Wie in mittlerweile allen berühmten Weinbaugebieten wächst auch in Franken eine hochwertige Vielfalt an Rebsorten. Doch die Seele des Frankenweins ist der Silvaner. Oft heißt es, dass der Abt Alberich Degen (1625-1686) die ersten Reben des empfindsamen Weißweins 1665 am Würzburger Stein gesetzt habe.
Urkundlich belegt, wurden schon 1659 in Castell die ersten 25 Rebstöcke gepflanzt, die vermutlich aus Österreich stammten. Das bestätigt auch die Genanalyse von 1998, nach der es sich beim Silvaner um eine natürliche Kreuzung aus Traminer und Österreichisch-Weiß handelt. Als eine der ältesten europäischen Kulturreben leitet sich sein Name also nicht vom lateinischen „Silva“ (deutsch: „Wald“) und ebenso wenig von einer vermeintlichen Herkunft aus Transsilvanien ab.
Dank moderater Säure sehr bekömmlich, beeindruckt der Silvaner mit seiner geschmacklichen Bandbreite: Dezente Kernobst-Noten entwickeln sich im Reifeprozess zu komplexen vegetabilen Aromen; zudem spiegelt der Wein hervorragend die erdigen Töne des jeweiligen Standortes wider – von Muschelkalk über Keuper bis hin zu Buntsandstein.
Auch der Müller-Thurgau, Frankens meistangebauter Weißwein, wurde lange Zeit mit dem Silvaner in Verbindung gebracht. Durch eine Verwechslung der Sämlinge hielt ihn sogar Züchter Hermann Müller selbst für einen Elternteil seiner Neuschöpfung von 1892. Seit den 1990er Jahren steht fest: Müller-Thurgau ist eine Kreuzung aus Riesling und Madeleine Royale. Häufig als süffiger Alltagswein ausgebaut, kann die unkomplizierte Traube auch sehr schöne, meist milde Weine hervorbringen.