blick auf die beiden Pichon-Longueville-Châteaux. Sie werden zwar "nur" als Deuxièmes Crus eingestuft, befinden sich aber in unmittelbarer Nähe zum Château Latour und können in vielen Jahrgängen mit dessen Premiers-Cru-Qualität mithalten. Auch ist erwähnenswert, dass einige Pauillac-Châteaux der Cinquièmes Cru Kategorie sich bedeutend nach vorne entwickelt haben, was in der statischen Bordeaux-Klassifizierung noch nicht zum Ausdruck kommt. Clerc-Milon Rothschild, Lynch-Bages und Pontet Canet gehören mit Sicherheit dazu. Wichtig hier ist zudem, auch die 16 Crus Bourgeois und sieben Crus Artisans im Pauillac zu beachten. Unter ihnen finden sich einige überraschend ungewöhnliche Vertreter mit einem für die Region hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis.