Der Weinbau in Chile, gerade der im Valle Central im Süden von Santiago de Chile, kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Vom einfachen Wein der Conquistadoren, der vor allem für den Gebrauch in Gottesdiensten gedacht war, bis zum heutigen Premium Wein, war es ein langer Weg mit vielen Schwierigkeiten sowohl politischer als auch wirtschaftlicher Natur.
Den ersten Winzern war schnell klar, dass ihnen hier ein hervorragendes Terroir zur Verfügung stand. Die ersten Reben waren neben wilden Trauben die aus Spanien importierte Criolla Chica, die heutzutage praktisch nur für Tafeltrauben und den chilenischen Schnaps, den Pisco verwendet wird. Aber es sollte noch drei Jahrhunderte dauern, bis Bertrand Silvestre Ochagavia Echazareta erstmals edle Rebsorten aus der Region von Bordeaux mitbrachte. Unter ihnen befanden sich auch Cabernet Sauvignon, Chardonnay und Merlot. Den Europäern hat das nicht immer gefallen. Gerade die Spanier fürchteten die Konkurrenz aus der neuen Welt und beschränkten den Weinbau drastisch. Die Reblaus-Epidemie bewirkte allerdings das Gegenteil. Wein aus Übersee war nach dem Zusammenbruch der europäischen Weinproduktion im späten 19. Jhd. gefragt wie nie. Dass ein chilenischer Wein bei der Weltausstellung in Paris 1889 einen Grand Prix gewann, war ein erstes Anzeichen dafür, dass hundert Jahre später mit Chile ein wirklicher Konkurrent den Weltmarkt betreten sollte.
Das Valle Central und die Region Aconcagua stellten sich als besonders prädestiniert für europäische Trauben heraus. Gerade die Bordeaux-Cuvée mit Cabernet Sauvignon, Merlot, Carmenère und Cabernet Franc kommt mit dem mediterranen Klima, der vielen Sonne und den kühlenden Winden vom Pazifik besonders gut klar. Die Carmenère ist inzwischen so etwas wie eine chilenische Traube geworden, da sich ihr Bestand in Frankreich nach der Reblaus-Epidemie nie wieder erholen konnte. Die kühlen Nächte in den Weinbauregionen Chiles sorgen darüber hinaus dafür, dass der Alkoholgehalt der Weine nicht ins Unermessliche steigt und die Trauben eine Finesse entwickeln, die an ihre französische Herkunft erinnert. Dennoch musste der Siegeszug der chilenischen Winzer noch bis 1974 warten, bis die Regierung die letzten Prohibitions-Gesetze abschaffte. Jetzt konnten auch europäische Weinproduzenten in den Weinbau des Andenstaates einsteigen. Ihre Expertise, die chilenische Tradition und das hervorragende Terroir machen die „französischen Weine aus Chile“ zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz für die europäischen Winzer.